Sendedatum: 16.04.2019 21:15 Uhr

Erbitterter Streit: Adler gegen Windkraft

von Philipp Hennig, Carolin Kock und Anne Ruprecht

Plötzlich stand er da mitten im Feld. Ein hoher Mast mit einem Lautsprecher. Der Jäger Michael Schmolinski hat ihn zufällig entdeckt. Der Lautsprecher beschallt eine Nisthilfe für den Adler. "Dass das so eine Anlage ist, damit hätte ich nie gerechnet. Dass man zu solchen Mitteln greift. Das hat nur die Funktion, dass der Vogel vergrämt werden, sich hier nicht niederlassen soll." Denn auf dieses und auf andere Felder im mecklenburgischen Kreien will eine Windkraftfirma 14 Windräder stellen - jedes über 200 Meter hoch.

VIDEO: Erbitterter Streit: Adler gegen Windkraft (7 Min)

"Wir haben unseren Beitrag für erneuerbare Energien gebracht"

Aber die Leute in Kreien und der Nachbargemeinde wollen die Windräder nicht haben, erzählt Schmolinski. Sie fühlen sich schon jetzt umzingelt. "Ich kann 178 Windräder zählen, die um uns rum hier im gesamten Gelände gebaut sind. Ich bin der festen Überzeugung, dass wir im Landkreis Parchim unseren Beitrag für die erneuerbaren Energien lange gebracht haben." Die Lasten der Energiewende sind einfach nicht gerecht verteilt, findet er.

Michael Schmolinski © NDR Foto: Screenshot
Michael Schmolinski findet, die Region sei hinreichend ausgelastet mit Windrädern.

Doch weil das offenbar nicht zählt, brauchen sie einen brütenden Adler - einen Fischadler oder einen Seeadler. Erst am Morgen habe er einen gesehen, ein paar Kilometer weiter, sagt Schmolinski.

Bürgerinitiative gegen Winkpark

Im Vereinsheim des örtlichen TSV Vietlübbe versammeln sich am Abend viele Windkraftgegner. Sie wollen eine Bürgerinitiative gegen den Windpark zu gründen. Auch sie haben es sich zur Aufgabe gemacht nach schützenswerten Vögeln Ausschau zu halten. "Warum die Vögel so wichtig sind?", fragt einer der Bürger und sagt: "Die Vögel sind so wichtig, weil die Menschen unwichtig sind. Leider."

Beim Windpark-Betreiber UKA-Nord gibt man freimütig zu, die Lautsprecheranlage aufgebaut zu haben. Ein Interview will man nicht geben. Schriftlich heißt es:

"Dieser unbewohnte Mast dient nicht dem Schutz von Vögeln, sondern ist eine reine Maßnahme zur Verhinderung des für den Klimaschutz notwendigen Windenergieausbaus. Wir appellieren (...) an die Entscheidungsträger vor Ort ihrer Verantwortung für die Energiewende und den Klimaschutz gerecht zu werden und streben eine konstruktive Zusammenarbeit an."

Der Lautsprecher hat die Firma mittlerweile abgestellt und zudem angekündigt, die Anlage abzubauen. Der Konflikt wird damit aber nicht gelöst sein. Die Bürger von Kreien wollen einfach keine weiteren Windräder.

 

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Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 16.04.2019 | 21:15 Uhr

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