Bad Doberan: Kein Mensch ist wie ein anderer
Wie verändert die Anonymität im Netz unser Handeln? Wo sind die Grenzen des Respekts? Wie sieht Toleranz heute aus? Lukas, Steven, Tim und Annabelle von der NDR Newcomernews Onlineredaktion des Friderico-Francisceum-Gymnasiums in Bad Doberan haben sich mit diesen und anderen Fragen beschäftigt, hier sind die Rechercheergebnisse!
Menschen mit Migrationshintergrund, Flüchtlinge, Lesben, Schwule, Transsexuelle, Behinderte. Menschen mit Brille. Menschen ohne Brille. Rothaarige, Blondinen, Brünette. Menschen, die zu dick sind. Menschen, die zu dünn sind. Menschen, die zu sportlich sind. Menschen, die zu schlau sind. Menschen, die zu nett sind. Menschen, die gar nicht nett sind… Wer möchte, findet an jedem anderen Menschen etwas, das ihm nicht passt. Vor allem, in der vermeintlichen Anonymität des Internets, lassen viele ihrem Hass auf Andere freien Lauf.
Bloßstellen, schikanieren, tyrannisieren
In einem Artikel der "Südwestpresse" zum Thema Cybermobbing heißt es beispielsweise: "Täter nutzen soziale Medien wie zum Beispiel Facebook, um ihre Opfer bloßzustellen, zu schikanieren und zu tyrannisieren. Fotos werden ins Netz gestellt und der ganzen Welt sichtbar gemacht. Viele Jugendliche, die eine direkte Konfrontation scheuen, scheinen nämlich die Hemmschwelle für Mobbingaktivitäten im Internet leichter zu überschreiten. In dieser scheinbar anonymen, virtuellen Welt greifen sie Mitschüler an, ohne sich über ihr Handeln und die Folgen bewusst zu sein."
Die sogenannte JIM-Studie 2016 bestätigt, dass die meisten Jugendlichen im Internet mit einer geringeren Hemmschwelle unterwegs sind. Zudem geht aus der Studie hervor, dass Mobbing im Internet mit fortschreitendem Alter zunimmt. Etwa 34 Prozent der Befragten zwischen 12 und 19 Jahren gaben an, dass sie selbst oder Personen in ihrem Umkreis Opfer von Mobbing oder Hass im Internet wurden.
Mobbing, Hass und Respektlosigkeit
Bedeutet das auch, dass Hemmschwelle und Respekt in Zeiten des Internets auch offline sinken? Prinzipiell kann man sagen, dass dies nicht immer zwangsläufig der Fall ist, denn im realen Leben gibt es anders als im Internet keine richtige Anonymität. Viele Studien beweisen, dass Mobbing, Hass und Respektlosigkeit im Internet vor allem durch das Gefühl, anonym zu sein, hervorgerufen werden.
Suche nach Aufmerksamkeit
Viele sind der Meinung, dass Menschen im Internet durch dreiste Kommentare, Mobbing und Hass einfach nach Aufmerksamkeit suchen. Aber was könnten die Gründe dafür sein? Aufmerksamkeit kann für viele Menschen eine Art Kick oder Rausch sein, der natürlich auch für einen guten Zweck genutzt werden kann. Beispielsweise, wenn Influencer als Botschafter für Hilfsprojekte werben. Im Prinzip ist es so, dass jeder im Internet ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit bekommt - die ist allerdings nur von äußerst kurzer Dauer, denn das Internet ist vor allem eins: schnelllebig.
Wenn aus Meinung Beleidigung wird
Auf Plattformen wie YouTube sieht man immer wieder respektlose Kommentare. Manche sind beleidigend, andere beinhalten sogar Drohungen. Nicht immer ist klar, wo eine scharf geäußerte Meinung aufhört und wo Beleidigung anfängt. In Kanada bekommen Schülerinnen und Schüler im Unterricht regelmäßig Besuch von Eltern mit ihren Babys. Sie lernen, dass Neugeborene ihre Emotionen nicht verbergen können. Und merken so, dass alle Menschen Gefühle haben. Egal ob sie Männer lieben, eine Brille tragen oder einen ausländischen Elternteil haben. Egal, ob sie online oder offline sind. Kein Mensch ist wie ein anderer.
Dieser Artikel ist durch Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Workshops des Medienbildungsprojekts NDR Newcomernews des NDR Landesfunkhauses entstanden.
