Hannover 96 : RB Leipzig

Die "Roten Bullen" hingegen haben die Leistung des letzten Spieltags gegen Düsseldorf bestätigt und abermals gezeigt, wenn auch gegen einen deutlich unterlegenen Gegner, dass in Sachen Champions-League-Plätze mit ihnen zu rechnen ist. Vier Tore gegen Düsseldorf, drei gegen Hannover: Die Offensive läuft wie geschmiert und wird von einer Defensivabteilung unterstützt, die heute sogar für alle drei Tore sorgte und hinten alles schulmäßig abdichtete. Kein Torschuss für Hannover in 90 Minuten - auch ein Ausrufezeichen hinsichtlich der Leipziger Abwehrqualitäten.

Es ist amtlich und es tut weh. Sehr weh. Hannover verliert mit 0:3 deutlich und verdient gegen Leipzig, Thomas Dolls Comeback auf der Bundesliga-Trainerbank ist gründlich in die Hose gegangen. Ratlosigkeit in den Gesichtern der 96er, deren verzwickte Situation sich nach der heutigen Vorstellung noch verschlimmert hat. Aufbauarbeit ist vonnöten, Doll wird alle Hände voll zu tun haben, seine Mannschaft für das extrem wichtige Aufeinandertreffen mit Nürnberg nächstes Wochenende zu rüsten. Hannover sei zugestanden, dass Leipzig allerdings auch nicht die Sorte Klub darstellt, mit der sich die Niedersachsen diese Saison messen können. Der volle Fokus muss auf den Spielen gegen die direkte Konkurrenz im Abstiegskampf liegen.

Abpfiff 2. Spielhälfte

Schwegler bringt einen Freistoß rein, Weydandt steigt hoch in die Luft und bekommt den Kopf an den Ball, Leipzigs Ersatztorhüter Mvogo darf die Kugel runterfischen. Keine Gefahr.

Fakt: Alle drei Tore für Leipzig fielen heute durch Abwehrspieler.

Forsberg im Dribbling, enge Ballführung, er schaut sich am Sechzehner nach Anspielstationen um, fasst sich dann ein Herz und zieht selbst ab. Sein Schuss streicht hauchzart am linken Pfosten vorbei.

Bisher ist Hannover nicht unbedingt als defensivschwach bei Standards aufgefallen. Nun setzt es zwei Gegentore nach einer Ecke, zweimal wurde Orban sträflich alleingelassen.

Zack, drin das Leder. Leipzig erhöht nach Ecke von Forsberg und Kopfball von Orban, der seinen Doppelpack schnürt, auf 3:0.

Klostermann lässt gegen Wood im Zentrum das Bein stehen. Akpoguma führt den Freistoß kurz aus, Korb wird daraufhin an der Außenlinie wieder von drei (!) Leipzigern attackiert. Es bleibt nur die Möglichkeit des Rückzugs.

Stürmer Wood verteidigt Defensivmann Konaté - verkehrte Welt, der Einsatz des Hannoveraners spricht allerdings für ihn.

Auch Forsberg darf hier noch mitmischen. Cunha hat es nicht allzu eilig, den Platz zu verlassen.

Schöne Hereingabe der Marke "Bogenlampe" von Laimer an der zweiten Pfosten, wo Poulsen den Ball ans Außennetz köpft. Die RB-Fans hatten schon zum Torschrei angesetzt.

Es droht bei noch zwölf verbleibenden Minuten in der regulären Spielzeit die fünfte Heimniederlage in Serie für Hannover.

Schwegler bringt den Freistoß auf den Kopf von Weydandt, danach kommt Walace ebenfalls per Kopf an den Ball. Aber es bleibt ungefährlich, zum Leidwesen von Thomas Doll, der personell nun alles auf dem Rasen stehen hat, wo das Schildchen "Offensive" drauf steht. Spielerisch fruchtet das aber nicht wirklich. Hannover hat immer noch keinen Torschuss zu verzeichnen.

Laimer steigt an der Seitenlinie gegen Korb ein. Und sieht seine vierte Gelbe in der laufenden Saison.

