Kolumne: "'Rosas Hochzeit' ist ein starkes Stück"
Rosa hat immer für andere gelebt - ihren Vater, ihren Bruder und im Job als Kostümbildnerin. Kurz vor ihrem 45. Geburtstag beschließt sie, ihr Leben radikal zu ändern: Sie heiratet - und zwar sich selbst.
"Willst du sie lieben und ehren, eure Liebe heilig halten und in guten und schweren Zeiten zu ihr stehen?" Spätestens jetzt sind alle gerührt, im Raum ist es mucksmäuschenstill. Das Jawort wollen alle hören und sich mitfreuen. Und dann sagt Rosa Ja. Niemand sonst. Denn Rosa heiratet sich selbst.
Das ist eine Szene aus dem Film "Rosas Hochzeit". Den habe ich in der Reihe "Starke Stücke. Berührt und diskutiert" gesehen. Eine Filmreihe, in der Kirchen zu Kinosälen werden. Von August bis November werden in Mecklenburger Kirchen besondere Filme gezeigt, unterstützt vom bundesweiten Bündnis für Demokratie und Toleranz sowie von der Landesinitiative "WIR. Erfolg braucht Vielfalt".
Würde ich mich selbst heiraten?
In dem spanischen Film ist Rosa für ihren Vater und ihre Tochter, für die Freunde immer da, hat wenig Zeit für sich und fühlt, dass es einen Neuanfang geben muss. Da beschließt sie, an die Küste zu ziehen und die Näherei ihrer Mutter wieder zu eröffnen. Sie näht ein wunderschönes Hochzeitskleid und lädt zu ihrer Hochzeit ein. Die Familie steht Kopf, als sie ihren Plan offenbart: Sie will sich selbst heiraten! Sie ist sich selbst genug, steht zu sich selbst, freut sich über Freundinnen und Freunde und ihre Familie, will jedoch keinen "Mann fürs Leben". Warum auch? Herrlich, wie in dem Film alle ins Nachdenken kommen.
Selbstheirat oder Sologamie sind in den USA und Japan nicht ungewöhnlich. Menschen versprechen, sich selbst treu zu bleiben, sich liebevoll anzunehmen und sich in guten und schweren Zeiten zu tragen und zu akzeptieren. Es mag erst spleenig anmuten, lenkt aber doch die Gedanken darauf, wie ich zu mir selbst stehe.
Würde ich mich selbst heiraten? Ich finde, wer sich liebevoll annehmen kann, wird auch mit anderen entsprechend liebevoll und freundlich umgehen. Steht ja schon in der Bibel: "Du sollst Gott und deinen Nächsten lieben wie dich selbst."
Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.