Freundeskreis bei der Tagesschau
Sinnvolle optische Gestaltung gehört dazu
Doch auch wichtige Nachrichten müssen heutzutage illustriert werden. Wortnachrichten allein wären Radio. Optik muss sein. Und so kommt es, dass mit dem vorhandenen oder eben nicht vorhandenen Bildmaterial ein Nachrichtenwert steigt und fällt - und auch das eigene optische Erscheinungsbild spielt eine Rolle.

Leicht haben es sich die Macher der Tagesschau nicht gemacht, als sie beschlossen, die Präsentation der Sendung zu modernisieren, berichtet der Chefredakteur. "Alles was die Korrektheit oder die Glaubwürdigkeit der Marke Tagesschau negativ beeinflussen konnte, haben wir vermieden." So ist das Tagesschau-Blau normiert, die Schriftgröße unter den Bildern ist festgelegt, die Textlänge begrenzt. Selbst wenn eine Moderatorin während der Sendung von einem Tisch zum anderen wechselt, muss es dahinter einen Sinn geben: "Es gibt bei der Tagesschau keinen Gang ohne Grund", so Gniffke.
Neu sei zum Beispiel, dass man die 18 Meter lange Studiowand für möglichst große Fotohintergründe nutze. Man wolle keinen virtuellen Raum, sondern setze auf "ein reales Set", was dem Zuschauer unterbewusst Sachlichkeit und Verlässlichkeit impliziere.
"Fehler dürfen wir uns nicht leisten"
"Was nicht relevant ist, über das berichten wir nicht", betont Kai Gniffke. Täglich klopfen die Redakteure mehr als 2.000 Agentur-Meldungen auf ihre Bedeutung für den deutschen Zuschauer ab. Ob Schnelligkeit eine Rolle spiele, will ein Mäzen wissen. "Wir müssen nicht die Ersten sein, die mit einer Meldung herauskommen. Korrektheit geht vor. Aber wir sollten auf keinen Fall die Letzten sein“, verdeutlicht der Chefredakteur.
Die Macher der Tagesschau seien sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung sehr bewusst, sagt Kai Gniffke. 15 Minuten - das ist die Dauer der Tagesschau, vor der sich Fernseh-Deutschland "wie vor einem Lagerfeuer" versammelt. Denn was von Hamburg-Lokstedt aus gesendet wird, wird am nächsten Tag ein Thema sein, ist relevant. "Welche Nachricht wir bringen oder weglassen, wird von den Mitbewerbern sehr genau beobachtet", erklärt Gniffke. Aber ein Erfolg wie die abendlichen zehn Millionen Tagesschau-Zuschauer hat seinen Preis: "Wir werden von den anderen Nachrichtenmedien mit anderer Elle gemessen. Fehler dürfen wir uns nicht leisten. Von allen anderen geliebt wird man nicht. Das muss man wissen. Es ist ähnlich wie beim FC Bayern München: Wo wir hinkommen, werden wir ausgepfiffen, aber die Stadien sind immer voll."
Brot, Wein - und ein neues Mitglied im Freundeskreis
Die 20-Uhr-Nachrichten sind vorüber. Puigdemont hat seine Rede vor dem katalanischen Parlament zur Unabhängigkeit doch noch pünktlich gehalten. "Wenn Politiker etwas zu sagen haben, was bekannt werden soll, dann tun sie das vor 20 Uhr", sagt Kai Gniffke.
Bei Brot und Wein zurück im Besprechungsraum erörtern die Mäzene zusammen mit dem Chefredakteur Fragen der Politik und Herausforderungen der ARD im Hinblick auf Sportrechte, Kulturnachrichten und auf die Zukunft des ARD-Online-Angebotes tagesschau.de. Angestoßen wird dankbar auf einen hochinteressanten Einblick in das Innerste einer Medien-Instanz und natürlich auf die noch am selben Abend unterzeichnete Aufnahme des neuen Mitglieds, Dr. Kai Gniffke, in den Freundeskreis des NDR Elbphilharmonie Orchesters.
- Teil 1: Die Nummer Eins unter den Nachrichtensendungen
- Teil 2: "Fehler dürfen wir uns nicht leisten"
