Eindrückliche Probenarbeit
2016 wurde er gegründet, der Freundeskreis des NDR Elbphilharmonie Orchesters. Seine Mitglieder genießen viele Vorteile. Sie haben unter anderem die Möglichkeit, Musiker zu treffen, hinter die Kulissen zu blicken und auch bei ausgewählten Proben dabei zu sein - wie Horst Schmitz, der begeistert von der Probe des NDR Elbphilharmonie Orchesters mit dessen Ersten Gastdirigenten Krzysztof Urbański in der Hamburger Elbphilharmonie berichtet.
Lob für Musiker und Dirigent
Wäre ich ein Musiker, würde ich Probenarbeit wohl als unvergleichlich anstrengender und schwieriger empfinden als das Spiel vor Publikum. Beim Konzert wird, wenn der Himmel nicht einstürzt, durchgespielt. Probt aber Krzysztof Urbański oder ein anderer Dirigent mit dem Orchester, muss sich jeder Musiker - so empfinde ich es als Laie - im höchsten Maße konzentrieren. Auf die Noten, auf sein Instrument - das ist Routine, aber zusätzlich auf den Dirigenten. Denn, hebt der Dirigent den linken Arm, ist sofort Schluss mit dem Spiel. Noch effektvoller: Er schwingt den erhobenen linken Arm zur Seite. Solche Unterbrechungen gab es immer wieder.
Zu meinem Erstaunen schafften es die wohl über 100 Musiker auf sein Zeichen hin, schlagartig aufzuhören. Zuvor noch der volle Klang des Orchesters, dann: Stille, absolute Stille. Und keiner klapperte noch ein, zwei Töne hinterher. Es war so, als ob man sein Wiedergabe-, Fernseh- oder Radiogerät mitten im Spiel abgeschaltet hätte. Bemerkenswert: Der junge, sportliche Dirigent hatte keine Noten vor sich. Wir konnten das gut von oben sehen. Kompliment für diese Leistung.
Gute Akustik - aber nicht für Sprache
Mit dem festen Blick auf das Orchester kann auch ein musikalisch mittelmäßig geschulter Zuhörer einen einzelnen Ton heraushören. Zum Beispiel, wenn die Harfenistin in die Saiten greift. Wenn hingegen der Dirigent die Musiker anspricht - er stand mit dem Rücken zu uns -, ist er kaum zu verstehen. Wohl aber, wenn er eine Tonfolge mit "Ta-ta-ta-ta" vorgibt. Unser Eindruck: Der Konzertsaal ist für Sprechtheater wohl völlig ungeeignet, Gesang, Sprechgesang ist indes überall gut zu hören.
Eine Idee: Besichtigung der Elbphilharmonie mit Musik?
Zweimal platzte eine Besuchergruppe in die Orchesterprobe, von den Musikern unten kaum bemerkt, wohl für uns auf gleicher Höhe. Schon nach ein paar Minuten scheuchten ihre Reiseleiter sie wieder hoch. Da kam mir ein Gedanke. Ich war erst vor Kurzem in Helsinki und natürlich auch in der Felsenkirche. Dort saß eine junge Pianistin am Flügel, die gefällige E-Musik spielte. Das brachte mich auf eine Idee: Auf dem Podium im Großen Saal der Elbphilharmonie sitzen junge Musiker, Musikstudenten höherer Semester, und spielen gefällige Stücke für Besuchergruppen - von morgens bis in den Nachmittag, wenn nicht gerade geprobt wird. Diese Musiker könnten dann auch behaupten, dass sie schon in der Elbphilharmonie gespielt haben.
Als wir Mitglieder des Freundeskreises am 24. August zum Probenbesuch in der Elbphilharmonie zu Gast waren, konnte man von der Plaza ein riesiges Kreuzfahrtschiff in Steinwerder liegen sehen. Es könnte sein, dass eine der Besuchergruppen von diesem Schiff kam. Besichtigung der Elbphilharmonie mit Musik, das könnte für die Gäste von Kreuzfahrtschiffen ein Renner werden - und für das Haus eine zusätzliche Geldquelle. Oder?