Pop-Star Michael Jackson (l.) im Duett mit der Gitarristin Jennifer Batton während des Open-Air-Konzerts auf dem Kieler Nordmarksportfeld am Freitagabend, 13. Juni 1997. © picture alliance, associated press Foto: Christof Stache

Vor 25 Jahren: Michael Jackson mit "History"-Tour in Kiel

Stand: 12.06.2022 05:00 Uhr

Ein Vierteljahrhundert ist es her, als der "King of Pop" Schleswig-Holstein besuchte. Sein Auftritt auf dem Nordmarksportfeld ist bis heute legendär.

von Sebastian Parzanny

Er kann sich noch gut erinnern. Stefan Wolf zeigt immer wieder in verschiedene Himmelsrichtungen, während er auf dem menschenleeren Nordmarksportfeld in Kiel steht. "Dort war der VIP-Bereich, dort drüben die Bühne, auf der anderen Seite des Geländes gab es zwei Eingänge", erzählt Wolf. Vor 25 Jahren war er der örtliche Veranstalter. Er hatte vorher in diesem Job schon einiges erlebt. Doch das, was Michael Jackson in Kiel auf die Bühne brachte und was seine Manager an Organisation erwarteten, waren ganz neue Dimensionen für Schleswig-Holstein.

Eine Straße auf dem Nordmarksportfeld für den "King of Pop"

Ein Mann steht auf der Rasenfläche vom Nordmarktsportfeld in Kiel. © NDR Foto: Sebastian Parzanny
Auf dem Norder werden Erinnerungen wach. Stefan Wolf ist damals als Veranstalter ganz nah dran.

Es gab ganz exakte Anweisungen aus den USA, sagt Stefan Wolf. "So musste unter anderem eine eigene Zufahrt für Jacksons Limosine unter die Bühne gebaut werden", erklärt Wolf. Der Plan: Schnell raus aus dem Auto und rein in den VIP-Bereich. Der Pop-König galt als äußerst publikumsscheu. Doch das war noch nicht alles. "Es gab hinter der Bühne Bereiche mit Straßennamen, zum Beispiel 'Michael-Jackson-Road' und 'Marcel-Avram-Street' - ein Hochsicherheitstrakt, den nur Jackson selbst und seine engsten Vertrauten betreten durften". Nicht einmal Veranstalter Stefan Wolf durfte diesen Bereich betreten.

Marcel Avram - der Mann mit der eigenen Straße - ist ein Konzert-Manager aus Frankfurt. Über ihn und sein Team lief der Kontakt zum "King of Pop". "Die hatten unter anderen Jackson unter Vertrag. Weil wir eine sehr gute Zusammenarbeit mit denen hatten, haben die uns irgendwann gefragt: 'Habt Ihr nicht bei euch im Norden einen Spielort für ein wirklich großes Michael-Jackson-Konzert?' Da fiel mir ein: Das Nordmarksportfeld ist ja riesengroß", erinnert sich Wolf.

Quasi als Generalprobe galt ein Genesis-Konzert. Die Rockband hatte gut ein Jahr zuvor auf dem "Norder" gespielt, alles hatte reibungslos funktioniert.

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Eine Schwarz-Weiß-Aufnahme von der Gründung des Nordmarksportfeldes, auf dem viele Menschen stehen. © NDR

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1997: Jackson "History"-Tour mit jeder Menge Equipment

Nachdem der Vertrag unter Dach und Fach war, begann die Organisation. Die dauerte gut ein halbes Jahr, einige Wochen vor dem Konzert kamen die ersten Lieferungen: "Die Menge des Equipments - das hatte ich schon unterschätzt", lacht Stefan Wolf heute. Die Ausstattung kam in mehreren Transportflugzeugen nach Hohn bei Rendsburg. Dann wurde alles umgeladen und es ging per Lkw weiter nach Kiel.

Zum Beispiel mit dabei: Eine übergroße Rakete, die zur Bühne gehörte. Aus ihr stieg Michael Jackson zu Beginn des Konzertes. Damals eine absolute Sensation. "Ungefähr 20 Trucks - so 30-Tonner - werden es wohl gewesen sein", schätzt Burchard Dreibach. Der Unternehmer baute mit seiner Crew die gigantische Bühne auf. "Eine ganze Woche lang hat es gedauert. 24 Meter breit und zwölf Meter hoch, das waren ungefähr die Ausmaße". Der Mann mit den langen, grauen Haaren hat persönliche Widmungen von Joe Cocker und Whitney Housten in seinem Kieler Büro hängen, erlebt hat er Vieles im Popgeschäft - trotzdem sagt auch er: "Das Michael-Jackson-Konzert war sicher 'was ganz Besonderes, gar keine Frage."

Dunkle Wolken über dem Nordmarksportfeld kurz vor Jackons Auftritt

Während Konzertveranstalter Stefan Wolf weiter über das Nordmarksportfeld schlendert, erinnert er sich noch an eine Geschichte, die die meisten der 55.000 Fans vor 25 Jahren sicher gar nicht mitbekommen haben. Beinahe hätte das legendäre Konzert gar nicht stattgefunden. "Irgendwann wurden die Wolken immer dunkler über dem Nordmarksportfeld. Wir mussten beim Seewetterdienst anrufen." Und ja, der Seetwetterdienst bestätigte die Befürchtung des Veranstalterteams. Ein Regengebiet steuerte auf das Gelände zu. Es sei aber nur ein kurzer Schauer, heißt es damals. "Naja, aus diesem kurzen Schauer wurde ein Riesenregenguss. Als hätte jemand den Wasserhahn aufgedreht. Also haben wir den Krisenstab zusammengetrommelt und überlegt komplett abzusagen, " erzählt Stefan Wolf. Doch kaum war der 'King of Pop' in der Stadt, riss die Wolkendecke auf.

Wenn Veranstalter Stefan Wolf heute das Gelände des Nordmarksportfelds betritt, werden Erinnerungen geweckt. "Es war so ein tolles Konzert, alle hatten einen super Abend. Der 'King of Pop' in Kiel und ich hatte das Glück ein Teil davon sein zu können", schwärmt Stefan Wolf auch ein Vierteljahrhundert danach.

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Dampflokomotive aus dem 19. Jahrhundert. © dpa - report Foto: Votava

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Dieses Thema im Programm:

Schleswig-Holstein Magazin | 12.06.2022 | 19:30 Uhr

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Rock und Pop