Sendedatum: 16.11.2014 19:30 Uhr

Zeitreise: Gedenktag für Dr. Arthur Goldschmidt

Autor Georges Arthur Goldschmidt auf der Frankfurter Buchmesse 2007 © picture-alliance/ dpa Foto: Arno Burgi
Dr. Arthur Goldschmidts Sohn, Georges-Arthur, bringt eine Gedenktafel für seinen Vater an.

Fünf Jahre lang liegt ein kleiner Zettel auf dem Schreibtisch des Reinbekers Dr. Ulrich Fritz. Darauf eine Adresse in Frankreich. Der 53 Jahre alte Arzt hütet das Blatt Papier wie einen kleinen Schatz. "Mein verstorbener Freund Alfred Schulz übergab ihn mir kurz vor seinem Tod. Er sagte: 'Ihr müsst euch unbedingt darum kümmern, dass das mit Goldschmidt in Ordnung kommt'", sagt Fritz. Anfang dieses Jahres nimmt er endlich Kontakt auf zu dem deutsch-französischen Schriftsteller Georges-Arthur Goldschmidt, der Sohn desjenigen, um den es geht: Dr. Arthur Goldschmidt. Der stammte aus einer konvertierten jüdischen Familie, war für den Kaiser in den Krieg gezogen - und durfte plötzlich kein Deutscher mehr sein.

Evangelische Lagergemeinde in Theresienstadt

Blick durch Stacheldraht auf Gebäude des Konzentrationslagers der SS im tschechischen Theresienstadt, undatierte Swarzweiß-Aufnahme. © picture alliance / dpa-Bildarchiv
Im KZ Theresienstadt gründete Goldschmidt die evangelische Lagergemeinde.

1933 wird der Oberlandesgerichtsrat Goldschmidt von den Nazis in den Zwangs-Ruhestand versetzt. Im Februar 1942 wird die Familie von der Kirche ausgeschlossen. Kurz darauf weigert sich der Reinbeker Pastor, Goldschmidts verstorbene Frau Kitty zu begraben, weil sie eine "nichtarische Christin" gewesen sei. Einen Monat später wird Goldschmidt ins KZ Theresienstadt deportiert. Der Mann ist tiefgläubig und gründet die evangelische Lagergemeinde Theresienstadt. Trotz hoher Sterblichkeit und ständiger Transporte nach Auschwitz wächst sie auf 800 Mitglieder an. Zudem ist Goldschmidt ein begabter Zeichner und dokumentiert das Lagerleben in zahlreichen Kohlezeichnungen.

Nach dem KZ zurück in die Heimat Reinbek

Der Reinbeker überlebt das KZ und kehrt, zum völligen Unverständnis seiner Söhne, in seine Heimat zurück. Goldschmidt wollte Anstand, Moral und Ethik in Deutschland wiederherstellen. In Reinbek war Goldschmidt nach dem Krieg Mitbegründer des Ortsvereins der CDU und der Volkshochschule. Bei der Einweihung hielt Goldschmidt die Eröffnungsrede, brach zusammen und starb. Weil die Kirchengemeinde später die Kohlezeichnungen seines Sohnes nicht annehmen wollte, brach der Kontakt. Als Mitglied des Reinbeker Kirchengemeinderates will Dr. Fritz nun mit dem Sohn ein gemeinsames Gedenken auf den Weg bringen. Zum Volkstrauertag wird es in der Maria-Magdalenen-Kirche eine Feierstunde geben, bei der eine eigens angefertigte Gedenktafel enthüllt. Mehr über Arthur Goldschmidt in unserer Zeitreise.

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 16.11.2014 | 19:30 Uhr

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