Hamburg: Storchenvater des NABU zieht sechs Storchenwaisen auf

Stand: 04.06.2023 07:18 Uhr

Hamburgs Storchenvater Jürgen Pelch kümmert sich seit knapp 50 Jahren um Störche in der Hansestadt. Derzeit zieht er in seinem Garten in Bergedorf sechs kleine Storchenküken auf.

Als Jürgen Pelch mit der kleinen Schale voll mit Krabben, Mehlwürmern und Makrelen kommt, recken die kleinen Storchenküken sofort ihre Schnäbel in die Luft. Sie fauchen, zischen und klappern und stürzen sich sofort auf das Futter. Die sechs kleinen Storchenküken sind Waisen. Damit sie trotzdem groß werden können, zieht der 76-jährige Pelch sie gemeinsam mit seiner Familie mit der Hand auf. Dafür geht er mit Frau und Tochter sogar auf Schneckenjagd. "Am liebsten mögen sie Gehäuseschnecken. Nacktschnecken kleben zu sehr", sagt Pelch.

Für dieses Jahr keine gute Brutbilanz erwartet

Jürgen Pelch, Storchenvater des Nabu Hamburg hinter einem Nest mit Storchenküken in seinem Garten. © Marcus Brandt/dpa
Storchenvater Jürgen Pelch zieht die Storchenküken in seinem Garten in einem provisorischen Nest auf.

Pelch ist Hamburgs Storchenvater. Seit 47 Jahren kümmert er sich - auch in Zusammenarbeit mit dem Naturschutzbund (NABU) in Hamburg - um die Tiere und behält den Überblick. Deshalb weiß er auch schon jetzt, dass die Brutbilanz in diesem Jahr nicht besonders gut ausfallen wird. "Wir kommen ganz bestimmt nicht an die Zahlen vom vergangenen Jahr heran."

2022 waren in Hamburg 40 der 50 Storchennester besetzt und 29 der Paare brüteten erfolgreich. 63 Küken sind dabei zu erwachsenen Störchen geworden. In diesem Jahr aber haben die Brutpaare schon einige Küken aus den Nestern geworfen. Hauptgrund dafür ist, dass es zu wenig Nahrung für die Storcheneltern und ihren Nachwuchs gibt. "Der Lebensraum wird knapper. Zudem war der Frühling recht kühl und im Moment ist es zu trocken. Deshalb finden die Tiere weniger Regenwürmer und Frösche. Und auch Mäuse gibt es in diesem Jahr nicht so viele."

Storchenküken brauchen alle zwei Stunden Futter

Dass Pelch und seine Familie derzeit sechs Storchenküken aufziehen, liegt daran, dass vor wenigen Tagen eine Storchenmutter in ihrem Nest verendet ist. "Wir vermuten, dass sie Gift gefressen hat", sagte Pelch dem Hamburg Journal im NDR Fernsehen. Die drei Küken und zwei Eier der Storchenmutter nahm er deshalb in seine Obhut und zieht sie nun - zusammen mit einem aus einem Nest geworfenen Storchenküken - in Bergedorf auf. Alle zwei Stunden brauchen sie Futter, bis zu einem Kilogramm pro Tag. In zwei Wochen siedelt er sie dann in eine Pflegestation um, wo sie wenig später ausgewildert werden sollen.

Noch sechs Störche mit Sender in Hamburg

Bei der verendeten Storchenmutter handelt es sich um die mit einem Sender ausgestattete Störchin "Mimi". Ursprünglich hatten vor vielen Jahren mal zwölf Störche einen Sender bekommen, um deren Flugrouten aufzeichnen zu können. Mittlerweile gibt es nur noch die Daten von sechs Tieren. Aber vielleicht kommen in diesem Jahr noch einmal sechs neue dazu, sagte Pelch weiter. Auf der Internetseite des NABU Hamburg können Interessierte verfolgen, wo sich die besenderten Störche gerade aufhalten.

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