Junge starb nach OP: Ärzte zu Geldstrafen verurteilt

Stand: 08.06.2023 20:10 Uhr

Im Prozess um den Tod eines Neunjährigen nach einer Routine-Operation vor 16 Jahren hat das Landgericht Hamburg zwei Hals-Nasen-Ohren-Ärzte zu Geldstrafen verurteilt.

Der 65-jährige Operateur habe sich der Körperverletzung mit Todesfolge schuldig gemacht, erklärte am Donnerstag die Vorsitzende der Strafkammer, Birgit Woitas. Er bekam eine Geldstrafe von 150 Tagessätzen zu je 440 Euro. Der ehemalige Mitinhaber der Praxis in Hamburg-Harburg sei der Beihilfe zur Körperverletzung mit Todesfolge durch Unterlassen schuldig. Den 69-Jährigen verurteilte das Gericht zu einer Geldstrafe von 75 Tagessätzen zu je 75 Euro. Wegen der langen Verfahrensdauer gelten beide Geldstrafen in voller Höhe als vollstreckt.

Richterin: Medizinische Standards missachtet

Es sei "ein besonders tragischer Fall" - diese Worte wiederholte die Vorsitzende Richterin am Donnerstag mehrfach. Sie sagte aber auch, dass die beiden angeklagten Ärzte für den Tod des Jungen verantwortlich seien. In der Harburger Praxis seien damals medizinische Standards missachtet worden. Nach der Nasen-OP hätte der Junge im Aufwachraum laut der Richterin durchgängig von einer extra geschulten Arzthelferin überwacht werden müssen. Außerdem sei es Standard gewesen, die Sauerstoffsättigung im Blut mit einem Pulsoxymeter zu beobachten. Stattdessen war der Vater mit seinem Kind alleine im Aufwachraum und es war kein Sauerstoffmessgerät im Einsatz. Es kam zu einer Nachblutung, die zu spät bemerkt wurde. Der Junge starb Tage später im Krankenhaus.

Nach dem Ende des Prozesses muss nun die Ärztekammer klären, ob die Verurteilung Auswirkungen auf die Zulassung des Operateurs hat.

Elke Spanner, NDR 90,3, berichtet über einen Prozess in Hamburg. © NDR
AUDIO: Urteil im Prozess um den Tod eines Jungen nach einer OP (1 Min)
Weitere Informationen
Der Eingang des Strafjustizgebäudes am Sievekingsplatz in Hamburg. © picture alliance/dpa Foto: Jonas Walzberg

Junge starb nach OP: Urteil ist erneut verschoben worden

Seit einem Jahr läuft in Hamburg der Prozess gegen zwei Ärzte. Das Landgericht musste das Urteil nun erneut verschieben. (09.05.2023) mehr

Die Justitia an der Fassade vom Hamburger Strafjustizgebäude am Sievekingplatz. © picture alliance / dpa Foto: Daniel Reinhardt

Junge starb nach OP: Sachverständiger sagt im Prozess aus

Der Neunjährige war vor 15 Jahren nach einer Operation in einer Hamburger Hals-Nasen-Ohrenarzt-Praxis gestorben. (06.07.2022) mehr

Das Strafjustizgebäude in Hamburg. © NDR Foto: Screenshot

Junge starb nach Operation: Vater sagt vor Gericht aus

Der Neunjährige war vor 15 Jahren nach einer Operation in einer Hamburger Hals-Nasen-Ohrenarzt-Praxis gestorben. (10.06.2022) mehr

Eine Justizbeamtin steht zu Beginn eines Prozesses in einem des Hamburger Strafjustizgebäudes. © picture alliance/dpa Foto: Christian Charisius

Neunjähriger starb nach Operation: Ärzte vor Gericht

Der Junge war vor 15 Jahren nach einer Operation in einer Hamburger Hals-Nasen-Ohrenarzt-Praxis gestorben. (04.05.2022) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | Hamburg Journal | 08.06.2023 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher und Bundesinnenministerin Nancy Faeser. © picture alliance / NurPhoto Foto: Marten Ronneburg

Kampf gegen Drogen: Hamburg arbeitet mit anderen Häfen zusammen

Bei einem Treffen mit Innenministerin Faeser berieten die Bürgermeister von Hamburg, Rotterdam und Antwerpen, wie man effektiver gegen den Drogenschmuggel vorgehen kann. mehr