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Verharmlost und vergessen - Rechte Gewalt vor Rostock-Lichtenhagen

Mittwoch, 24. August 2022, 21:00 bis 21:45 Uhr
Donnerstag, 25. August 2022, 06:35 bis 07:20 Uhr

Die rechtsextreme Szene in Mecklenburg-Vorpommern wuchs nach der Wiedervereinigung schnell. © NDR
Die rechtsextreme Szene in MV wuchs nach der Wiedervereinigung schnell.

Die Anschläge in Rostock-Lichtenhagen im Sommer 1992 stehen auch 30 Jahre später bundesweit für einen Höhepunkt an rassistischer Gewalt. Doch es gibt eine Vorgeschichte, die bis heute kaum zur Kenntnis genommen worden ist. Angriffe auf Migranten und Unterkünfte für Geflüchtete gab es schon zuvor, und zwar flächendeckend.

Etliche rassistische Angriffe schon vor Rostock-Lichtenhagen

Das brandbeschädigte Sonnenblumenhaus: Vor Rostock-Lichtenhagen gab es bereits mehr als 100 Angriffe gegen Ausländer in Mecklenburg-Vorpommern. © NDR
Das brandbeschädigte Sonnenblumenhaus: Vor Rostock-Lichtenhagen gab es bereits mehr als 100 Angriffe gegen Ausländer in Mecklenburg-Vorpommern.

Mit der Wiedervereinigung wurden auch nationalistische Stimmen lauter, mit der Ankunft der ersten Asylbewerber organisierte sich wütender Protest. Zudem verübten Gruppen von Jugendlichen Brandanschläge auf Asylunterkünfte in Ueckermünde, Schwerin, Ribnitz-Damgarten und Greifswald, sogar zeitgleich an einem Tag. Auch Vertragsarbeiter aus Vietnam und ausländische Studierende wurden frühe Opfer. Mehr als 100 solcher Angriffe gab es vor dem Pogrom in Rostock-Lichtenhagen allein in Mecklenburg-Vorpommern. Die meisten davon sind heute kaum beachtet und nicht aufgearbeitet.

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Ein ausgebranntes Auto steht 1991 vor dem Asybewerberheim in Ueckermünde. © picture-alliance / ZB Foto: Kalaene Jens

Verharmlost und vergessen: Rechte Gewalt vor Lichtenhagen

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Neue Perspektiven auf Opfer und Täter von damals

Uwe Böttcher, der ehemalige Leiter der Ermittlungsgruppe "Junge Gewalttäter". © NDR
Uwe Böttcher, der ehemalige Leiter der Ermittlungsgruppe "Junge Gewalttäter".

Filmaufnahmen geben Aufschluss über Täter und Opfer von damals. Die NDR Autorinnen Carolin Kock und Jette Studier recherchieren die Zeit vor dem Fanal. Sie rekonstruieren das Erstarken der rechten Jugendkultur, treffen auf damals hilflose Polizisten in neuen Strukturen, eine erkennbar überforderte Justiz, wütende Anwohnerinnen und Anwohner und die Opfer dieser gewalttätigen Zeit. Der Film trifft sie mehr als 30 Jahre später und zeigt das, was damals kaum jemand sehen wollte.

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Schaulustige stehen am 24. August 1992 vor dem von über 100 Vietnamesen bewohnten und von Randalierern in Brand gesetzten Haus neben dem Asylbewerberheim. © picture-alliance / dpa | DB Treder

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Ein von Wasserwerfern durchnässter Mann gibt in der Nacht zum 26. August 1992 vor dem Zentralen Asylbewerberheim Mecklenburg-Vorpommern in Rostock-Lichtenhagen wahllos Schüsse mit einer Gaspistole ab. © picture-alliance/ dpa Foto: Jan Bauer

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Autor/in
Carolin Kock
Jette Studier
Redaktion
André Keil
Christoph Mestmacher
Produktionsleiter/in
Bettina Wieselhuber

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