Es läuft nach Plan für Trainer Ralf Rangnick und seine Mannschaft. Übrigens: Rangnick führte sowohl die TSG Hoffenheim als auch Leipzig in die Bundesliga, aber der erste seiner drei Aufstiege ins Fußball-Oberhaus gelang ihm - aufgepasst - mit Hannover 96 im Jahre 2002, als er die Niedersachsen nach 13 Jahren Abstinenz zurück auf die Bundesliga-Landkarte brachte. Haben vielleicht einige schon verdrängt.

Adams spielt die Kugel raus auf Poulsen. Der gibt ab zu Sabitzer, dann legt Leipzig den Rückwärtsgang ein und baut neu auf. RB hat die Zeit.

Poulsen wirbelt an der rechten Strafraumkante, wird beim Schuss aber von der Hannover-Defensive gut geblockt.

Cunha pflückt einen langen Ball herrlich mit dem Außenspann aus der Luft - steht aber im Abseits.

Wie Leipzig presst, lässt 96 alt aussehen. Mit System und alles andere als blind setzen die Spieler von Trainer Ralf Rangnick nach fast jedem Ballverlust nach.

Mann des Spiels bisher? Das dürfte Marcel Halstenberg sein, zumindest beim Blick auf die Statistik. Ein verwandelter Elfmeter, ein Assist per Ecke.

Unglücklicher Gegentreffer und ein Schlag in die Magengrube für die Hannoveraner, die im Begriff waren, die Partie ein wenig ausgeglichener zu gestalten

Da ist es passiert - Ecke Halstenberg, der Ball fliegt zunächst an Freund und Feind vorbei, findet dann aber doch noch einen Freund in Leipzigs Kapitän Willi Orban, der am zweiten Pfosten mutterseelenallein per Kopf einschieben kann. 2:0 für die Gäste!

Jonathas legt, wie es sich für einen Brasilianer gehört, brasilianisch per Hacke auf Wood ab, der dann aber am Torabschluss gehindert wird.

Wood kommt nach einem Steilpass an den Ball und wird dann stark von Konaté und Klostermann gedoppelt. Wood lamentiert, will einen Freistoß - den er aber nicht bekommt.

Albornoz zupft Demme im Mittelfeld herzlich am Trikot. Zu herzlich für den Geschmack des Unparteiischen, der den Hannoveraner zurückpfeit.

Wieder eine sinnbildliche Szene für die 96er Misere. Poulsen läuft mit hohem Tempo an, Anton muss auf Akpoguma rausspielen, der seinerseits von Laimer angelaufen wird. Und dann: Uninspirierter langer Ball, der zu allem Überfluss auch noch ins Seitenaus fliegt.

Akpoguma und Cunha rasseln bei einem Leipziger Gegenstoß nach Hannoveraner Ballverlust gegeneinander. Schiedsrichter Schlager lässt weiterspielen.

Wie man's dreht und wendet: Es kommt einfach nicht das Gefühl auf, als habe Hannover die nötigen Mittel, um die im Kollektiv agierenden RB-Defensivleute mit irgendeiner Finesse zu überraschen.

Die „Roten Bullen“ haben übrigens die letzten zehn Spiele gewonnen, in denen sie in Führung gegangen sind. Das nur am Rande.

In der Theorie eine gute Variante: Erst gibt's den flachen Pass auf Cunha, der legt wieder ab, Halstenberg gibt zu Sabitzer. Dieser versucht einen Drehschuss, ein Hannoveraner kann blocken.

Zeremonienmeister Halstenberg macht sich bereit für den Eckstoß.

Schwegler klärt eine flache Hereingabe von Cunha auf der rechten Seite zur Ecke.

96-Torwart Esser fängt einen Steilpass auf Cunha in die Spitze hellwach ab.

Und wieder einer dieser schnell vorgetragenen Konter der Leipziger. Sabitzer flankt rein auf Cunha, der im Luftduell mit Walace den Ellenbogen zu Hilfe nimmt und den Hannoveraner trifft. Stürmerfoul, eine böse Absicht ist Cunha aber keineswegs zu unterstellen.

