"Living Library" - Lebendige Bücher berichteten über Glauben
Beim Konzept der lebendigen Bibliothek begegnen sich ganz unterschiedliche Menschen. Sie tauschen ihre Geschichten vor Publikum aus. Es geht dabei um Demokratiebildung und Vorurteilen entgegenzutreten.
"Living Library" - "Lebendige Bibliothek": So hieß das Projekt, zu dem ich kürzlich in eine Berufsschule eingeladen war. Ich war sozusagen ein lebendiges Buch. Mit mir waren noch weitere Referenten verschiedener Glaubensrichtungen eingeladen. Als lebendige Bücher berichteten wir über unseren Glauben: ein Hindu, eine Jüdin, eine Muslima und ich als Vertreter des Christentums.
Austausch über verschieden Glaubensrichtungen
Die Gespräche mit den Schülerinnen und Schülern waren respektvoll und interessiert: Essen Christen eigentlich Schweinefleisch? Wie haltet Ihr es mit dem Fasten? Welchen Stellenwert hat die Bibel für Christen? Auch ich habe im Austausch viel über den Glauben der jungen Menschen erfahren. Das hat mich beeindruckt und überrascht - schließlich heißt es doch immer, dass Jugendliche gar nichts mehr mit Religion anfangen können.
Besser miteinander als übereinander sprechen
In dieser Runde habe ich das Gegenteil erlebt: Religion und Glaube hatten für die allermeisten einen enormen Stellenwert. Und es hat gutgetan, nicht übereinander, sondern miteinander zu reden. Bei der Abschlussrunde passierte es dann: Eine Person hatte einen provokanten Satz auf das gemeinsam gestaltete Plakat geschrieben. Sofort war Anspannung im Raum und die Themen Nahost-Konflikt und Shoah. Einzelne gingen unter Protest raus. Die Diskussion wurde nach einigem Hin und Her abgebrochen. Die Themen waren für die zur Verfügung stehende Zeit einfach zu komplex.
Lebendige Bibliothek - Geschichten von Mensch zu Mensch erzählt
Der Vormittag in der Berufsschule hat mir zweierlei gezeigt: Ein respektvolles, bereicherndes Miteinander der verschiedenen Religionen ist möglich. Gleichzeitig kann dieses zerbrechliche Miteinander aber schon durch eine unbedachte Äußerung ins Wanken geraten. Dennoch: So etwas sollte uns nicht davon abhalten, uns voneinander zu erzählen - als lebendiges Buch oder einfach von Mensch zu Mensch.
