Kolumne: "Geduldsspiel mit Verheißung"
Fußball-WM in Katar, Ukraine-Krieg, Energiekrise - und das Weltklima: Wie bereite ich mich auf die Adventszeit vor? Erstmal mit einem vertrauten Ritual beginnen, meint Pastorin Christine Oberlin - und nimmt die alte Lichterkette aus der Adventskiste.
Vorsichtig öffne ich die alte Pappkiste und sehe zuerst die große Lichterkette. Im vergangenen Jahr habe ich sie genervt obendrauf gepfeffert. Kein Durchkommen bei den vielen Knoten in dem langen grünen Kabel mit den elektrischen Glaskerzen. Dann lieber gar nicht. Jetzt versuch ich's nochmal - wenn ich einen Knoten löse, kriege ich vielleicht auch die anderen auf. Wäre doch schade sonst. Und schon habe ich zwei, drei Kerzen freigelegt. Jetzt heißt es, dranbleiben.
Ergebnis des Weltklimagipfels ist beschämend
Wo anfangen bei den vielen Problemen, die aktuell eher zum Aufgeben verleiten als zum Entwirren von eingetretenen alten Pfaden und Gewohnheiten? Ich hatte große Erwartungen in den Weltklimagipfel in Ägypten gesetzt. Wenigstens einen Knoten in den Problemketten dieser Welt etwas lockern, vielleicht lösen. Doch das Ergebnis kommt mir eher beschämend daher.
Jeder kann zum Klimaschutz etwas beitragen
Dass ich trotzdem nicht den Kopf in den Sand stecke, liegt an zwei Wissenschaftlern vom Klimabüro des Alfred-Wegener-Instituts aus Bremerhaven. Ich höre ihren Vortrag, der mit den Worten beginnt: "Wir wollen Ihnen Hoffnung machen und Wissenstransfer leisten." Überraschend und paradox. Aber dann entfaltet es Wirkung in meinem Gemüt. Sie sagen, auch wenn der Klimawandel entmutigen könnte: Ich kann etwas tun, jede/r kann etwas tun. Zum Beispiel einmal mehr das Auto stehen lassen und mit dem Rad fahren oder auf Plastikflaschen verzichten. Und wussten Sie, dass Indien bereits 40 Prozent seines Strombedarfs aus nicht fossilen Brennstoffen gewinnt? Das sind nur drei Beispiele. Läutet das eine Zeitenwende ein?
Auf neuen Wegen unterwegs in den Advent
Ich will die kleinen Schritte, die zum großen Ziel führen, nicht unterschätzen. Und wenn ich mich am Wochenende wieder an die nächsten Knoten in der Lichterkette mache, sehe ich schon die Kerzen leuchten. So stelle ich mir den Advent vor. Auf neuen Wegen unterwegs, mit Freude und Erwartung auf das, was kommt.
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.