Stand: 10.04.2018 19:12 Uhr

Bad Doberan: Kein Mensch ist wie ein anderer

von NDR Newcomernews (Ein Medienbildungsprojekt des NDR Landesfunkhauses MV mit Schülerinnen und Schülern.)

Wie verändert die Anonymität im Netz unser Handeln? Wo sind die Grenzen des Respekts? Wie sieht Toleranz heute aus? Lukas, Steven, Tim und Annabelle von der NDR Newcomernews Onlineredaktion des Friderico-Francisceum-Gymnasiums in Bad Doberan haben sich mit diesen und anderen Fragen beschäftigt, hier sind die Rechercheergebnisse!

VIDEO: "Die Schwelle ist gesunken" (5 Min)

Menschen mit Migrationshintergrund, Flüchtlinge, Lesben, Schwule, Transsexuelle, Behinderte. Menschen mit Brille. Menschen ohne Brille. Rothaarige, Blondinen, Brünette. Menschen, die zu dick sind. Menschen, die zu dünn sind. Menschen, die zu sportlich sind. Menschen, die zu schlau sind. Menschen, die zu nett sind. Menschen, die gar nicht nett sind… Wer möchte, findet an jedem anderen Menschen etwas, das ihm nicht passt. Vor allem, in der vermeintlichen Anonymität des Internets, lassen viele ihrem Hass auf Andere freien Lauf.

Schüler © NDR Foto: NDR Newcomernews
AUDIO: "Der Umgang hat sich verändert" (12 Min)

Bloßstellen, schikanieren, tyrannisieren

In einem Artikel der "Südwestpresse" zum Thema Cybermobbing heißt es beispielsweise: "Täter nutzen soziale Medien wie zum Beispiel Facebook, um ihre Opfer bloßzustellen, zu schikanieren und zu tyrannisieren. Fotos werden ins Netz gestellt und der ganzen Welt sichtbar gemacht. Viele Jugendliche, die eine direkte Konfrontation scheuen, scheinen nämlich die Hemmschwelle für Mobbingaktivitäten im Internet leichter zu überschreiten. In dieser scheinbar anonymen, virtuellen Welt greifen sie Mitschüler an, ohne sich über ihr Handeln und die Folgen bewusst zu sein."

Was ist Anonymität eigentlich?

Das Wort "anonym" kommt aus dem Griechischen und bedeutet so viel wie "namenlos". Im heutigen Verständnis wird eine nicht zurückverfolgbare, unbekannte Person, Gruppe oder Institution als anonym bezeichnet. Im Internet liegt Anonymität vor allem vor, wenn Dinge wie Name, Standort und IP-Adresse nicht zurückverfolgt werden können. Wer im Internet anonym unterwegs sein möchte, muss sich selbst anonymisieren z.B. durch Programme wie Proxy. Es existiert übrigens auch ein sogenanntes Darknet, ein nicht sichtbarer Bereich des Internets, in dem viele private Computer als Peer-to-Peer-Netz untereinander verbunden sind und zwischen denen die Daten häufig verschlüsselt übertragen werden.

Die sogenannte JIM-Studie 2016 bestätigt, dass die meisten Jugendlichen im Internet mit einer geringeren Hemmschwelle unterwegs sind. Zudem geht aus der Studie hervor, dass Mobbing im Internet mit fortschreitendem Alter zunimmt. Etwa 34 Prozent der Befragten zwischen 12 und 19 Jahren gaben an, dass sie selbst oder Personen in ihrem Umkreis Opfer von Mobbing oder Hass im Internet wurden.

VIDEO: Respekt und Toleranz: Was denken die Schüler? (3 Min)

Mobbing, Hass und Respektlosigkeit

Bedeutet das auch, dass Hemmschwelle und Respekt in Zeiten des Internets auch offline sinken? Prinzipiell kann man sagen, dass dies nicht immer zwangsläufig der Fall ist, denn im realen Leben gibt es anders als im Internet keine richtige Anonymität. Viele Studien beweisen, dass Mobbing, Hass und Respektlosigkeit im Internet vor allem durch das Gefühl, anonym zu sein, hervorgerufen werden.

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Worte "Seid Lieb" an eine Hauswand gesprüht. © photocase.de Foto: anune

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Suche nach Aufmerksamkeit

Viele sind der Meinung, dass Menschen im Internet durch dreiste Kommentare, Mobbing und Hass einfach nach Aufmerksamkeit suchen. Aber was könnten die Gründe dafür sein? Aufmerksamkeit kann für viele Menschen eine Art Kick oder Rausch sein, der natürlich auch für einen guten Zweck genutzt werden kann. Beispielsweise, wenn Influencer als Botschafter für Hilfsprojekte werben. Im Prinzip ist es so, dass jeder im Internet ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit bekommt - die ist allerdings nur von äußerst kurzer Dauer, denn das Internet ist vor allem eins: schnelllebig.

Wenn aus Meinung Beleidigung wird

Auf Plattformen wie YouTube sieht man immer wieder respektlose Kommentare. Manche sind beleidigend, andere beinhalten sogar Drohungen. Nicht immer ist klar, wo eine scharf geäußerte Meinung aufhört und wo Beleidigung anfängt. In Kanada bekommen Schülerinnen und Schüler im Unterricht regelmäßig Besuch von Eltern mit ihren Babys. Sie lernen, dass Neugeborene ihre Emotionen nicht verbergen können. Und merken so, dass alle Menschen Gefühle haben. Egal ob sie Männer lieben, eine Brille tragen oder einen ausländischen Elternteil haben. Egal, ob sie online oder offline sind. Kein Mensch ist wie ein anderer.

Dieser Artikel ist durch Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Workshops des Medienbildungsprojekts NDR Newcomernews des NDR Landesfunkhauses entstanden.

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