Stand: 09.07.2008 12:00 Uhr

Ein Sommerabend mit Bobby McFerrin

von Nils Zurawski
Bobby McFerrin spielt mit der NDR Bigband, 8. Juli 2008 im Hamburger Stadtpark © Marco Maas/fotografirma.de Foto: Marco Maas/fotografirma.de
Jazz-Sänger Bobby McFerrin

Es ist schön, wenn eine Bigband gleich mit dem ersten Takt zeigt, dass sie voll da ist. Ohne viel Zögern begann die NDR Bigband das Konzert auf der leider nur zur Hälfte gefüllten Freilichtbühne im Hamburger Stadtpark, wo sie zusammen mit Bobby McFerrin am 8. Juli auftrat.

Mit Druck, kraftvollen Kicks und einem eingängigen Riff starteten die Musiker den Abend - darüber schwebte die unverkennbare Stimme des Vokalkünstlers. “Musical Migrations" heißt das Programm, dass der Arrangeur Fred Sturm für das Ausnahme-Ensemble und den Sänger geschrieben hat und mit dem die Band nach diesem Auftaktkonzert auf Europa-Tournee ist.

Die "Musical Migrations" sind eine Suite aus 16 Stücken, die eine Reise durch verschiedene Musikstile, Kontinente und Länder beschreibt. Keine bloße Aneinanderreihung von Stilen etwa, wie in einer "Best-of"-Sammlung, sondern die Verschmelzung verschiedener Stile, ihrer Eigenheiten und Schönheiten, zusammengehalten von der Idee des Jazz und der Stimme McFerrins.

Musikalische Weltreise

Auf die afrikanisch anmutende Eingangsnummer folgte eine brasilianisch inspirierte Samba, dann ein Titel wie aus einer amerikanischen Fernsehserie der 70er- oder 80er-Jahre, zurück über Südamerika und Indien, Irland/Schottland bis hin nach Australien mit fantastischen Didgeridoo-Klängen der Posaunen und McFerrins Stimme - mittendrin die Band, die den Sound nach vorn trug und dabei dieses Mal so gar nicht im Mittelpunkt stand. Den hatte das Publikum für den Ausnahmesänger Bobby McFerrin reserviert, der sich selbst nicht vor das Orchester stellte, sondern mittendrin dabei war.

Er war ein Teil der Band an diesem Abend, sein Gesang, seine Stimme war ein Instrument neben den anderen - wenn auch ein ganz besonderes. Mit außerordentlichem Gefühl führte er die Stücke, sang, improvisierte, spielte mit den Musikern, stand mit ihnen im Dialog - und schließlich ebenso mit dem Publikum.

Wunderschönes Zusammenspiel von Band und Sänger

Bobby McFerrin spielt mit der NDR Bigband, Proben am 7. Juli 2008 © Marco Maas/fotografirma.de Foto: Marco Maas/fotografirma.de
Bobby McFerrin

Das erfreute sich besonders an den Soloeinlagen McFerrins, mit denen er vor über 20 Jahren bekannt geworden ist - bevor er mit "Don't worry, be happy" die Charts stürmte und für eine Weile sogar "Pop" war. Im ersten Teil des Konzertes lieferte er sich ein wunderschön verschmitztes Duett mit dem Schlagzeuger, und es war nicht immer zu erhören, ob die Töne Schlagzeug oder Stimme waren. Im zweiten Teil animierte er die gesamte Band zum Mitsingen - sehr zum Amüsement der Zuschauer, welche dann auch noch mitgenommen wurden.

Die außergewöhnliche Zusammenarbeit hat sich gelohnt. Zufriedene Zuschauer erklatschten sich zwei Zugaben - eine mit der Band und eine von McFerrin solo. Die NDR Bigband schloss mit "Well you needn't" von Thelonious Monk ab, McFerrin kam danach noch einmal für ein Abschiedsstück zurück - wunderschön, leise, verspielt und ein Dankeschön an das Publikum von diesem bescheidenen Sänger, der mit seiner Kunst eine Klasse für sich darstellt und auch mit 58 Jahren noch eine ungeheure Energie versprüht - etwas ganz Besonderes an einem Sommerabend, der vom Regen schließlich doch verschont blieb.

NDR Logo
Dieser Artikel wurde ausgedruckt unter der Adresse: https://www.ndr.de/orchester_chor/bigband/mcferrin102.html

Orchester und Vokalensemble