Musikalisch überall zu Hause
Seit mehr als 30 Jahren hat der Kontrabassist Albert Sommer in der NDR Radiophilharmonie gespielt. Nach dem Konzert mit Mari und Momo Kodama geht er in Ruhestand und blickt nun auf einige Highlights seines Orchesterlebens zurück.
In verschiedenen musikalischen Stilen zu Hause und stets auf der Suche nach neuen Herausforderungen - so beschreibt der Kontrabassist Albert Sommer sein Musikerleben bei der NDR Radiophilharmonie. Schon immer zog es ihn auch zum Crossover. In Sachen Jazz, Rock & Pop, Tango und Schlager hat er sich seit seiner Jugend in verschiedenen Formationen ein reiches Repertoire angeeignet - er gehört zu denen, die nahezu jeden Musiktitel kennen. Seine Augen leuchten, wenn er sich an die Konzerte mit Al Jarreau auf der Expo 2000 und Bobby McFerrin in der Hamburger Laeiszhalle erinnert: Mit beiden Stars improvisierte er solistisch am Bass und freut sich noch heute über das spontane anerkennende "Good, Albert!" des großen Vokalvirtuosen Al Jarreau.
Zusammenarbeit mit Dominique Horwitz
Mit dem türkischen Perkussionisten Burhan Öcal verbinden ihn eindrückliche Konzerterlebnisse, und aus den Projekten mit Ester Ofarim hat sich eine langjährige individuelle musikalische Zusammenarbeit ergeben. Popskonzerte der NDR Radiophilharmonie führten zu einer Kooperation mit dem Moderator Herbert Feuerstein und dem Programm "Opern ohne Sänger". Das Chansonprojekt mit Dominique Horwitz und der NDR Radiophilharmonie hat sich schließlich zu einer intensiven Zusammenarbeit des Arte Ensembles, einem von Albert Sommer mitbegründeten Kammerensemble aus Orchesterkollegen, mit Horwitz entwickelt: "Er ist einfach ein wunderbarer Schauspieler, Sänger und ein klasse Typ", meint der Kontrabassist. Mehrfach haben sie mittlerweile gemeinsam Strawinskys "Geschichte vom Soldaten" und den "Karneval der Tiere" von Saint-Saens aufgeführt. Sowieso war Kammermusik für Albert Sommer immer eine Herzensangelegenheit: Bei den Kammermusik-Matineen der NDR Radiophilharmonie war er von Anfang an mit dabei und hat bei zahlreichen Matineen mitgewirkt.
Erlebnisreiche Dirigentenwechsel
Als sehr prägend für das Orchesterleben hat er die Wechsel der Chefdirigenten als Kontrabassist unter Aldo Ceccato, Bernhard Klee, Eiji Oue und Eivind Gullberg Jensen erlebt. Gern erinnert er sich noch an den "liebenswerten Italiener und im positiven Sinne Theatraliker" Ceccato. Deutlichen Aufwind für das Orchester verspürte er vor allem mit Oue: "Er gab dem Orchester frischen Elan und brachte es auch international besser in die Öffentlichkeit." Dazu zählten natürlich insbesondere die Tourneen nach Italien, Spanien und Portugal, Japan oder Südamerika.
Manze, der Menschenfreund
Dass jetzt schließlich Andrew Manze Chefdirigent geworden ist, sieht Albert Sommer als einen ganz besonderen Glücksfall für das Orchester. Die letzten Jahre mit ihm hat er persönlich als große Freude mit etlichen intensiven Konzerteindrücken erlebt: "Manze, ein Menschenfreund wie mein großes Dirigenten-Ideal Leonard Bernstein, den ich im Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks mehrfach aktiv erleben durfte, kann das Orchester nicht nur in musikalisch-künstlerischer Hinsicht und aufgrund seiner humorvollen Art überzeugen, sondern darüber hinaus besonders auch im zwischenmenschlichen Bereich bisher nie dagewesene Maßstäbe setzen." Ein familiäres Miteinander prägte auch die Asientournee mit Manze, die für Albert Sommer ein Höhepunkt seiner letzten Wochen mit der NDR Radiophilharmonie war.
Ein Ruhestand voller Ideen
Was er sich für den Ruhestand vorgenommen hat? Zur Ruhe kommen wird er so schnell sicher nicht. "Zu viel Ideen spuken noch in mir herum", lacht er, und sieht vielmehr einen neuen aufregenden Lebensabschnitt mit einem Zugewinn an persönlicher Freiheit auf sich zukommen. Neben seinen vielen kammermusikalischen Aktivitäten mit dem Arte Ensemble hat es ihm seit einigen Jahren auch das Lieblings-Instrument seiner Großmutter und seines Vaters, die Zither, als musikalische Herausforderung angetan.
