Influencer mit Plattenkamera - Fotograf Wilhelm Dreesen
"Discovering Dreesen. Fotograf, Globetrotter, Influencer": So heißt eine Ausstellung auf dem Flensburger Museumsberg. Sie widmet sich Wilhelm Dreesen, Porträt- und Kaiserlicher Hoffotograf.
Alles begann mit zwei unscheinbaren Holzkisten. Bei Aufräumarbeiten auf dem Flensburger Museumsberg fanden Mitarbeiter die eingestaubten Behältnisse in einem Magazin. Seit Jahren hatten sie unbeachtet dort gestanden. Auf einem Deckel klebte ein Papierstreifen mit dem Namen Dreesen. In den Kisten: Glasplatten mit unbekannten Motiven. Erst als sich die Fachleute den Inhalt genauer ansahen und recherchierten, was darauf zu sehen war, begannen sie das Ausmaß der Entdeckung zu verstehen. Es handelte sich um 300 Foto-Negative überwiegend aus dem 19. Jahrhundert. Zu sehen sind vor allem Porträts, Städte und Landschaften aus der ganzen Welt. Der Name auf den Kisten war der von Wilhelm Dreesen.
Vom Porträt- zum Kaiserlichen Hoffotografen
Dass Wilhelm Dreesen ein Flensburger Fotograf war, wusste man auf dem Museumsberg zwar. Aber als sie jetzt die Negative einscannten, digitale Positive daraus herstellten und sich parallel mit Leben und Werk Dreesens beschäftigten, beförderten die Museumsleute immer neue spannende Details ans Licht. 1865 gründete Wilhelm Dreesen sein erstes Atelier für Porträtfotografie in Flensburg. Der Laden lief so gut, dass er schnell Filialen in der ganzen Region eröffnete. Bald schon wurde er zum Kaiserlichen Hoffotografen ernannt; diese Ehre öffnete ihm die Tür für eine ganz große Karriere. Dreesen, der immer auf dem neuesten Stand der sich rasant entwickelnden Fototechnik war, bekam für seine gut komponierten Bilder Preise auf Weltausstellungen. Seine Mappen mit erlesenen Bildern aus Schleswig-Holstein verkauften sich überregional bestens.
Bordfotograf der Reederei Hapag

Schließlich wurde der Flensburger von der Reederei Hapag engagiert. Mit deren Schiffen reiste er um die ganze Welt - kostenlos, denn als Gegenleistung lieferte er Unmengen Fotos vom Leben an Bord und von den Reisezielen. Die Reisenden Erster Klasse etwa erhielten von der Reederei stets ein edles Buch geschenkt, eingebunden in Krokodilleder, mit Goldschnitt versehen, und darin: Reisebilder von Wilhelm Dreesen.
Tourismusboom durch Dreesen-Impressionen
Der Fotograf war ein glänzender Geschäftsmann in eigener Sache, und zugleich prägte er das damalige Bild der Menschen von den Regionen, in denen er fotografierte. Wie Schleswig-Holstein als Land zwischen den Meeren damals wahrgenommen wurde, geht zu einem großen Teil auf die überregionale Publikation seiner Bilder zurück. Und eine norwegische Zeitung etwa schrieb seinerzeit, niemandem habe der Tourismus des Landes so viel zu verdanken wie Wilhelm Dreesen. Denn seine oft idyllischen Fotos aus Norwegen haben Scharen an Menschen aus ganz Europa in das Land gezogen.
Aus den Fotos, die in den unscheinbaren Kisten gefunden wurden, ist jetzt eine Ausstellung auf dem Flensburger Museumsberg geworden. Dort kann man den ganzen Fotografen entdecken. So heißt sie dann auch: "Discovering Dreesen. Fotograf, Globetrotter, Influencer".
