MSC und Hamburg verfügen über mehr als 92 Prozent der HHLA-Aktien

Stand: 12.12.2023 20:30 Uhr

Die Schweizer Reederei MSC hat bei ihrem geplanten Einstieg bei der Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA) ein wichtiges Etappenziel erreicht. MSC und die Stadt Hamburg verfügen nun über 92,3 Prozent der Aktien des Hafenbetreibers.

Das teilte die Reederei am Dienstag nach dem endgültigen Ablauf des Übernahmeangebots an die Aktionärinnen und Aktionäre des Hafenbetreibers mit. In der Pflichtmitteilung der Reederei heißt es, MSC seien im Laufe der rund sechswöchigen Annahmefrist 9,74 Prozent der HHLA-Anteile von Aktionärinnen und Aktionären angedient worden. Nach dem Zukauf von HHLA-Aktien auf dem freien Markt verfügt MSC zudem über weitere 12,21 Prozent der HHLA-Anteile. Hinzu kommen rund 70,35 Prozent, die bislang im Besitz der Hansestadt Hamburg sind.

Wichtige 90-Prozent-Marke überschritten

Damit ist für den umstrittenen Deal eine wichtige Hürde überschritten. Da die Reederei und die Stadt über mehr als 90 Prozent der Anteile verfügen, können sie die übrigen Aktionärinnen und Aktionäre aus dem Unternehmen drängen - mit einem sogenannten Squeeze-out. Nun dürften die übrigen Aktionärinnen und Aktionäre ein Abfindungsangebot bekommen. Das kann sowohl höher als auch niedriger liegen als jetzt. Klar scheint aber auch: So entschieden sich einige Aktionärinnen und Aktionäre sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gegen den Deal ausgesprochen haben, könnte es Klagen geben.

MSC-Chef Toft zufrieden

"Wir sind in einer sehr guten Position, um unsere gemeinsamen Pläne voranzutreiben", sagte MSC-Chef Sören Toft. Das Ziel sei, dass der Hamburger Hafen eine noch wichtigere Rolle im Konzert der Welthäfen einnimmt.

Leonhard spricht von "wichtigem Schritt"

Hamburgs Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD) sagte am Dienstag: "Die weltgrößte Reederei bindet sich damit fest und langfristig an den Hamburger Hafen - die Einbindung in ein weiteres globales Netzwerk wird zusätzlichen Umschlag bringen und auch einen Beitrag für die Entwicklung des Hafens leisten. Das heutige Ergebnis bringt uns auf diesem Weg einen wichtigen Schritt weiter." Nun würden weitere Schritte anstehen, etwa die Freigabe durch die Kartellbehörde. Außerdem müsse die Hamburgische Bürgerschaft noch zustimmen. Das Parlament befasse sich "voraussichtlich ab Anfang kommenden Jahres" damit.

Hamburg und MSC wollen HHLA gemeinsam führen

Die Stadt Hamburg und MSC wollen die HHLA künftig als Gemeinschaftsunternehmen führen, an dem MSC maximal 49,9 Prozent und die Stadt 50,1 Prozent halten soll. MSC und die Stadt haben bereits zugesagt, das Eigenkapital der HHLA um insgesamt 450 Millionen Euro zu stärken. Der Hafenlogistiker braucht in den kommenden Jahren viel Geld, um die Containerterminals in Hamburg zu modernisieren.

Opposition weiterhin skeptisch

Unverändert skeptisch zeigt sich die Opposition in der Hamburgischen Bürgerschaft. Der Senat werfe sich einem einzigen Unternehmen an den Hals, dem man sich auf Gedeih und Verderb ausliefere, sagte Krzysztof Walczak von der AfD. Er warf dem Senat vor, nicht alle infrage kommenden Alternativen geprüft zu haben. "Dass MSC genügend Aktien eingesammelt hat, ändert nichts daran, dass der Deal grundfalsch ist", sagte Norbert Hackbusch von der Linken. Der Hafen sei mit MSC nicht gut aufgestellt. Götz Wiese von der CDU meinte, Staatseigentum werde weit unter Wert verscherbelt, eine Strategie sei nicht zu erkennen.

Container stapeln sich am in Hamburg am Burchardkai. © picture alliance / Axel Heimken/dpa Foto: Axel Heimken
AUDIO: MSC und Hamburg verfügen über 92,3 Prozent der HHLA-Aktien (1 Min)

Die Gewerkschaft ver.di, Arbeitnehmervertreterinnen und -vertreter sowie Teile der Opposition in der Bürgerschaft befürchten eine Verschlechterung der Arbeitsbedingungen bei der HHLA. Dem halten MSC und die Stadt Hamburg entgegen, dass maßgebliche Zusagen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erreicht worden seien. So würden etwa betriebsbedingte Kündigungen für mindestens fünf Jahre ausgeschlossen.

Weitere Informationen
Containerschiffe der Reederei MSC liegen im Hamburger Hafen. © picture alliance / dpa Foto: Daniel Bockwoldt

HHLA-Deal mit MSC: SPD-Mitglied gibt Parteibuch zurück

Aus Protest gegen den Deal des Hamburger Hafenbetreibers mit der Reederei MSC hat der langjährige Arbeitnehmervertreter Thomas Mendrzik sein SPD-Parteibuch abgegeben. (08.12.2023) mehr

Das Containerschiff «MSC Regulus» liegt auf der Elbe in Höhe von Finkenwerder. © picture alliance/dpa Foto: Bodo Marks

Hamburg: Leonhard glaubt an erforderliche Quote für MSC-Deal

Hamburgs Wirtschaftssenatorin stand in einer Marathonsitzung Rede und Antwort zum Einstieg der Reederei MSC beim Hafenbetreiber HHLA. mehr

Luftaufnahme der Speicherstadt in Hamburg. © picture alliance / imageBROKER | Foto: Thomas Lammeyer

Linke warnt vor MSC-Zugriff auf Hamburger Speicherstadt

Die Hamburger Linke will verhindern, dass die Reederei MSC durch den HHLA-Deal großen Einfluss auf die Speicherstadt bekommt. (05.12.2023) mehr

Blick auf den HHLA Containerterminal am Burchardkai im Hamburger Hafen. © IMAGO / Chris Emil Janßen Foto: Chris Emil Janßen

FAQ: Hamburger Hafenbetreiber HHLA und der geplante MSC-Deal

Welche Bedenken gibt es? Was verspricht sich Hamburg von dem Einstieg? Welche Hürden sind bei einem Einstieg von MSC noch zu nehmen? mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 12.12.2023 | 12:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Hamburger Hafen

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Fluggepäck liegt an einem Sammelpunkt in einer Abflughalle des Flughafens Hamburg. Wegen eines Ausfalls der Gepäckanlage muss das Fluggepäck von Hand sortiert und dann zu den Maschinen gebracht werden. © picture alliance/dpa Foto: Markus Scholz

Gepäckprobleme am Hamburger Flughafen: Reisende brauchen Geduld

Ein Defekt an der Gepäckförderanlage wird zum Problem für abfliegende Passagiere. Der Airport ruft auch für Montag dazu auf, früher zu kommen. mehr