Kaputte Fenster, Dachrinne und Dachziegel in einem leerstehenden Haus im Ortszentrum. Leere und teilweise verfallene Wohn- und Geschäftshäuser prägen das Bild der Kleinstadt Goldberg in Mecklenburg-Vorpommern. © picture alliance/dpa Foto: Jens Büttner

Leerstand: So stark unterscheiden sich die Regionen

Stand: 30.09.2024 05:00 Uhr

Während es Menschen in Städten wie Hamburg schwer haben, passende Wohnungen zu finden, stehen besonders in ländlichen Regionen in Mecklenburg-Vorpommern viele Wohnungen leer. Die Daten des Zensus zeigen die Lage in Norddeutschland.

von Serafin Arhelger

In der Gemeinde Viereck in Mecklenburg-Vorpommern steht fast jede dritte Wohnung leer. Das geht aus den aktuellen Daten des Zensus 2022 hervor. Nirgendwo im Norden sind so viele Wohnungen unbewohnt wie in dieser Gemeinde. Durchschnittlich stehen in Deutschland 4,3 Prozent aller Wohnungen leer. Das sind rund zwei Millionen Wohnungen. Während die Stadtstaaten - aber auch Schleswig-Holstein - geringe Leerstandsquoten haben, verzeichnet Mecklenburg-Vorpommern überdurchschnittlich hohen Leerstand.

Wohnungsleerstand ungleich verteilt

"Betroffen sind davon vor allem strukturschwache Regionen, die unter Abwanderung leiden", sagt Prof. Michael Voigtländer, Wohnungsmarktexperte am Institut der deutschen Wirtschaft.

Die Lage auf dem Wohnungsmarkt in Ballungszentren und Großstädten sei hingegen angespannt. "Das liegt daran, dass bereits seit Jahren zu wenig gebaut wird und sich daran auch kaum etwas ändert. Hinzu kommt, dass viele Menschen, die eigentlich kaufen wollten, wegen der gestiegenen Zinsen doch lieber mieten", erklärt Voigtländer. Bei 2,5 Prozent Leerstandsquote sprechen Experten von Vollvermietung, Hamburg liegt mit 1,9 Prozent deutlich darunter.

Abrissbirne oder Wiederbelebung?

In Mecklenburg-Vorpommern aber auch in Niedersachsen sieht es dagegen in vielen Landstrichen ganz anders aus. Hier kämpft man gegen Leerstände von zum Teil mehr als zehn Prozent. Wohnungsmarktexperte Voigtländer empfiehlt betroffenen Gemeinden, genau zu überlegen, was sie tun. Neues Bauland auszuweisen, ziehe zwar ein paar Bewohner der umliegenden Gemeinden an, aber um nachhaltig gegen Leerstand anzugehen, rät er den Gemeinden, in die leerstehenden Gebäude zu investieren oder diese gleich abzureißen.

Außerdem ist eine gute Infrastruktur entscheidend. Leerstand sei oft ein Zeichen dafür, dass Supermärkte, Ärzte oder Apotheken fehlten, so Voigtländer. "Attraktiv für Zuzug wird eine Region, sobald die ÖPNV-Anbindung stimmt und schnelles Internet verfügbar ist." Das sind Herausforderungen, die die Kommunen allein oft nicht lösen können

Gemeinde Viereck: Geballter Leerstand

Dass auch an eigentlich attraktiven Orten die Leerstandsquote hoch sein kann, zeigt ein Phänomen in Viereck - der Gemeinde mit der höchsten Leerstandsquote in Norddeutschland. Bürgermeister Karsten Joachim sagt: "Wenn hier eine Wohnung oder ein Haus leer steht oder verkauft wird, dauert es nicht lange, bis sich jemand dafür gefunden hat."

Für die hohe Leerstandsquote hat er eine einfache Erklärung: Es gibt insgesamt sieben Plattenbauten - von denen vier komplett unbewohnt seien. Sie könnten nicht renoviert oder vermietet werden, weil die Verwaltungen oft wechselten oder Eigentümer unbekannt seien, sagt Bürgermeister Joachim. Ein Antrag, den die Gemeinde zusammen mit einem ehemaligen Besitzer der Plattenbauten gestellt hat, um Geld für den Abriss der Bauten zu erhalten, wurde abgelehnt.

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Leer trotz begehrter Wohnlage?

Betrachtet man die Landkarte mit den Leerstandsquoten oben, fällt auf, dass an der ostfriesischen Küste, aber auch auf Rügen scheinbar besonders viele Wohnungen leer stehen. Dabei sind die Wohnungen dort begehrt und die Mieten entsprechend hoch. Auf Nachfrage räumt das Landesamt für Statistik Niedersachsen ein, dass "Ferien- und Freizeitwohnungen häufig fälschlicherweise als leer stehende Wohnungen gezählt wurden." Das habe besonders in Feriengebieten zu einer Überschätzung des Leerstands geführt.

Dieses Thema im Programm:

NDR Info | 30.09.2024 | 09:40 Uhr

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