Das Orchester des Senders Hannover bei der Probe mit Chefdirigent Willy Steiner auf der Bühne des Kleinen Sendesaals im NDR Hannover. Foto von 1952. © NDR

Die NDR Radiophilharmonie feiert 75. Jubiläum

Stand: 16.05.2025 12:00 Uhr

Die NDR Radiophilharmonie blickt im Jahr 2025 auf 75 Jahre musikalische Geschichte zurück - eine Geschichte, die von Wandel, Vielfalt und Innovation geprägt ist.

Die Geburtsstunde: Ein Orchester für den Rundfunk

Am 1. Mai 1950 nahm das "Orchester des Senders Hannover" seine Arbeit auf - die Geburtsstunde der NDR Radiophilharmonie. Unter der Leitung von Willy Steiner spielten die zunächst 45 Musiker vor allem in Studio- und Live-Produktionen für den Nordwestdeutschen Rundfunk (NWDR), meist ganz ohne Publikum oder öffentliche Konzerte. Das heißt, dass mitunter an einem Tag mehrere Einspielungen für Sendungen des Rundfunks gemacht wurden: morgens zwischen 8-9 Uhr live für die Frühsendung, im Anschluss weitere Proben, gefolgt von einer Aufnahme für Fernseh- und Filmproduktionen. Das Repertoire war daher genauso breit gefächert wie die Anforderungen an den Klangkörper, von Unterhaltungsmusik über Hörspielbegleitungen bis hin zu einzelnen sinfonischen Werken.

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Mit dem Bau des Großen Sendesaals als Teil des NDR Landesfunkhaus Niedersachsen erhielt das Orchester eine eigene, technisch hervorragend ausgestattete Spielstätte, die als NDR Konzerthaus bis heute seine Heimat ist. Der Große Sendesaal wurde im September 1963 eingeweiht und war ein bedeutender Schritt innerhalb der Entwicklung des Orchesters. Er bot nicht nur optimale akustische Bedingungen, sondern auch Platz für ein wachsendes Ensemble und Publikum. Das Orchester hat nun eine Größe von 86 Musikern.

Aber zunächst war der Raum vor allem als Sendesaal und nicht als Konzertsaal gedacht - hier wurden nun auch Fernsehformate wie die ARD-Fernsehlotterie oder die Quizsendung "Einer wird gewinnen" gedreht, teilweise mit Beteiligung des Orchesters.

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Der Weg zum Konzertorchester

Die Eröffnung der neuen Spielstätte bot dem Klangkörper Raum für größere sinfonische Konzerte und entsprechend mehr Platz für das Publikum. Das Ensemble entwickelte sich vom "produzierenden" Klangkörper zum klassischen Konzertorchester. Unter seinen Chefdirigenten Bernhard Klee, Zdeněk Mácal, Aldo Ceccato und Eiji Ōue erweiterte das Orchester sein klassisches Repertoire und trat zunehmend öffentlich und in großen Konzerthäusern auf. Die Zusammenarbeit mit internationalen Solisten und die Teilnahme an bekannten Festivals manifestierten seinen Ruf als erstklassiges Sinfonieorchester - seit 2003 unter dem Namen NDR Radiophilharmonie.

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Vielfalt und internationale Gäste

Auch wenn der Fokus heutzutage ganz klar auf dem sinfonischen Repertoire liegt, hat die NDR Radiophilharmonie das Thema "inhaltliche Vielfalt" nie ganz abgelegt. Neben dem klassischen Sinfoniekonzert wurden immer mehr Konzertformate entwickelt. Von moderierten Formaten wie "Klassik Extra", Konzerten für Kinder und Jugendliche, einer Barock-Reihe und verschiedenen Kammermusik-Formaten, zählen dazu auch die Crossover-Projekte, die das Orchester nicht zuletzt seit der EXPO 2000 in Hannover fest ins Repertoire aufgenommen hat. In der daraus entstandenen Reihe "Freistil" werden regelmäßig ganze Filme mit Live-Musik gezeigt, wie "Matrix" oder "James Bond: Skyfall". Daneben werden Musiker, wie Max Mutzke, Milow, Stefanie Heinzmann oder Johannes Oerding eingeladen mit dem Orchester zu spielen.

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Im klassischen Bereich arbeitet die NDR Radiophilharmonie regelmäßig mit internationalen Spitzenkünstlern zusammen. Zu den Gastsolisten zählen Größen wie András Schiff, Anne-Sophie Mutter, Anna Netrebko, Diana Damrau, Igor Levit, Midori, Christian Tetzlaff, Martin Helmchen, Nathalie Stutzmann, Christoph Eschenbach und Joana Mallwitz.

Innerhalb der letzten 20 Jahre hat sich die NDR Radiophilharmonie ihren Platz unter den führenden Sinfonieorchestern gesichert und wird regelmäßig zu nationalen und internationalen Festivals und in die großen Konzerthäuser der klassischen Welt eingeladen. Dazu zählen neben den Konzerten bei den großen Musikfestivals im Norden, wie dem SHMF und den Festspielen Mecklenburg-Vorpommern, auch Konzertreisen wie zuletzt nach Frankreich, auf die Kanarischen Inseln oder nach Japan, in die Londoner Royal Albert Hall, den Wiener Musikverein oder das Große Festspielhaus Salzburg.

Im Hier und Jetzt

Die NDR Radiophilharmonie ist heute ein über das NDR-Sendegebiet hinaus gefragtes Ensemble von internationalem Rang. Vom Rundfunk-Unterhaltungsorchester hat es sich zu einem renommierten klassischen Sinfonieorchester entwickelt, das sich als kreativer Klangkörper stets weiterentwickelt hat und immer wieder neue künstlerische Wege beschreitet. Das Orchester gibt jährlich mehr als 100 Konzerte und spielt Musik für CDs und Film- und Fernsehproduktionen ein.

Seit der Spielzeit 2024/25 steht Stanislav Kochanovsky als Chefdirigent an der Spitze des Orchesters. Der russische Dirigent gilt als eine der interessantesten Musikerpersönlichkeiten der jüngeren Generation. Bei der NDR Radiophilharmonie trifft er auf 86 weitere Musikerpersönlichkeiten. Gemeinsam führen sie die musikalische Geschichte des Orchesters weiter.

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