Wood spielt vor dem Sechzehner quer rüber zu Walace. Dieser entscheidet sich für einen Distanzschuss, der allerdings eher in die Kategorie "Field Goal" fällt. Falsche Sportart, das Leder segelt weit über den Kasten.

Wood erstmals im Fokus. Einen Pass von Müller legt er bei der Annahme an Halstenberg vorbei, wird dann aber doch noch von der RB-Abwehr im Verbund gestoppt.

Auf der Hannoveraner Seite bläst Thomas Doll das Horn zum Angriff. Wood ersetzt Muslija, rückt zu Jonathas in den Sturm.

Direkt die erste Kuriosität zu Beginn der zweiten Hälfte: Gulacsi scheint wohl nicht weitermachen zu können, für ihn kommt Ersatzkeeper Mvogo zu seinem zweiten Einsatz in der Bundesliga.

Anpfiff 2. Spielhälfte

Es ist Pause! Hannover hielt sich vor allem durch starke Paraden von Torhüter Esser in der Partie, der mehrfach den Rückstand verhinderte. Eine über weite Strecken bemühte Defensivleistung der Gastgeber täuschte jedoch nicht darüber hinweg, dass Leipzig deutlich mehr vom Spiel hatte und Hannovers Offensive komplett abmeldete. RB presste früh, schaltete gut um und bekam letztendlich einen Elfmeter berechtigterweise zugesprochen. Halstenberg verwandelte. Bei 96 wird nun in der Kabine eine kreative Doll-Ansprache vonnöten sein, um die Konzentration und den Glauben an einen Punktgewinn aufrechtzuerhalten.

Abpfiff 1. Spielhälfte

Jonathas und Konaté rangeln um den Ball, nachdem der Unparteiische auf Freistoß für Leipzig entscheidet.

Selbstverständlich knallt Halstenberg den Ball an Esser vorbei und ins Tor. Das nur als Präzisierung.

Trocken verwandelt vom Linksfuß. Halstenberg knallt den Ball links unten vorbei, Esser hat zwar die Ecke, kann diesen perfekt geschossenen Strafstoß aber nicht parieren.

Halstenberg nimmt sich den Ball.

Glasklar. Auch, wenn Akpoguma sich hier selbst weh tut und behandelt werden muss, kommt er schlichtweg zu spät.

Cunha fällt im Strafraum, wird von Akpoguma nach einer Sabitzer-Flanke am Bein getroffen. Elfmeter für Leipzig!

Für Pirmin Schwegler ist der 20. Spieltag in der Bundesliga übrigens schon jetzt ein besonderer. Nachdem er in Dortmund erstmals als Hannoveraner 90 Minuten auf der Bank verweilte, kann er heute sein 250. Bundesliga-Spiel feiern. Im historischen Schweizer-Ranking liegt er damit vorerst auf Rang vier - nur Ciriaco Sforza (265-mal), Tranquilo Barnetta (260-mal) und Diego Benaglio (259-mal) kamen öfter in der Bundesliga zum Einsatz.

Nächste dicke, dicke Chance für RB! Sabitzer prüft nach Zuspiel von Klostermann im Sechzehner Esser im Hannoveraner Kasten. Der 96-Schlussmann präsentiert sich weiterhin als sicherer Rückhalt und kann parieren. Es ist schon die sechste Parade des Torwarts, der Hannover im Spiel hält.

Beinahe wäre 96 durch gewesen - Walace will auf Höhe der Mittellinie auf den durchgestarteten Müller spielen, bleibt mit seinem Versuch allerdings an der RB-Abwehrkette hängen.

Demme mit einer harten Flanke aus dem rechten Halbfeld in die Spitze, wo aber kein RB-Stürmer steht. Die Konsequenz: Das Leder segelt auf der anderen Seite des Spielfelds über die Auslinie.

