Unsere Geschichte

Interrail. Die beste Reise meines Lebens

Sonntag, 18. Juni 2023, 15:15 bis 16:00 Uhr
Samstag, 24. Juni 2023, 12:00 bis 12:45 Uhr

Vor 50 Jahren, am 1. März 1972, wurde es erstmals ausgestellt: das Interrail-Ticket. Eltern bescherte es schlaflose Nächte, ihren Kindern öffnete es das Tor nach Europa in eine unbekannte Welt. Mit diesem Zugticket konnten Jugendliche einen Monat lang mit dem Zug durch 21 Länder fahren, egal wohin, egal wie weit! Für die allermeisten ein Gefühl von Freiheit, Abenteuer und einem Hauch von Völkerverständigung.

Interrail: Freiheit und Abenteuer auf Schienen

Eine junge Frau sitzt neben zwei großen Rucksäcken vor einem Bahnhof. © NDR/Pier 53 Filmproduktion
Interrail heißt: große Rucksäcke und wenig Schlaf.

Bernd Baumhold aus Bochum war gleich im ersten Jahr dabei. "Wir waren Hippies. Aber in Griechenland hießen wir nur die Yeahyeahis, nach dem berühmten Beatles-Album von 1964, "Yeah! Yeah! Yeah! A Hard Day's Night", sagt sein Freund Vasilios Liolios. Am Ende ihrer Interrail-Reise wurde Vasilios von griechischen Militärs verhaftet, denn 1972 war Griechenland noch Diktatur und der junge Deutsch-Grieche sollte seinen Militärdienst im Süden leisten. Sein Ende einer abenteuerlichen Zugreise.

Michael Achilles aus Ludwigsburg zog erst zwei Jahrzehnte später los. Da waren er und seine Freunde gerade mal 15 Jahre alt. Diktaturen gab es in Südeuropa zwar nicht mehr, aber sehr dunkle Nächte am Strand, Taschendiebe, den ersten Joint, die erste Freundin. Geblieben ist für ihn bis heute "dieses Gefühl von Freiheit, wenn ich das Geräusch von Bahnschienen hören, dieses Tamtam-Tamtam."

Im Osten fuhr der "Jugendtourist"

Das DDR-Pendant zu Interrail hieß Jugendtourist. Es war von der FDJ organisiert und nicht halb so wild. Aber auch da gab es einen "Schnellkurs im Erwachsenwerden", wie es Robert Conrad im Rückblick nennt. Nur durch Zufall kam der Fotograf 1985 mit seinem Freund Thomas Frick zum begehrten Jugendtourist-Programm. Eigentlich war die Reise eine Belohnung für Fricks Freundin gewesen, die Stasi-Spitzel war. Doch die wurde krank und so durfte Conrad nachrücken. Der Beginn eines wilden Abenteuers in der Sowjetunion.

Tütensuppen und Schlafplätze auf Bahnhöfen

Für seine Dokumentation "Interrail. Die beste Reise meines Lebens" trifft Grimme-Preisträger Hauke Wendler Interrailer, die heute oft graue Haare haben und ein durchaus geordnetes Leben führen. Gemeinsam mit ihnen begibt er sich auf eine spannende und sehr unterhaltsame Reise. Es geht um wochenlanges Leben aus dem Rucksack, Tütensuppen und Schlafplätze auf Bahnhöfen, im Gang des Nachtzuges oder an Feldhecken.

Manche Nacht endete abrupt und mit einem trockenen Satz: Verschwindet aus meinem Garten. Für sie alle jedoch bleibt die Interrail-Zeit vor allem eines: die beste Reise meines Lebens. So sieht es auch Jeannette Eikenberg bis heute. 1992 zog sie mit ihrer Schwester los, kurz nach der Wende. Zuvor versuchte ihre Mutter sie mit Bestechungsversuchen, einer Reise nach Amerika, davon abzuhalten. Vergeblich.

Autor/in
Hauke Wendler
Mitarbeit
Andrea Pittlick
Kamera
Andrzej Krol
Ton
Augusto Castellano
Luftaufnahmen
Andrzej Krol
Felix Korfmann
Schnitt
Sigrid Sveistrup
Grafik
Ronald Grüner
Bildtechnik
Oliver Stammel
Komponist/in
Taco van Hettinga
Mitarbeit
Timo Lindemann
Tonmischung
Yannick Rehder
Sprecher/in
Christine Hegeler
Redaktion
Christoph Mestmacher
Produktionsleiter/in
Tim Carlberg

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