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1948 - Schicksalsjahr des Nordens

Mittwoch, 15. Mai 2024, 21:00 bis 21:45 Uhr
Donnerstag, 16. Mai 2024, 06:35 bis 07:20 Uhr

Im Sommer 1948 filmt ein Kamerateam im Auftrag einer schwedischen Wohltätigkeitsorganisation den Alltag in den Straßen Hamburgs.

Gefüllte Regale im Lebensmittelgeschäft kurz nach der Währungsreform. © NDR/Staatsarchiv Hamburg
Gefüllte Regale im Lebensmittelgeschäft kurz nach der Währungsreform.

Mit diesen Farbaufnahmen beginnt die Dokumentation "1948 - Schicksalsjahr des Nordens": Zeitzeugen, die damals noch Kinder waren, erzählen von vollen Schaufenstern über Nacht, von den großen Erwartungen und den bitteren Enttäuschungen, die das neue Geld mit sich brachte im westlichen und im östlichen Teil Norddeutschlands als Startschuss für eine neue Zeit und zugleich als Motor der Teilung des Landes: "Wir haben das ganze Jahr 1948 als Aufbruch erlebt, und das war ja auch mit Händen zu greifen."

Wohnungsnot und Hunger machen die Menschen misstrauisch

Ein Eckernförder Verkehrspolizist im Jahr 1948. © NDR/Spiegel-TV
Ein Eckernförder Verkehrspolizist im Jahr 1948.

Trotzdem ist es eine Zwischenzeit, in der den meisten Menschen zunächst noch der Glaube an eine nachhaltige Veränderung ihrer Lebenswirklichkeit fehlt. Wohnungsnot und Nahrungsmittelknappheit haben die Jahre zuvor geprägt. Der Norden musste Millionen Flüchtlinge und Vertriebene aus dem Osten aufnehmen, die bei den Einheimischen nicht immer auf Gegenliebe stoßen. Man organisiert das Nötigste, um zu überleben. Viele Mädchen und Jungen sind unterernährt. Noch blüht der Tauschhandel auf den Schwarzmärkten. Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein sind Teil der britischen Besatzungszone. Die westlichen Alliierten wissen nur zu genau, dass die Währung ein großes Problem darstellt. Es fehlt vor allem das Vertrauen der Bevölkerung, und die Verkäufer auf Märkten und in Geschäften geben nur ungern oder zu überhöhten Preisen ihre Waren her.

Mecklenburg-Vorpommern gehört zur sowjetischen Besatzungszone. Dort wird der Aufbau des Sozialismus propagiert und veranlasst viele Familien, ihr Glück im Westen zu suchen.

Währungsreform bringt große Veränderungen

Ein britisches Wasserflugzeug während der Luftbrücke im Jahr 1948. © NDR/Staatsarchiv Hamburg
Ein britisches Wasserflugzeug während der Luftbrücke im Jahr 1948.

Der 20. Juni 1948, der Tag, an dem die Währungsreform eintritt, bringt schlagartig große Veränderungen: Frische Lebensmittel stapeln sich vor den Läden, die Auslagen der Geschäfte sind voller Waren, um Käufer mit der neuen D-Mark anzulocken. Viele nutzen das neue Geld, um sich mit dem Nötigsten zu versorgen, andere erfüllen sich lang gehegte Wünsche. Nach der Währungsreform verschärft sich der Konflikt mit der Sowjetunion. Wegen der Blockade Westberlins werden viele Kinder mit "Rosinenbombern" auch in den Norden evakuiert. Die Luftbrücke verändert das Verhältnis zu den Besatzungsmächten. Aus ehemaligen Feinden werden Verbündete und sogar Freunde.

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Ein Lebensmittelladen wirbt nach der Währungsreform 1948 mit dem Spruch "Freie Ware - Hier wird nicht mehr geflüstert". © picture alliance/dpa dpd/dpa Foto: dpa dpd

Währungsreform 1948: Über Nacht volle Regale

Ab dem 21. Juni 1948 ersetzt die D-Mark in den drei West-Besatzungszonen die Reichsmark. Der Wohlstand kommt - aber auch der Ost-Konflikt. mehr

Nun geht es aufwärts

Doch schon bald können sich die meisten den Luxus gar nicht mehr leisten, der da so plötzlich in ihren Schaufenstern ausgestellt wird. Preissteigerungen und Angst vor Arbeitslosigkeit bremsen die Aufbruchstimmung, doch die zugesagten Aufbauhilfen aus dem Marshallplan lassen die Menschen am Ende dieses Schicksalsjahres optimistisch in die Zukunft blicken: "Für den Normalbürger war das eine Riesenchance. Das war die neue Ära." "Nun geht es aufwärts. Wenn wir tüchtig sind, dann schaffen wir das." In der Erinnerung der Kinder sind die Bilder von vollen Schaufenstern bis heute prägend: "Wir sahen Dinge, von denen wir gar nicht wussten, dass es sie gab."

Autor/in
Andreas Hancke
Michael Kloft
Kamera
Jasper Engel
Ralf Klingelhöfer
Schnitt
Anja Schütze
Sprecher/in
Christine Hegeler
Redaktion
Marc Brasse
Produktionsleiter/in
Tim Carlberg

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Zeitgeschichte