Kontermöglichkeit für Hannover über Muslija, der Walace in der Mitte mitnimmt. Und dann das, was charakteristisch für die gesamte Saison der Niedersachsen ist: Walace verzögert, auch, weil RasenBallsport gut nach hinten arbeitet und schnell wieder hinter dem Ball ist. Leipzig hat die Kugel.

Adams lässt aus etwa 22 Metern einen strammen Flachschuss von der Leine. Esser kann den Ball aber festhalten.

Was hält Thomas Doll wohl von diesen ersten 35 Minuten? Er tigert jedenfalls in seiner Coaching Zone unentwegt auf und ab.

Jetzt dann doch mal ein geordneter Vorstoß von Hannover. Jonathas legt sich den Ball zunächst an Orban vorbei, wird allerdings von Halstenberg gestoppt. Jonathas zieht ein Stürmerfoul, Freistoß für Leipzig.

Die Lunge des Leipziger Mittelfelds, Tyler Adams, verrichtet auch heute wieder viel Laufarbeit. Der 19-jährige Neuzugang von den New York Red Bulls gab zuletzt gegen Düsseldorf sein Bundesliga-Debüt. Mit 11,7 Kilometern war er dort der laufstärkste Spieler der Partie, gewann zudem 68 Prozent seiner Zweikämpfe.

Walace kommt auf der rechten Außenbahn zur Flanke, die im aber vollends über den Schlappen rutscht. Die Zuschauer raunen, sie hatten sich von der Hereingabe des Hannoveraner Sechsers mehr erhofft.

Das Geschehen spielt sich immer noch zum Großteil in der Hannoveraner Hälfte ab.

Halstenberg ist der Mann für die Standards, bringt das Leder in den Sechzehner. Da steht Jonathas und hält seine Stirn hin - Situation bereinigt.

Sabitzer verliert den Zweikampf an der Außenlinie gegen Albornoz, holt aber einen Eckball heraus.

Das Umschaltspiel ist ein großes Manko bei 96. Hannover war in dieser Saison noch kein einziges Mal nach einem Ballverlust des Gegners erfolgreich. Dort muss Doll den Hebel ansetzen.

Puh. Mutiges Tackling von Schwegler im Stafraum gegen Cunha. Aber Schwegler spielt hohem Risiko den Ball, alles sauber.

Walace verzettelt sich vor dem eigenen Sechzehner im Dribbling, es setzen wieder gefühlt alle Leipziger Feldspieler nach. Walace hat etwas Glück, dass der Schiedsrichter auf Stürmerfoul entscheidet und 96 einen Standard zuspricht.

Schweglers Gelbe Karte hat übrigens Folgen. Es ist seine fünfte, damit fehlt er nächste Woche im extrem wichtigen Spiel gegen Schlusslicht Nürnberg.

Gerade sehen wir wieder im Ansatz das, was bei den Hannoveranern schon die gesamte Saison über Probleme bereitet. Die Leipziger Pressing-Maschine, die schon 15-mal nach gegnerischen Ballverlusten traf, macht 96 das Leben sichtlich schwer. Hohes Tempo, intensive Zweikämpfe. Leipzig gibt das Heft des Handelns vorerst nicht aus der Hand.

Hannover ist die Anspannung anzumerken. Muslija und Albornoz versuchen es im Doppelpack mal über links, Asano bekommt in der Folge den Bal in den Strafraum gespielt. Er kann das Leder jedoch nicht so richtig kontrolieren, die RB-Abwehr ist zur Stelle.

Lattentreffer für Leipzig - Cunha kommt nach einer Ecke per Kopf mit dem Rücken zum Tor zum Kopfball. Esser kann nur noch hinterherschauen, der Querbalken verhindert den Rückstand der 96er.

Der erste Gelbe Karton der Partie: Pirmin Schwegler trifft's. Überaus rüde bringt er Poulsen von schräg hinten zu Fall.

Nach vorne hin läuft wenig zusammen bei den Gastgebern. Hannover wartet darauf, dass sich hier irgendwas in der Offensive ergibt. Und das eigentlich schon seit den letzten vier Heimspielen, in denen 96 ohne eigenen Torerfolg blieb.

