Kopfsteinpflaster in Hamburg: Gefährlich oder erhaltenswert?

Stand: 19.05.2023 16:47 Uhr

Für die einen gehört es zum historischen Stadtbild, für die anderen ist es zu gefährlich und bedeutet einfach nur Krach. In Hamburg wird um die Zukunft des Kopfsteinpflasters gestritten.

Hamburg will Fahrradstadt werden und dafür muss das alte Pflaster an einigen Stellen weg. So auch in der Gerichtstraße in Altona. Es hoppelt und klappert ein bisschen - so richtig rund, fährt es sich hier nicht. Das weiß auch Patrick Müller-Constantin, SPD-Bezirksabgeordneter in Altona. Trotzdem wollen er, der Denkmalschutzverein und einige Anwohnende das Pflaster unbedingt erhalten: "Es passt hier einfach und deswegen ist es auch so wichtig, weil das auch Altona-Nord ist, wie es mal war. Es ist nicht schick-schick, es ist schlicht, schön und herzlich", sagt Müller-Constantin.

Fahrbahn nicht unter Denkmalschutz

Kopfsteinpflaster weg, den Abschnitt neu asphaltieren: Das ist für die Gerichtstraße schon entschieden, ein Großteil der Steine ist an der Baustelle schon herausgerissen. Im Gegensatz zu einigen Gebäuden, steht die Fahrbahn nicht unter Denkmalschutz: "Es gibt technische Lösungen, das Bild zu erhalten, nämlich über geschliffenes Pflaster. Was zudem auch noch Versickerung ermöglicht", sagt Lennart Hellberg vom Denkmalverein Hamburg. Es gebe viele Gründe, Pflaster zu erhalten. "Sehr bedauerlich, dass das nicht passiert", so Hellberg.

Keine Statistik über Kopfsteinpflaster

Wie viel Kopfsteinpflaster es in Altona noch gibt, darüber wird laut Bezirksamt keine Statistik geführt. Auch nicht, wo und auf welcher Länge bereits asphaltiert wurde. In Eimsbüttel gibt es noch 164 Straßen mit Naturpflaster. Unter anderem am Weidenstieg wurde hier auch geschliffenes Kopfsteinpflaster eingesetzt. "Ideal ist es nicht. Es gibt auch die Möglichkeit, links und rechts einen gepflasterten Radweg zu bauen oder in der Mitte zu pflastern und die Parkstände als Kopfsteinpflaster zu lassen", sagt Kaija Dehnkamp vom Fahrradclub ADFC.

Kopfsteinpflaster: Bis zu sieben Mal lauter als Asphalt

Auf den 160 Metern am Weidenstieg wurde Kopfsteinpflaster entfernt, abgeschliffen und wieder eingesetzt. Das hat rund 700.000 Euro gekostet. Dafür ist der Geräuschpegel niedriger, denn Kopfsteinpflaster kann bis zu sieben Mal lauter sein als Asphalt. Der ADFC sieht dazu eine erhebliche Gefahr für Radfahrende: "Bei Nässe ist es rutschig, bei den Fugen besteht die Möglichkeit des Einfädelns. Es ist laut. Ich kenne eigentlich niemanden, der Kopfsteinpflaster mag", so Dehnkamp. Außer eben Patrick Müller-Constantin. Den stört es einfach nicht, wenn es bei seiner Fahrt halt mal etwas ruckelt und scheppert.

Weitere Informationen
Radfahrer am 09. Mai 2020 an der Außenalster in Hamburg. © imago images Foto: Manngold

Umfrage zur Mobilität: Radfahren in Hamburg auf dem Vormarsch

In Hamburg fahren die Menschen weniger Auto und mehr Fahrrad. Das zeigt eine repräsentative Umfrage der Verkehrsbehörde. (09.05.2023) mehr

Eine Fahrradfahrerin radelt auf einem Radweg, während Autos rechts abbiegen. © picture alliance/dpa Foto: Silas Stein

Fahrradfreundlichkeit: Hamburg bei ADFC-Umfrage auf Platz sechs

Zu schmale Radwege und zu viele Fahrrad-Diebstähle: In einer neuen Umfrage zur Fahrradfreundlichkeit landet Hamburg bei den Großstädten im Mittelfeld. (24.04.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

Hamburg Journal | 19.05.2023 | 19:30 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Karl Lagerfeld im Jahr 2013 in Paris nach der Vorstellung einer neuen Kollektion für Chanel. © Christophe Ena/AP/dpa

Beschlossen: Hamburg bekommt eine Karl-Lagerfeld-Promenade

Ein Fußweg am Alsterfleet soll an den 2019 verstorbenen Modeschöpfer erinnern. Auch andere Straßen und Plätze werden neu benannt. mehr