Der beliebte Unterhaltungskünstler Hans Rosenthal in seiner Fernseh-Quizsendung "Dalli Dalli", undatierte Aufnahme. © picture alliance/United Archives | KPA

Jüdischer Glaube rettet Hans Rosenthal das Leben

Stand: 28.04.2025 13:00 Uhr

Hans Rosenthal überlebte den Holocaust. Später war er Deutschlands beliebtester Quizmaster, präsentierte "Dalli Dalli". Seine jüdische Herkunft versuchte er im TV-Geschäft lange zu verbergen - bis es nicht mehr ging.

von Pastorin Margrit Wegner

Er war Krawattenmann des Jahres, und seine Luftsprünge waren legendär. Hans Rosenthal war über Jahrzehnte Deutschlands beliebtester Quizmaster. "Dalli-Dalli" und "Rate mal mit Rosenthal" kannte jedes Kind.

Himmel in der Abenddämmerung © Kirche im NDR Foto: Christine Raczka
AUDIO: Gesegneten Abend (2 Min)

Hans Rosenthal überlebt mit Glück den Holocaust

Weniger bekannt war, dass Hans Rosenthal Jude war. Seine Eltern und sein Bruder Gert wurden in der Nazizeit ermordet. Er selber überlebt nur mit viel Glück. Als 17-Jähriger bittet er unter Lebensgefahr eine Bekannte: "Ich muss mich verstecken, Frau Jauch. Gert ist schon abtransportiert. Wir haben nie wieder etwas von ihm gehört. Ich wollte Sie fragen, ob Sie mich vielleicht aufnehmen und verstecken könnten?" Sie verbirgt ihn in ihrem Kleingartenhaus mit den Worten: "Du kannst bei mir bleiben, Hansi. Der Krieg dauert sowieso nicht mehr lange." 25 quälend lange entbehrungsreiche Monate verstecken ihn drei Frauen. Sie teilen die knappe Ration ihrer Lebensmittelkarten.

Befreiung durch die Rote Armee im April 1945

Am 25. April 1945, vor 80 Jahren, hört Hans Rosenthal im Versteck das Dröhnen von Panzerketten. Er läuft den sowjetischen Soldaten entgegen. Die Rotarmisten sehen den gelben Stern auf seiner Kleidung. Sie haben zuvor ein Konzentrationslager befreit. Dort wollten SS-Wachen sich mit Judensternen tarnen und auf diese Weise entkommen. Die Rotarmisten sind also skeptisch und wollen sich rächen. Doch ein Offizier fordert ihn auf, das jüdische Glaubensbekenntnis zu sprechen: "Höre, Israel, der Ewige ist unser Gott, der ewige ist einzig."

Hans Rosenthal erzählt spät über seine zwei Leben

Sein jüdischer Glaube, für den seine Familie teuer bezahlt hat, rettet ihm am Ende des Krieges das Leben. Erst spät hat Hans Rosenthal über seine zwei Leben berichtet. Viele sahen in ihm vor allem den fröhlichen Unterhalter, der bei dem Satz: "Das war spitze!" in die Luft sprang. Ihm selber war wichtig, dass das Preisgeld seiner Shows an Menschen ging, die unverschuldet in Not geraten waren. Er wusste, was das bedeutet.

Eine der Frauen, die ihn versteckt hat, hat ihm einen Psalm aufgeschrieben. Dieser Zettel blieb ihm lebenslang heilig. Darauf steht: "Denn er hat seinen Engeln befohlen über dir, dass sie dich behüten auf all deinen Wegen."

Weitere Informationen
Hans Rosenthal (Florian Licas) steht vor der Wabenwand in seinem Studio und sieht in die Kamera. im Hintergrund sitzt sein Team  Mady Riehl (Theresia Wald, r.), "Ekki" Fritsch (Timo Dierkes, 2.v.r.) und Brigitte Xander (Katharina Völkl, l.) am Tisch © © Honorarfrei - nur für diese Sendung inkl. SocialMedia bei Nennung ZDF und if… Productions/Ella Knorz / [M] Serviceplan. Foto: Ella Knorz

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Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 25.04.2025 | 19:05 Uhr

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