Das Logo der Hamburger SAGA ist an der Geschäftsstelle Eimsbüttel zu sehen. © picture alliance / dpa Foto: Daniel Reinhardt

Hamburgs größte Wohnungsbaugesellschaft: SAGA wird 100 Jahre alt

Stand: 20.05.2022 07:39 Uhr

Die Hamburger Wohnungsbaugesellschaft SAGA feiert in diesem Jahr ihren 100. Geburtstag. Zum Jubiläum gab es am Donnerstag einen Senatsempfang.

Zu den Gratulanten gehörte Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD). In seinem Grußwort im großen Festsaal des Rathauses hob er unter anderem die Bedeutung der SAGA in Bezug auf bezahlbaren Wohnraum in der Stadt hervor. Er lobte auch das Engagement des Unternehmens bei der Quartiersentwicklung. "Alle sollen sich das Leben und Wohnen in Hamburg leisten können, dafür steht die SAGA seit 100 Jahren", so der Bürgermeister. Auch Hamburgs Senatorin für Stadtentwicklung, Dorothee Stapelfeldt (SPD), gratulierte: "100 Jahre SAGA bedeutet ein Jahrhundert bezahlbaren Wohnraum in sehr guter Qualität für inzwischen Hunderttausende." Mit rund 137.000 Wohnungen und 1.400 Gewerbeobjekten ist das Unternehmen der größte Vermieter der Hansestadt.

1922 auf Initiative von Max Brauer gegründet

Gegründet wurde die Siedlungs-Aktiengesellschaft Altona 1922 auf Initiative des zweiten Bürgermeisters und Stadtkämmerers von Altona, Max Brauer. In den folgenden Jahren wuchs der SAGA-Bestand auf 2.000 Wohnungen - dann kam die Weltwirtschaftskrise in den 1930er-Jahren. Der Bau neuer Wohnungen kam zum Erliegen, ein Viertel der Mieterinnen und Mieter konnten ihre Miete nicht mehr zahlen. Die SAGA übernahm die Bestände von zwei in Not geratenen kleineren Genossenschaften.

Behelfsheime für Ausgebombte

In der Nazi-Zeit ab 1933 wurde die SAGA zu "einem Zahnrad in einem neuen System", wie es auf der Internetseite des Unternehmens heißt. Im Jahr 1938 ging die SAGA mit dem Verlust von Altonas Selbstständigkeit in den Besitz der Stadt Hamburg über, fusionierte ein Jahr später mit der Baugesellschaft Hamburg und besaß fortan 6.617 Wohnungen. Im Auftrag der Hamburger Gauleitung, der regionalen Führung der NSDAP, baute die SAGA 1942 in Alsterdorf, Jenfeld, Steilshoop und Poppenbüttel Behelfsheime für Ausgebombte. Die Betonteile dafür wurden teilweise im Konzentrationslager Neuengamme vorgefertigt.

Wiederaufbau Hamburgs nach dem Krieg

Im Jahr 1945 wurde Hamburg von britischen Truppen eingenommen. Das SAGA-Büro musste geräumt werden, Vorstand und Aufsichtsrat wurden abgesetzt. Etwa die Hälfte der Belegschaft wurde aufgrund von Zugehörigkeit zur NSDAP entlassen. Mit Kriegsende waren von 6.670 Saga-Wohnungen 1.115 komplett zerstört und 259 so stark beschädigt, dass sie vorerst nicht bewohnt werden konnten. Oberste Priorität hatte der Wiederaufbau Hamburgs. Sieben Jahre nach Kriegsende waren alle SAGA-Bestände wieder aufgebaut und 2.500 neue Wohnungen in Planung.

Sturmflut 1962: 800 SAGA-Häuser unter Wasser

1962 erreichte eine gewaltige Sturmflut die Hansestadt. Der Naturkatastrophe fielen 318 Menschen zum Opfer, allein im Bestand der SAGA standen 800 Häuser in Wilhelmsburg und Harburg unter Wasser. Neubauwohnungen seien daraufhin bevorzugt an Flutopfer vergeben worden, so das Unternehmen.

Häuserkampf in der Hafenstraße

Die Ölkrise beendete 1973 den Bau-Boom, zu dem Zeitpunkt war die SAGA im Besitz von 75.500 Wohnungen. Anfang der 1980er-Jahre verschärften sich aufgrund von hoher Arbeitslosigkeit soziale Spannungen in Hamburg, insbesondere in den großen Wohnsiedlungen der SAGA. Zwei Jahre später besetzten Autonome in der Hafenstraße auf St. Pauli leer stehende Häuser. Der Konflikt dauerte Jahre und endete in einer kuriosen Einigung: Hamburgs Erster Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) versprach, gegen den Willen der eigenen Partei, eine vertragliche Lösung. Wenige Tage später unterschrieben Stadt und Bewohner einen Pachtvertrag zur Nutzung der Häuser.

SAGA geht mit GWG zusammen

Ende der 1990er-Jahre bildeten die beiden kommunalen Wohnungsunternehmen SAGA und GWG einen Gleichordnungskonzern. Fortan war die damalige SAGA GWG im Besitz von mehr als 130.000 Wohnungen in Hamburg. Nach der Jahrtausendwende setzte sich das Unternehmen unter anderem für Menschen auf der Flucht ein. Im Jahr 2015 ließ die SAGA mehr als 2.000 Wohnungen zur vorübergehenden Unterbringung syrischer Flüchtlinge bauen. In seiner jüngsten Geschichte stellte das Unternehmen 130 Wohnungen sowie 150 Zimmer einer Pflegeeinrichtung zur temporären Unterbringung von Geflüchteten aus der Ukraine zur Verfügung.

"Es ist ein Glück für Hamburg und die mehreren hunderttausend Mieterinnen und Mieter, dass in den vergangenen 100 Jahren alle Pläne, die SAGA zu verkaufen, schnell wieder beerdigt wurden", sagte Andreas Breitner, der Direktor des Verbands norddeutscher Wohnungsunternehmen.

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 19.05.2022 | 19:30 Uhr

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