In der Trauer gibt es keine Unterschiede
Gut eineinhalb Wochen nach ihrem Tod ist Königin Elizabeth II. mit einem Staatsbegräbnis in London die letzte Ehre erwiesen worden. Auf der anschließenden Prozession nach Windsor gaben ihr Hunderttausende Briten Geleit.
So lange habe noch nie ununterbrochen vor dem Fernseher gesessen. Was für Bilder, was für Musik, was für Eindrücke und Einblicke! Ich denke, man muss kein ausgesprochener Anhänger des britischen Königshauses sein, um von den Bildern und Klängen der Trauerfeierlichkeiten für Königin Elisabeth II tief beeindruckt zu sein. Ich zumindest war es gestern und bin es auch heute noch.
Hunderttausende Briten nehmen Abschied von der Queen
Fasziniert hat mich die besondere Würde, die sich wie ein roter Faden durch den Tag zog. Angefangen bei der Überführung in die Westminster Abbey bis hin zum Schlussakkord in der St. George's Chapel in Windsor. Und zwar nicht nur bei denjenigen, für die eine würdevolle Haltung zum Beruf gehört, wie kirchliche und weltliche Würdenträger und Würdenträgerinnen oder den Soldatinnen und Soldaten. Berührt hat mich, wie diszipliniert die Mehrzahl der Hunderttausenden von Menschen am Rande der Prozessionen diese verfolgten. Mit ihren Gedanken und Herzen waren sie bei der Queen und ihren Angehörigen - das war zu sehen und zu spüren.
Königliche Familie sehnt sich nach Halt und Trost
Oft habe ich mich während der Übertragung gefragt: Was geht gerade in den Herzen und Köpfen ihrer Familie vor? Dem König, seinen Söhnen? Was denken und fühlen George und Charlotte, die in der ersten Reihe mit dabei waren? Wer genau in die Gesichter geschaut hat, konnte sehen, da trauert eine echte, ja, eine ganz normale Familie und sehnt sich nach Halt und Trost. So wie viele Zuschauerinnen und Zuschauer auch, die sich durch den Tod der Queen an Todesfälle in ihrer eigenen Familie erinnert fühlten. "In unserer Trauer sind wir vereint", sagte eine Frau im Interview.
Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod
Die Bilder gestern zeigten es: In der Trauer um einen geliebten Menschen gibt es keine Unterschiede; Herkunft, sozialer Stand und so vieles mehr, was uns Menschen oft schmerzhaft voneinander trennt, spielen keine Rolle. Was bleibt für mich nun nach dem Tod der Queen? Die Erinnerung daran, dass sich Leid und Trauer gemeinsam besser tragen lassen. Und die Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod. So, wie es der Erzbischof von Canterbury in seiner Predigt formulierte und am Ende einen Satz der Königin aus ihrer Fernsehansprache im Corona-Lockdown zitierte. Er sagte: "Dienst im Leben, Hoffnung im Tod. Wer dem Beispiel der Queen und ihrer Inspiration zu Vertrauen und Glauben folgt, kann mit ihr sagen: "Wir werden uns wiedersehen."