Hannover indes muss sich merklich zurückziehen. Im kompakten 4-4-2 versucht 96, die Mitte eng zu machen, ist dadurch allerdings auch bisher über die Außenpositionen ein wenig anfälliger für Flanken. Diese führten bis jetzt aber zu nichts. Trotzdem muss Hannover aufpassen.

Jetzt mal eine Standardvariante von Leipzig, Sabitzer spielt kurz auf Adams, der durchstartet und von rechts eine flache Flanke in den Fünfmeterraum bringt. Ein RB-Spieler bekommt die Fußspitze an den Ball, aber wieder steht Esser goldrichtig zwischen den Hannoveraner Pfosten.

Walace verlagert gut auf Korb, der rechts den Vorwärtsgang einlegt. Der Rechtsverteidiger schickt dann Asano auf die Reise, sein Pass ist jedoch zu lang. Gulacsi kann den Ball im RB-Strafraum entspannt aufnehmen.

Die erste große Möglichkeit für die Gäste! Erst reagiert Hannovers Torwart Esser nach einer Direktabnahme von Sabitzer blitzschnell, dann hält er auch noch den Nachschuss von Poulsen aus spitzem Winkel.

Walace verliert nach einem Dribbling im Zentrum den Ball. RB ist wieder im Ballbesitz, hat hier deutlich mehr von der Anfangsphase.

Sabitzer kommt im Sechzehner an den Ball, entscheidet sich für die halbhohe Flanke in Richtung Elfmeterpunkt, wo Cunha einläuft. Doch Akpoguma klärt per Kopf.

Hannover verteidigt energisch, trennt Cunha durch Doppeln vom Ball. Klostermann schlägt den Ball in der Folge in die Leipziger Hälfte zurück.

Adams, RB-Zugang aus New York, bekommt im Luftkampf mit 96-Stürmer Jonatas einen Ellenbogen gegen den Kopf. Er muss behandelt werden.

Unruhe jetzt im Leipziger Defensivdrittel. Viel Struktur hat Hannovers Offensivlauf jedoch nicht. Dennoch: Doll lässt erkennen, dass er durchaus gedenkt, nach vorne spielen zu lassen.

Dies war möglicherweise einer der besten Freistöße, die RB bis jetzt in seiner jungen Bundesliga-Geschichte geschossen hat. Von etwas über 150 Freistößen fand bisher nur ein abgefälschter Freistoß von Keita den direkten Weg ins Tor.

Halstenberg versucht's direkt mit dem linken Fuß über die Mauer - Esser im Hannoveraner Tor hebt ab und kann den gut getretenen Freistoß aus etwa 20 Metern parieren.

Poulsen holt nach kurzem Zuspiel von Laimer eine sehr interessante Freistoßposition heraus. Drei RB-Akteure scharen sich um den Ball.

Und der Unparteiische pfeift die Begegnung an. Die Ehre des Anstoßes gebührt Leipzig.

Anpfiff 1. Spielhälfte

In wenigen Minuten geht's los - wir freuen uns (wie immer) auf ein attraktives Spiel. Leipzig will in die Champions League, Hannover den ersten symbolischen Schritt in Richtung Klassenerhalt machen. Schauen wir mal, wer nach den nächsten 90 Minuten feiern kann.

Auf Leipziger Seite gibt es lediglich einen Wechsel im Vergleich zum Kantersieg gegen Düsseldorf. Timo Werner hütet erkältet das Bett, für ihn startet Matheus Cunha.

Außerdem erzielte RB fast doppelt so viele Saisontore wie Hannover (35 zu 18) und musste nicht einmal halb so viele Gegentreffer schlucken (18 zu 41). Leipzig hat gemeinsam mit Mönchengladbach bislang am wenigsten Tore kassiert.

