Krieg und seine Folgen - Kaputte Seelen hinter leeren Blicken
Das Leid des Ersten Weltkrieges ist in den Augen des Matrosen auf einem Gemälde im Kieler Schifffahrtsmuseum zu erkennen. So hat es Britta Jensen gesehen. Sie hofft, dass er seinen Frieden gefunden hat.
Es sind seine Augen. Sie berühren mich zutiefst. Dieser Blick trifft mich mitten ins Herz. Leer, traurig, als wäre da keine Sehnsucht mehr. Kein Hoffen auf eine Zukunft. Nur eine Vergangenheit, die vergessen werden will. Zwischen den Lippen eine qualmende Zigarette. Die blaue Jacke mit den goldenen Knöpfen - viel zu groß - hängt runter, an den Schultern.
Er spielt Schifferklavier. Sind es heitere Töne? Um die Traurigkeit zu überspielen? Ich bin im Kieler Schifffahrtsmuseum und stehe vor diesem großen Gemälde. Der Maler hat einen Moment eingefangen, der mich gefangen nimmt. Dieser Matrose auf dem Bild gehörte zur Besatzung der U9. Ein U-Boot aus dem Ersten Weltkrieg. Kein anderes Boot versenkte mehr Schiffe als U9. Und mit jedem Schiff unzählige Menschen. Junge Männer, die in einen Kampf geschickt wurden, der ihnen alles nahm: ihr Leben. Ich sehe in seine Augen und frage mich, was sie gesehen haben müssen. Leid, Angst, Tod. Furchtbares. Krieg eben. Eine tosende See, die Menschen verschluckt.
Krieg bedeutet immer Leid, Angst und Tod
Und obwohl dieser junge Matrose zu den Angreifern gehörte, bei den Schlachten zu den vermeintlichen Siegern, so sieht er doch aus wie einer, der verloren hat. Nämlich sein Glück und die Zuversicht - also irgendwie doch sein Leben. Manchmal braucht es keine Zahlen und Fakten, um zu verstehen. Mir hilft ein Blick in diese Augen, und ich kann ahnen, was Krieg bedeutet. Kaputte Seelen hinter leeren Blicken. Das macht mich traurig und ich frage mich: Kann das denn nie ein Ende nehmen? Muss es denn immer weitergehen mit diesen Kriegen, die am Ende nichts anderes hinterlassen als viel zu viele Augen, in denen sich das unsagbare Leid widerspiegelt? Ich wünsche mir, dass dieser Matrose noch seinen Frieden gefunden hat. Und dass sein Blick hinaus geht in die Welt und für Frieden mahnt. Denn das hätten wir bitter nötig.