"In Hengelbrocks Zugriff auf Haydns Symphonie Nr. 70 machte sich ein unvoreingenommener Blick auf gewöhnlich vernachlässigte Details der Partitur bemerkbar, wobei das künftige Residenzorchester der Elbphilharmonie nebenbei bewies, dass auch auf modernen Instrumenten ohne Vibrato ausdrucksvoll musiziert werden kann.
Die Gegenüberstellung mit Brahms' Erster Symphonie zeigte wiederum die Flexibilität eines Rundfunkorchesters, das seine Spielweise unterschiedlichen Zeitstilen anzupassen vermag."
"Schon die Haydn-Sinfonie Nr. 70 war eine Entdeckung … Und dann die Erste von Brahms… wenn das eingeschobene Beethoven-Thema nach langem Kampf noch ein zweites Mal erklingt, durch Moll-Verfinsterungen getrübt, ist nichts mehr von der vermeintlichen Süße übrig. Großartig!"
"Hengelbrock sucht die maximale Nähe zum Orchester. Findet sie. Modelliert Beethovens Musik mit völliger Hingabe. Keine Sekunde, die nicht zu Ende gedacht erscheint, in der nicht ein fein abgewogenes Detail Konturen schafft und Spannung erzeugt – ohne dass der Gesamtklang zergliedert wird."
"Hengelbrock führte eindrucksvoll vor, was er von diesem Klangkörper gelernt hat. Das Hamburger Rundfunkorchester hat Brahms im Blut und für die erste Sinfonie des Hamburger Komponisten genau den passenden dunkel-romantischen, erdigen Klang. …
Und auch Hengelbrock hat seinem Orchester viel gezeigt, zum Beispiel, wie lebendig eine an klassischen Vorbildern orientierte Interpretation von Haydns Sinfonie Nr. 70 klingen kann: farbig, mit leisen, scharfen Tönen, die wie Nadelstiche klangen."
"Die 3. Sinfonie Es-Dur, die 'Rheinische Sinfonie' des Wahl-Düsseldorfers Schumann, inszenierte Hengelbrock als ausgereiftes Meisterwerk voller Temperament und rauschhafter Ideenentfaltung. Hengelbrocks flexibles und aktives Dirigat zauberte einen exorbitanten Farbreichtum im Zusammenspiel, aber auch im Einzelton jeder Orchestergruppe hervor.
Zu einem weiteren Höhepunkt geriet die Aufführung der 1. Sinfonie c-Moll von Brahms. Hengelbrock verstand sie als einen sinfonischen Befreiungsschlag voller Leidenschaft, die mit bemerkenswerter Agogik in allen Sätzen dargestellt wurde… Mit Sorgfalt für kleine Details, aber auch mit dem Mut zu einem letzte Kräfte bündelnden Vorwärtsdrang im Tutti schuf Hengelbrock eine Interpretation, die das Werk vor dem Ohr neu entstehen ließ."
"Es war ein außergewöhnliches Konzert des NDR Sinfonieorchesters, eines, das Begeisterungsstürme auslöste…
'Ich bin noch ganz berauscht von diesem Klang', sagt ein Ehepaar mit glückseligem Lächeln, 'wir fühlen uns wie betrunken!' 'Ich war so überrascht von der Lebendigkeit dieser Musik', sagt eine Frau, 'alles klang so frisch, so munter!' Ein Herr erklärt: 'Es war so schön, dieser feine Klang, der ist so wichtig. Ich bin tief beeindruckt!'"