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Montag, 17. Mai 2021, 22:00 bis
22:45 Uhr
500.000 Menschen erkranken jedes Jahr in Deutschland an Krebs, etwa die Hälfte kann dauerhaft geheilt werden. Doch je weiter der Krebs fortgeschritten ist, desto schlechter sind die Aussichten. Unermüdlich liefern die Pharmahersteller daher neue Therapeutika, die Forschung läuft auf Hochtouren.
Wie gut sind neue Arzneimittel wirklich erforscht?
Und immer wieder ist von großen Durchbrüchen, von ganz neuen Wirkmechanismen die Rede. Zielgerichtete Hormontherapie, Antikörpertherapie, Gentherapie. Viele kommen in einem beschleunigten Verfahren auf den Markt.
Aber was weiß man über die neuartigen Krebsmedikamente, über deren Wirkung, deren Nutzen und Schaden? Wie gut werden sie erforscht, bevor sie auf den Markt kommen? Wer kontrolliert die Anwendung in der Praxis?
Durchblutungsstörung durch neuartiges Krebsmedikament
Marion Rink konnte die Symptome nicht einordnen. "Es kam nicht ein Wort aus dem Mund raus. Ich war wie gefangen im eigenen Körper. Und ich hätte das nie in Verbindung mit diesem Medikament gebracht." Ein neuartiges Krebsmediakament hatte eine Durchblutungsstörung im Gehirn ausgelöst.
Die 62-Jährige leidet seit vielen Jahren an chronischer lymphatischer Leukämie (CCL). Irgendwann schlug die Chemotherapie nicht mehr an. Jetzt hoffte sie auf ein modernes Krebsmedikament. Über schwerwiegende Nebenwirkungen war zu dem Zeitpunkt nur wenig bekannt.
Arzneimittel gegen Krebs immer schneller zugelassen
"Wir sind in einer Situation, dass wir immer mehr beschleunigt zugelassene Arzneimittel mit immer weniger Sicherheit hinsichtlich des tatsächlichen Nutzens haben. Und wir sind in der Situation, dass wir dafür sehr, sehr viel Geld ausgeben", beklagt Prof. Dr. med. Wolf-Dieter Ludwig, Vorsitzender der Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft.
Hans-Georg Eichler, medizinischer Leiter der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA), glaubt an die Strategie der schnellen Zulassung in der EU: "Das ist der richtige Weg, dass wir versuchen, Arzneimittel so rasch wie möglich für Patienten zur Verfügung zu stellen."
Ein profitabler Markt für die Pharmaindustrie
Die Ausgaben für Krebsmedikamente sind in den vergangenen Jahren um mehr als 50 Prozent gestiegen, auf über 8,6 Milliarden Euro in 2019. Ein profitabler Markt für die Pharmaindustrie und der größte Posten bei den Arzneimittelausgaben. Doch die Überlebensraten steigen nicht so stark an wie gehofft.
- Redaktion
- Kathrin Becker
- Britta Windhoff
- Martin Suckow
- Autor/in
- Gesine Enwaldt
- Peter Kreysler
- Produktionsleiter/in
- Tim Carlberg
