Stand: 17.09.2013 13:25 Uhr

DHL Express: Gewinne auf Kosten der Fahrer?

von Linda Luft & Brid Roesner

Die Manager von DHL Express sind in Feierlaune. Im Jahre 2012 haben sie mit einem Jahresgewinn von über einer Milliarde Euro eine magische Grenze durchbrochen. DHL Express ist der Kurierdienst der weltweit agierenden Deutschen Post DHL AG. Und er ist die erfolgreichste Sparte des riesigen Unternehmens.

Die Fahrer haben von den Gewinnen nichts

Die Fahrer der gelben Wagen mit der einprägsamen roten Schrift feiern nicht mit. Sie tragen zwar die DHL-Uniform, sie fahren DHL-Wagen und befolgen die Wünsche der Unternehmensleitung, gehören aber gar nicht mehr zum Konzern. DHL Express beauftragt dafür Subunternehmen. Um "höchstmögliche Flexibilität und Qualität im Service" bieten zu können, wie das Unternehmen mitteilt.

Die Flexibilität hat offenbar einen Preis. Und den zahlen die Kurierfahrer. Es kommt vor, dass sie Pakete und Ware sechs Tage die Woche ausliefern, bis zu 14 Stunden am Tag. Bei einem Stundenlohn von manchmal fünf Euro. Da kommt keine Party-Stimmung auf. DHL Express ist nach eigenen Angaben für angemessene Löhne. Wie die Subunternehmer die Mitarbeiter entlohnen würde entziehe sich aber ihrer Kenntnis.

Konzern spart kräftig durch Subunternehmer

Für DHL Express hat dieses Konstrukt gleich mehrere Vorteile, erklärt Prof. Wolfgang Hamann von der Uni Duisburg-Essen: "Wenn ich Subunternehmer einschalte, dann bin ich ja kein Arbeitgeber mehr und kann die Arbeitgeberpflichten auf die Subunternehmer delegieren. Das macht das ganze natürlich risikoärmer und kostengünstiger." Und lukrativer. Denn der Konzern ist die Zahlung der Sozialabgaben für die Kurierfahrer los. Auch Kranken- und Urlaubsgeld fallen weg. Auftragsschwankungen müssen die Subunternehmer ausgleichen. Darüber hinaus bleibt DHL Express flexibel. Unliebsamer Kuriere kann sich das Unternehmen jederzeit entledigen, da es keine Kündigungsfristen gibt. Das Modell funktioniert frei nach dem Credo: Maximale Vorteile, minimale Nachteile.

Optisch sieht alles nach DHL aus

Wer die Nachteile schultert ist für die Kurierfahrer klar. Sie selbst. Die Touren seien umfangreich kalkuliert und kaum zu schaffen. Wenn Pakte falsch oder zu spät ausgeliefert werden drohen Strafzahlungen. DHL verhängt diese an die Subunternehmer. Und die geben diese nicht selten an ihre Fahrer weiter. So schrumpft der ohnehin geringe Lohn noch weiter.

Nach außen ist all dies nicht sichtbar. Im Gegenteil: DHL Express legt Wert darauf, dass das Erscheinungsbild einheitlich ist. Die Arbeit selbst und Abläufe sind strikt geregelt, auch die Uniform, die Ausrüstung oder das Lieferfahrzeug der Subunternehmer sollen im DHL Express Design sein. Erwerben können sie all dies beim DHL-Konzern.

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 17.09.2013 | 21:15 Uhr

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