Ein Trecker fährt auf einem großen Feld. © picture alliance Foto: Jens Büttner

Künstliche Intelligenz im Einsatz bei Osnabrücker Landwirten

Stand: 16.08.2021 18:47 Uhr

Das KI-Projekt "Agri-Gaia" soll Landwirten im Raum Osnabrück helfen, Kosten einzusparen, die Umwelt zu schützen und international wettbewerbsfähig zu bleiben.

von Susanne Schäfer

Wenn eine Maschine etwas lernt, ein Urteil fällen und ein Problem lösen kann, dann sprechen wir von künstlicher Intelligenz, kurz KI. Auch in der Landwirtschaft soll diese in Zukunft eine Rolle spielen. Mitdenkende Landmaschinen auf dem Acker sind das Ziel. Aber was passiert eigentlich mit den Daten? Und wie nutzt KI den Landwirten wirklich? Darum geht es im Osnabrücker Forschungsprojekt Agri-Gaia, das vom Bund mit zwölf Millionen Euro gefördert wird.

Sensoren an den Maschinen sammeln Daten

Ortstermin auf einem Getreidefeld im Landkreis Osnabrück: Ein Mähdrescher erntet dort nicht nur Getreidekörner, sondern auch riesige Mengen Daten. Thilo Steckel, Entwicklungsingenieur beim Unternehmen Claas E-Systems aus Dissen hat mit seinem Team den Drescher digital ausgerüstet: "Auf dieser Maschine sind ganz vielfältige Sensoren. Die messen zum Beispiel, wie viel Getreide durch die Maschine läuft. So können wir ermitteln an welchen Ort mehr Getreide gestanden hat und wo weniger." Am Ende sollen die Landwirte von diesen und vielen weiteren Daten profitieren. Dirk Westrup aus Bissendorf ist einer von ihnen. Auf seinem Feld fährt der Mähdrescher gerade. Natürlich weiss der Landwirt auch jetzt schon über die Bodenqualität Bescheid, aber nicht so detailliert: "Beim Dreschen werden jetzt Ertragskartierungen erstellt, die sehr viel kleinräumiger und genauer sind, als es bisher möglich war. Daraus kann ich Rückschlüsse für die nächste Bewirtschaftungsperiode ziehen."

Mit KI Kosten einsparen und die Umwelt schützen

Prof. Heiko Tapken von der Hochschule Osnabrück. © NDR Foto: Susanne Schäfer
Prof. Heiko Tapken von der Hochschule Osnabrück erklärt, wie Bildern von Kartoffeln Informationen zugeordnet werden.

Mit Künstlicher Intelligenz, so hofft Dirk Westrup, könnte der Landwirt bald genauer wissen, wo der Boden wie viel Dünger braucht. Neue Algorithmen könnten so dabei helfen, die Umwelt zu entlasten. Weniger Dünger bedeutet außerdem weniger Kosten. Die passenden Algorithmen müssen allerdings erst noch entwickelt werden. An dieser Stelle kommt die Wissenschaft mit ins Spiel. Das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz, die Universität sowie die Hochschule Osnabrück forschen daran. Sie entwickeln gerade die Agri-Gaia-Plattform. Das ist eine Art Online-Marktplatz, der Teil eines europaweiten Cloud-Projekts sein wird. Dort sollen Daten und Anwendungen ausgetauscht werden. Professor Heiko Tapken erklärt: "Einige Landwirte und Landmaschinenhersteller haben Daten, die bisher keine Verwendung finden. Diese Daten können auf unsere Plattform geladen werden. Und KI-Entwickler können ihre Ideen einbringen. Durch das Erkennen von Kartoffel-Qualitäten kann zum Beispiel ein Modul entstehen. Dann können diese Partner miteinander kooperieren, so dass schließlich ein KI-Modul dabei herauskommt."

Konkurrenz arbeitet zusammen

Da auf den Bauernhöfen und bei den Lohnunternehmern Landmaschinen von vielen unterschiedlichen Herstellern im Einsatz sind, müssen auch die KI-Anwendungen auf allen Maschinen funktionieren. Das ist eins der wichtigsten Ziele im Projekt. Deshalb arbeiten bei Agri-Gaia auch Unternehmen zusammen, die sonst teils Konkurrenten sind. Gregor Bensmann vom Landmaschinenhersteller Amazone aus Hasbergen findet die Region im Nordwesten dafür besonders interessant, da hier viele mittelständische Unternehmen der Landtechnik aber auch Softwareunternehmen angesiedelt seien. Das wolle man nutzen: "Wir bündeln die Kompetenzen der kleineren Unternehmen und schaffen dadurch eine Skalierbarkeit im globalen Markt, um beim Thema künstliche Intelligenz wettbewerbsfähig zu bleiben."

Ein Landwirt düngt sein Feld. © dpa Foto: Uwe Zucchi
AUDIO: "Agri-Gaia" - Künstliche Intelligenz im Einsatz bei Osnabrücker Landwirten (4 Min)

Datenschutz wichtiges Thema

Landwirt Dirk Westrup arbeitet mit am Projekt Agrigaia. © NDR
Landwirt Dirk Westrup hofft, dass die neue Technik auf lange Sicht hilft, Kosten einzusparen und die Umwelt zu schützen.

Jedes Unternehmen alleine könnte nicht so viel in die KI-Entwicklung investieren. Und die Ideenliste, wie KI der Landwirtschaft helfen kann, ist lang. Dass die Daten dabei auch geschützt werden, ist vor allem Landwirt Dirk Westrup wichtig: "Es sind ja auch Daten, die wirtschaftliche Rückschlüsse zulassen und die möchte ich nicht mit jedem teilen. Das sollte dann schon ganz gezielt und nicht für Marketing oder solche Zwecke sein."

 

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