Im direkten Vergleich spricht jedoch alles für RB Leipzig. Hannover zog bisher in allen Duellen mit den Sachsen den Kürzeren - drei Niederlagen stehen zu Buche. Zudem sind die „Roten Bullen“ in ihrer jungen Bundesliga-Geschichte an Freitagabenden noch ungeschlagen (fünf Pleiten, ein Remis). Historisch war diesbezüglich kein anderes Team so erfolgreich.

Und dieser Ruck manifestiert sich erstmal in der heutigen Aufstellung. Auf sechs Positionen krempelt Doll die Startelf um: Julian Korb, Walace, Pirmin Schwegler, Florent Muslija, Takuma Asano und Jonathas rücken in die Anfangsformation.

Der neue Trainer zielt bei 96 auf einen Ruck in der Mannschaft ab: „Wir müssen eine Aufbruchstimmung erzeugen. Aber nicht mit Parolen, sondern mit harter Arbeit." Die Mannschaft sei angeschlagen, habe aber „genug Qualität, um unten rauszukommen."

Zuletzt coachte Doll Ferencvaros Budapest von Dezember 2013 bis August 2018 und wurde mit dem ungarischen Klub einmal Meister und dreimal Pokalsieger.

Nach elf Jahren Bundesliga-Abstinenz ist aber Thomas Doll nun zurück im Oberhaus und soll 96 vor dem „Worst Case“ (Abstieg) bewahren, der so gefährlich nahe scheint. Doll trainierte bei seiner bislang letzten Bundesliga-Station Borussia Dortmund bis Mai 2008. RB Leipzig wurde übrigens erst ein Jahr später gegründet. Ob dieser Erfahrungsvorsprung dem 52-Jährigen allerdings heute Abend weiterhilft, sei mal dahingestellt.

Das enorme Verletzungspech der 96er stellt jedoch sicherlich auch einen Faktor da, warum es in dieser Saison einfach nicht läuft. Hannovers Top-Scorer Ihlas Bebou (drei Tore, drei Vorlagen) und auch Niclas Füllkrug (zwei Tore) sind zwei schmerzliche, langfristige Ausfälle. Zur Verdeutlichung: Von den 21 Bundesliga-Partien, die 96 seit Bebous Wechsel nach Hannover ohne ihn in der Startelf bestritt, gewann das Team nur ein einziges.

Dramatischer ist die Situation nach wie vor in Niedersachsen. Hannover liegt punktgleich mit Nürnberg am Ende der Tabelle, hat allerdings mit 23 Gegentoren vier weniger kassiert als der FCN und trägt nur deswegen nicht die rote Laterne. Ex-Trainer Andre Breitenreiter musste nach der 1:5-Pleite in Dortmund gehen, Hannover weist außerdem die schlechteste Bilanz der eigenen Vereinsgeschichte in der Bundesliga mit nur zwei Siegen und 18 Toren nach 19 Spieltagen auf. Die Hannoveraner sind damit auch der schlechteste Tabellenvorletzte im Zeitalter der Drei-Punkte-Regel.

Leipzig war zwar ob der enttäuschenden Leistungen im Europapokal durchaus in jüngerer Vergangenheit nicht als Inbegriff der Wohlfühloase zu bezeichnen, auch Trainer Ralf Rangnick bekam hier und da den Gegenwind der Presse zu spüren. Aber die Dinge scheinen sich wieder stabilisiert zu haben. RB ist als vierte Kraft aktuell unbestritten ein Champions-League-Kandidat. Rangnick zeigte sich zuletzt zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft, als diese die eigentlich formstarke Fortuna aus Düsseldorf (bis dahin seit Anfang Dezember ungeschlagen) mit 4:0 überrollte.

Herzlich willkommen zum 20. Spieltag der Fußball-Bundesliga! Es ist Freitagabend, das Wochenende hat gerade begonnen und es wird Zeit, dass auch der Ball wieder rollt. Heute Abend steht folgende Partie an: Hannover 96 gegen RB Leipzig. Es ist das Duell des Vorletzten gegen den Vierten - und ein Spiel zweier Mannschaften, die auch im weiteren Sinne aktuell wenig miteinander gemein haben.