Bürgerschaft segnet City-Hof-Verkauf ab

Im Streit über die Zukunft des denkmalgeschützten City-Hofs am Hamburger Hauptbahnhof hat der Senat einen weiteren Etappensieg eingefahren: Die Bürgerschaft stimmte am späten Donnerstagabend mit den Stimmen von Rot-Grün für den geplanten Verkauf. In der Debatte am Nachmittag war klar geworden, dass die politischen Fronten nicht aufweichen. Der Senat ließ keinen Zweifel daran, dass er von dem geplanten Abriss der 50er-Jahre-Bauten nicht abrücken wird - trotz der massiven Kritik von der gesamten Opposition aus CDU, FDP, Linken und AfD. Stadtentwicklungssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) sagte, ein Neubau auf dem Gelände biete die Chance, einer deutlichen städtebaulichen Aufwertung des Stadteingangs. "Die Tristesse der Hochhäuser wird von niemandem bezweifelt", sagte die Senatorin. "Welch ein Grund für einen Neuanfang!" Auch das benachbarte Kontorhausviertel mit dem Chilehaus, das seit dem Sommer 2015 als UNESCO-Welterbestätte geführt wird, könne dadurch aufgewertet werden.
Kaufpreis liegt bei 35,2 Millionen Euro
Das Grundstück in attraktiver Innenstadt-Lage soll an das Hamburger Bauunternehmen Aug. Prien für 35,2 Millionen Euro verkauft werden - den Sieger des Ende 2015 abgeschlossenen Bieter-Verfahrens.
"Es gab kein verbindliches Gebot für Sanierung"
An die Abriss-Gegner gewandt sagte Stapelfeldt: "Die Option für einen Erhalt des City-Hofs war da, aber niemand hat ein verbindliches Gebot dafür abgegeben." In dem Bieter-Verfahren konnten Investoren Konzepte für einen Neubau oder für eine Sanierung einreichen. Das Gebot des Baukonzerns Hochtief, das auf die höchste Gesamtpunktzahl kam, sah nach den Plänen des renommierten Hamburger Architekten Volkwin Marg einen Erhalt des City-Hofs vor - die Stadt schloss das Gebot aber in letzter Minute aus formalen Gründen aus. Hochtief habe sich "vertraglich nicht voll umfänglich an sein Gebot binden wollen", so der Vorwurf der Senatorin am Donnerstag. Das sei für die Stadt nicht akzeptabel gewesen - zumal mit Blick auf die Erfahrungen mit Hochtief beim Bau der Elbphilharmonie.
CDU: Vorwurf der Mauschelei nicht entkräftet
Das ganze Verfahren um den City-Hof sei von Anfang an interessengesteuert gewesen, meint hingegen die CDU. "Aus irgendwelchen Gründen wollen Sie die City-Hochhäuser weghaben", sagte CDU-Bauexperte Jörg Hamann in Richtung Senat. Die SPD habe den Vorwurf der Mauschelei bis heute nicht entkräftet. Und sie sei bis heute eine Antwort auf die Frage schuldig, mit welcher Begründung der Denkmalschutz beim City-Hof umgangen werden soll. Sich auf ein übergeordnetes öffentliches Interesse zu berufen, sei in diesem Fall vom Gesetz nicht gedeckt. Den Grünen warf Hamann vor, sich vom Koalitionspartner unterbuttern zu lassen: "Selbst wenn die SPD an der Stelle ein Kernkraftwerk bauen wollte, würdet ihr noch klatschen."
Grüne: Abriss noch nicht besiegelt
Die Grünen waren in der Aktuellen Stunde bemüht, die Bedeutung der Bürgerschaftsentscheidung kleinzureden. Der Abriss sei längst nicht besiegelt. "Wir schauen uns erst einmal an, was bei dem nun folgenden Architekten-Wettbewerb herauskommt", sagte der stadtentwicklungspolitische Sprecher der Grünen, Olaf Duge. "Und wenn die Entwürfe nicht so doll sind, kommt eben kein Abriss." Wichtig sei, dass der Welterbe-Titel nicht in Gefahr gerate. Dem Baukonzern Hochtief warf Duge vor, den Ausschluss aus dem Bieter-Verfahren bewusst provoziert zu haben.
FDP: Welterbe-Titel in Gefahr

Die FDP bezeichnete die Grünen als naiv, wenn sie glauben, dass nach der Zustimmung der Bürgerschaft ein Abriss noch abzuwenden sei. Es sei skandalös, wie der Senat mit dem Denkmalschutz umgehe. "Die SPD riskiert mit den Neubau-Plänen die Aberkennung des Welterbe-Titels für das Kontorhausviertel", sagte FDP-Kulturexperte Jens Meyer. Eine Neuordnung des Quartiers am Klosterwall sei auch ohne Abriss möglich. "Mit dem Hochtief-Plänen liegt eine attraktive Lösung auf dem Tisch", so Meyer. Der Ausschluss von Hochtief aus dem Bieter-Verfahren bleibe höchst fragwürdig. Der Abriss des denkmalgeschützten City-Hofs in der Pufferzone des Weltkulturerbes sei ein verheerendes Signal an die UNESCO.
Architekten-Wettbewerb soll Klarheit bringen
Vorgesehen ist auf dem City-Hof-Grundstück ein Neubau mit einem Hotel, Wohnungen, einer Markthalle, einer Kita und vielen Büros. Als Hauptmieter ist der Bauer-Verlag vorgesehen. Unklar ist bislang, wie der Neubau genau aussehen soll. Bislang musste der Investor nur ein sogenanntes Massenmodell vorlegen, das nur die groben Züge darstellt. Nun ist Aug. Prien verpflichtet, noch in diesem Jahr einen Hochbau-Wettbewerb mit fünfzehn Architekturbüros - jeweils fünf lokale, nationale und internationale Büros - zu starten. Eine Jury kürt ein halbes Jahr später den Sieger-Entwurf. Die Bürgerschaft und die Bezirksversammlung Hamburg-Mitte sollen jeweils drei Mitglieder für das Preisgericht benennen. Laut SPD soll auch die UNESCO vertreten sein.
Zurzeit ist das Bezirksamt Hamburg-Mitte Hauptmieter in den Hochhäusern. Der Auszug ist nach aktuellen Planungen für Ende 2017 geplant. Dann erst könnte der Abriss erfolgen. Das Unternehmen Aug. Prien rechnet mit einer Bauzeit von rund drei Jahren.
Abriss-Gegner hoffen weiter
Die Abriss-Gegner von der Initiative City-Hof hoffen unterdessen weiter. "Wir geben uns noch nicht geschlagen", sagte Initiativen-Gründer Marco Alexander Hosemann am Mittwoch. Schließlich müsse der Investor ja noch die Abriss-Genehmigung beantragen. "Und dies zu begründen, dürfte schwierig werden", meint Hosemann. Er gehe auch nicht davon aus, dass der geplante Architekten-Wettbewerb ein befriedigendes Ergebnis bringen wird. Und dann werde es für den Oberbaudirektor und den Senat schwierig, der Öffentlichkeit den Abriss des Denkmal-Ensembles schmackhaft zu machen, so Hosemann. Zudem setzt die Initiative City-Hof darauf, dass die UNESCO weiter Druck auf die Stadt ausübt - und die Neubau-Pläne womöglich auf diesem Weg noch vereitelt werden.
