Die NDR Bigband hat die Rolle eines kulturellen Botschafters für Hamburg übernommen - wenn auch nur für kurze Zeit. Zum 55. Jahrestag der Städtepartnerschaft Marseille - Hamburg spielt die Band beim "Festival Jazz des cinq Continents 2013", dem Jazz-Festival der fünf Kontinente, in der zweitgrößten Metropole Frankreichs.

In unmittelbarer Nachbarschaft zu den Fähranlegern nach Tunis oder Algier kommt am Freitag ein Programm zur Aufführung, wie es besser nicht dorthin passen könnte: die einzigartige "Hafensinfonie" oder "Symphonie Portuaire".

Von Tobias Richtsteig

Unter der Leitung des Komponisten Colin Towns präsentiert die NDR Bigband diese multimediale Suite, die den Hamburger Hafen thematisiert - historisches Filmmaterial und Fotos werden dabei klangvoll in Szene gesetzt.

Hommage an das "Herz Hamburgs"

Es fällt nicht schwer, sich den Hafen Hamburg als lebendigen Organismus vorzustellen. Die Hansestadt feiert in diesem Jahr den 824. Hafen-Geburtstag.  

Genauer betrachtet ist der Hafen das Herz der Hansestadt. Unablässig - Tag und Nacht - pumpt er: Warenströme, Hoch- und Niedrigwasser, aber auch Menschen und ihre Ideen - alles in den Kreislauf der Stadt.

Der Haus-Komponist

"Hamburg ist in vielerlei Hinsicht wirklich ein einmaliger Ort", sagt Colin Towns. Als Musiker ist der Brite viel herumgekommen in der Welt, "aber drei Monate im Jahr lebe ich hier, Hamburg ist ein Teil von mir".

Colin Towns schreibt und arrangiert für die NDR Bigband - die "Hafensinfonie" führt er auch auf.

Towns arbeitet regelmäßig mit der NDR Bigband. Zuletzt entstand dabei "In My Own Write", eine Hommage an John Lennon, der ja seine ganz eigene Geschichte mit dem Hamburger Hafen hat. Nun hat sich die NDR Bigband also gemeinsam mit Towns eine Hommage an den Hafen vorgenommen. Denn so, wie an der Hafenkante buchstäblich Land und Wasser aufeinandertreffen, kommen hier Musik, Fotografie und Film zusammen.

Ein Gesamtkunstwerk in Bildern und Tönen

Gemeinsam mit dem Fotografen Moritz Vahlenkamp und dem Regisseur Theo Janßen entstand so ein Gesamtkunstwerk von "Sounds and Visions" aus dem Hamburger Hafen. Seit je fasziniert die Riesen-Choreografie von Schiffen und Kränen Künstler aller Art. In Ausschnitten aus Dokumentarfilmen, die frühesten aus dem Jahr 1925, aber auch dem St. Pauli-Epos "Große Freiheit Nr.7"  und Berichten über Konzerte der Beatles wird der Hafen als "Sehnsuchtsort" erkennbar, sagt Janßen.

Hans Albers verkörpert maritime Sehnsüchte auf der Leinwand in "Große Freiheit Nr. 7" - er darf in der "Hafensinfonie" nicht fehlen.

"Auch wenn man die Dinge nicht mehr sieht, weil sie in Containern stecken: Da ist diese Betriebsamkeit, Geräusche, eine spezielle Luft", sagt Moritz Vahlenkamp. "Ich stehe gern als Hafenkieker auf der Brücke vorm Pudel-Club und lass den Blick schweifen." Der Hamburger Arzt und Fotograf fängt seit mehr als 15 Jahren in sogenannten Hafenbildern die Atmosphäre dieses "Orts der Heimatgefühle und des Fernwehs, der großen Geschäftigkeit, des rasanten Wachstums und der nutzlos gewordenen Dinge" ein.

Colin Towns verbindet diese "Visions" auf einzigartige Weise mit den "Sounds" der NDR Bigband: "Das ist keine Filmmusik, die nur Bilder begleitet. Es ist Bigband-Musik mit Film und Fotografie. Und es geht um Hamburg - den Ort und die Menschen. Ich bin sicher, viele Leute werden sehr überrascht sein."

Brückenschlag von Tor zu Tor

Mit in Marseille sicher oft auch bekannten Klängen - jedoch verbunden mit einer ganz besonderen, persönlichen Interpretation grüßt also "Ein Tor zur Welt" im Norden ein solches im Süden - und schafft damit einen Brückenschlag in einer Sprache, die ohnehin überall verstanden wird: die des Jazz!

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