Zeitreise: Vom sorglosen Umgang mit Müll
Heute ist die Müllentsorgung doch ein Spaziergang, meint Jürgen Vollbehr. Früher, Mitte der 1960er-Jahre, waren die Mülleimer aus Metall und hatten keine Räder, man musste sie tragen. Sechzig Kilo haben sie gewogen und mit denen ist man dann durch die langen Gänge der Mietshäuser gegangen. Ab und zu schlug man dabei dann die Fliesen an den Seiten kaputt, dann gab es heftigen Ärger mit dem Chef, der sie dann wieder reparieren lassen musste.
Ein wenig ruhmreicher Beruf
Fast alle haben damals noch mit Kohle geheizt, erzählt Vollbehr. Die Asche kam dann in den Mülleimer - manchmal brannte die noch, mehr als einmal ging im Müllwagen das Feuer wieder an. Und es gab damals echte Künstler unter den Müllmännern, schwärmt der 72-Jährige. Die konnten zwei vollbeladene Tonnen nur durch Drehen vorwärtsbewegen, das sah dann schon manchmal wie Ballett aus. Wichtig war der Beruf, aber in der Gesellschaft nicht anerkannt. Schon in der Schule haben die Lehrer den Kindern gedroht, wenn Du nichts lernen willst, wirst Du einmal Müllmann. Dabei war das Leben ohne die Müllentsorger kaum vorstellbar. Aber für viele waren sie die "Schietleute".
Die "Bürgermeisterkuhle" schluckte alles
Auf dem Land gab es bis 1972, bis zum ersten Abfallbeseitigungsgesetz, meist gar keine Müllabfuhr. Jedes Dorf hatte seine sogenannte "Bürgermeisterkuhle" - eine Müllkippe, wo alles landete, was nicht mehr gebraucht wurde. Von der Waschmaschine bis zum Auto.
1970 hatten 41 Prozent der Bundesbürger den Begriff Umweltschutz noch nie gehört. Das änderte sich nur schleppend. Heute ist die Entsorgung in Städten und Gemeinden genauso wichtig, wie die Versorgung der Bevölkerung. Aber, trotz aller Verbesserungen, Müllmann zu sein, ist immer noch ein Knochenjob.
