Stanislav Kochanovsky & Nikolai Lugansky
Stanislav Kochanovsky zu Gast in Hamburg: Der Chefdirigent der NDR Radiophilharmonie dirigiert am 18. und 19. Juni Werke von Rachmaninow, Dvořák und Janáček. Am Klavier: Rachmaninow-Kenner Nikolai Lugansky.
Besuch aus der NDR Familie
Für sein Gastspiel bei den Hamburger Kolleg:innen hat Stanislav Kochanovsky, Chefdirigent der NDR Radiophilharmonie aus Hannover, ein Programm mit drei slawischen Komponisten mitgebracht. Mit Nikolai Lugansky sitzt dabei ein ausgewiesener Rachmaninow-Experte am Flügel, der eine viel gelobte Gesamteinspielung von dessen Klavierkonzerten vorgelegt hat.
Rachmaninow: Verkannter Erstling
Mit seinem Ersten Klavierkonzert in fis-Moll hatte Sergej Rachmaninow es nicht leicht. Das jugendlich-überschwängliche Werk vollendete er als 18-Jähriger. Über zwei Jahrzehnte später überarbeitete er es mit der Erfahrung des gereiften Dirigenten und Virtuosen und befand: "Es ist gut." Doch Publikum und Veranstalter wollten nur seine Greatest Hits von ihm hören: "Wenn ich in Amerika sage, dass ich das Erste spiele, sehe ich in den Gesichtern, dass sie lieber das Zweite oder Dritte gehabt hätten."
Dvořák: Sinfonische Schauergeschichte
Eine ruhmreiche Karriere in den USA genoss seinerzeit auch Antonín Dvořák. Und kaum war er von dort nach Hause zurückgekehrt, machte der Patriot sich 1896 an die Umsetzung heimischer Volkssagen in Form von Sinfonischen Dichtungen. "Die Mittagshexe" ist dabei eine tschechische Variante des altbekannten "Erlkönig"-Plots: Eine Mutter kämpft um das Leben ihres Kindes, das von einer Hexe eingefordert wird. Doch als der Vater nach Hause kommt, "mit Müh und Not / das Kind in ihren Armen war tot".
Janáček: Tragisches Heldenepos
Leoš Janáčeks Sinfonische Dichtung "Taras Bulba" ist eine Hommage an Kämpfer- und Heldentum. Geschrieben in den Jahren des Ersten Weltkrieges, widmete der tschechische Komponist sie "unserer Armee, der bewaffneten Beschützerin der Nation". Wer von heute auf den Stoff blickt, spürt vor allem tragische Verstrickung und bittere Ironie der Geschichte. Denn geschrieben wurde "Taras Bulba" von einem der größten Dichter russischer Sprache, der selber Ukrainer und Nachfahr von Kosaken war: Nikolai Gogol. Die Geschichte handelt vom verzweifelten Kampf des Kosaken-Hetmans Taras gegen seine polnischen "Erzfeinde".
Autor: Julius Heile
