Juraj Valčuha & Augustin Hadelich zu Gast in Bratislava
Mit Rachmaninow, Prokofjew und Musik zu Hitchcocks "Vertigo" gastiert Juraj Valčuha mit dem NDR Elbphilharmonie Orchester in Bratislava. Mit dabei am 28. September: der wunderbare Geiger Augustin Hadelich.
Romantik mit Abgründen
Schauerliche Schönheit: Die Werke dieses Konzertprogramms bieten wahrhaft Musik zum Schwelgen, es sind allesamt nostalgische Echos der üppigen Orchesterklänge der Spätromantik. Aber Vorsicht: Hinter der harmonischen Fassade lauern Abgründe …
Klangrausch: Herrmanns "Vertigo"-Musik
Bernard Herrmanns Soundtrack zu Alfred Hitchcocks legendärem Psychothriller "Vertigo" klingt über weite Strecken - zumal in der "Liebesszene" - so, als ob der Komponist Richard Wagners "Tristan und Isolde" weitergedacht habe: Flehende Streichergesten, schweifende Harmonien, rauschhafte Steigerungen. Diese Musik gehört unbedingt auf die Konzertbühne! Und nur, wer die bekannten Bilder dazu im Kopf hat, muss ja an Mord, Besessenheit, Höhenangst und perfide Täuschung denken …
Lyrik und Ironie: Hadelich spielt Prokofjew
Eine ähnlich zweischneidige Sache ist Sergej Prokofjews Violinkonzert Nr. 2. Der Komponist, gerade aus freien Stücken in die Sowjetunion zurückgekehrt, wollte in diesem Konzert einen "ganz anderen" Stil anschlagen als in seinen bisherigen Werken: eine melodische, verständliche, an der Romantik orientierte Musiksprache. Tatsächlich lässt der emphatisch "schöne" zweite Satz mit seinem Geigengesang über getupfter Begleitung sogar an Serenaden des 18. Jahrhunderts denken. Doch geht dieser Lyrismus bei Prokofjew niemals mit einem völligen Verzicht auf ironische, subversive Elemente einher - was zahlreiche "störende" Dissonanzen vor allem im Finale zeigen. Augustin Hadelich, der ehemalige "Associate Artist" des NDR Elbphilharmonie Orchesters, dürfte mit seiner einzigartigen technischen Perfektion und der Ausdrucksintensität seines Spiels genau der richtige Interpret für diesen Klassiker der Moderne sein!
Abschied und Hoffnung: Rachmaninows Sinfonische Tänze
Seit seinem Debüt ist der Slowake Juraj Valčuha regelmäßiger Gast beim NDR Elbphilharmonie Orchester, vorzugsweise mit russischem und slawischem Repertoire. Zum Abschluss des Konzerts dirigiert er Rachmaninows letztes Werk: die Sinfonischen Tänze op. 45. In diesem 1940 auf Long Island bei New York komponierten Stück erinnert sich Rachmaninow mit Selbstzitaten und Abschiedsgesten an seine glorreiche Karriere, spart aber auch düstere Vorahnungen - wie so oft in Gestalt des "Dies irae"-Motivs - nicht aus. Am Ende allerdings triumphiert die klingende Botschaft, dass der Glaube an die Auferstehung über jede Hoffnungslosigkeit siegt.
Autor: Julius Heile
