Der Eingang des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. © NDR Foto: Alexander Heinz
Der Eingang des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. © NDR Foto: Alexander Heinz
Der Eingang des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. © NDR Foto: Alexander Heinz
AUDIO: Zeugen Jehovas: UKE lehnt Operation ab (1 Min)

Behandlung von Zeugen Jehovas als Gewissensfrage für Ärzte

Stand: 01.09.2023 07:35 Uhr

Die Zeugen Jehovas haben strenge Regeln für medizinische Eingriffe. Bluttransfusion lehnen sie grundsätzlich ab - das kann Operationen komplizierter machen. Das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) hat deshalb jetzt eine Operation abgelehnt. Und das ist offenbar kein Einzelfall, wie Recherchen von NDR 90,3 zeigen.

In dem konkreten Fall ging es um einen Patienten mit Hirntumor. Er konnte nicht im UKE operiert werden, weil die Anästhestistinnen und Anästhesisten ihr Veto eingelegt haben. Obwohl bei diesen Operationen in vielen Fällen keine Blutkonserven gebraucht werden. Weil der Blutverlust nach Auskunft von Fachleuten meistens nur gering ist. Im UKE hat der Fall zu Diskussionen geführt - sogar die Chefetage hat sich damit befasst.

Ärzte können planbare Operationen ablehnen

Die Klinik betont zwar in einer schriftlichen Stellungnahme, dass Zeugen Jehovas operiert werden und es dafür eine Verfahrensanweisung gibt. Nach Recherchen von NDR 90,3 tut sich das UKE aber offenbar häufiger schwer damit, sich auf die Regeln der Glaubensgemeinschaft einzulassen. Grundsätzlich gilt: Wenn Ärztinnen und Ärzte die Behandlung einer Patientin oder eines Patienten übernehmen, dann müssen sie sich auch an deren Vorgaben halten. Das gilt nicht nur für Transfusionen, sondern beispielsweise auch beim Thema Beatmung. Gleichzeitig steht ihnen aus Gewissensgründen frei, eine planbare Behandlung abzulehnen. Etwa, wenn sie zu der Überzeugung gekommen sind, dass sie die Patientin oder den Patienten nicht so behandeln können, wie sie oder er es will. Während einige Ärztinnen und Ärzte im UKE deshalb offenbar häufiger Operationen ablehnen, soll es in anderen Kliniken weniger Bedenken geben, sich auf die Regeln der Zeugen Jehovas einzulassen.

Zeugen Jehovas lehnen Bluttransfusionen ab

Das UKE erklärte in einer schriftlichen Stellungnahme: Sollte eine Patientin oder ein Patient nicht operiert werden, werde sie oder er an ein anderes Krankenhaus verwiesen. In Hamburg leben nach offiziellen Angaben rund 3.800 Zeugen Jehovas. Sie lehnen mit Verweis auf die Bibel Bluttransfusionen ab, weil Blut nach ihrer religiösen Überzeugung etwas Heiliges ist. Sie verweisen darauf, dass bei Operationen das Blut der Patientin oder des Patienten auch aufgefangen werden könne, um es ihm wieder zu verabreichen.

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 01.09.2023 | 08:00 Uhr

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