Vergewaltigung einer Seniorin? Gericht spricht Altenpfleger frei
Ein junger Altenpfleger hatte in einem Seniorenheim in Alsterdorf Sex mit einer 88-jährigen Frau, die schwer dement ist. Konnte das einvernehmlich sein? Vor dem Amtsgericht hat es nach einem langen Prozess nun am Mittwoch eine unerwartete Entscheidung gegeben: Freispruch für den Angeklagten.
Eine Pflegerin war unangekündigt in das Zimmer der 88-Jährigen gekommen. Die lag nackt auf dem Bett, und vor ihr stand ein junger Mann, der hektisch seine Hose richtete. "Das war der Schock meines Lebens", sagte die Pflegerin später vor Gericht. Die Heimleiterin rief die Polizei. Der 26-Jährige wurde wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung angeklagt.
Altenpfleger kannte die Frau schon länger
Der 26-Jährige hingegen erzählte eine romantische Geschichte. Er hatte die Frau, ehe sie ins Heim kam, zu Hause in ihrer Wohnung gepflegt. Sie hätten immer gute Gespräche geführt, auch körperliche Nähe gehabt. An jenem Tag habe er sie im Heim besucht. Da sei es die 88-Jährige gewesen, die die Initiative zum Sex ergriffen habe.
Richter: Freier Wille nicht ausgeschlossen
Die Staatsanwältin fand das nach langer Verhandlung abwegig, sie beantragte drei Jahre Haft für den Mann. Der Richter hielt es hingegen nicht für ausgeschlossen, dass die demente Frau damals noch einen eigenen Willen äußern konnte. Die Staatsanwaltschaft prüft nun, ob sie gegen den Freispruch in Berufung geht.