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Das Afghanistan-Desaster: Was denken unsere Soldaten?

Montag, 24. Januar 2022, 22:15 bis 23:00 Uhr

60.000 deutsche Soldatinnen und Soldaten haben in Afghanistan ihren Kopf hingehalten für die Bekämpfung von Terroristen und für den Aufbau des Landes. Ihre Familien zu Hause haben gezittert und gebangt, haben bei jedem Bericht in der tagesschau über Anschläge angstvoll am Telefon gewartet.

Afghanistan-Einsatz: So sehr hat er die Menschen verändert

Die NDR Reporterin Rita Knobel-Ulrich hat für den Film "Papa ist im Krieg" 2011 drei junge Männer und eine junge Frau auf ihrem Weg an den Hindukusch und ihre Familien zu Hause begleitet. Während des Einsatzes wurden drei der Kameraden bei einem Anschlag getötet. Als die Überlebenden zurückkehrten, waren sie nicht mehr dieselben Menschen.

Wie empfinden Soldaten den Abzug internationaler Truppen?

Die Reporterin hat diese Familien erneut besucht. Einer der Protagonisten war erst nach langem Zögern bereit, mit ihr zu sprechen, hatte Angst, dass schlimme Erinnerungen wieder hochkommen würden. Was geht ihnen durch den Kopf, wenn sie die siegreichen Taliban, den chaotischen Abzug der internationalen Truppen, die dramatischen Bilder am Flughafen im August 2021 sehen?

Was ist schiefgelaufen? Wie empfinden sie die Niederlage? Und sind ihre Gedanken bei den Menschen, die zurückgelassen wurden, die sie womöglich persönlich kannten?

Soldatin heute: War der Einsatz es wert?

Montage von zwei Bildern der selben Frau, Corinna Kirchhöfer: links als Soldatin mit streng in einem Zopf getragenen Haaren, rechts Jahre später in einem Kleid mit kurzen Haaren. © Corinna Kirchhöfer
Corinna Kirchhöfer war 12 Jahre bei der Bundeswehr. Heute ist sie Unternehmerin.

Der Vater der Soldatin Corinna Kirchhöfer war schon damals skeptisch: Wenn sich die NATO eines Tages zurückziehen würde, sagte er dem Filmteam, würden in Afghanistan die Uhren wieder zurückgedreht. Hat er recht gehabt?

Seine Tochter schockiert vor dem Fernseher während des "planlosen Abzugs" aus Kabul. Sie zuckt immer noch zusammen, wenn ein Kampfjet oder ein Hubschrauber ihr Haus überfliegt. War es das wert, fragt sie sich nach dem Sinn des 20 Jahre langen Krieges in Afghanistan.

Sind die Soldaten im Afghanistan-Einsatz umsonst gestorben?

59 Soldaten haben den Einsatz in Afghanistan nicht überlebt. Einer von ihnen war Josef Kronawitter. Rita Knobel-Ulrich reiste damals in sein bayerisches Heimatdorf. Seine Verlobte war schwanger. Das Kind von Josef Kronawitter wurde drei Monate nach dessen Tod, kurz vor den Dreharbeiten, geboren.

Die Autorin hat die beiden jetzt wieder besucht. Der Soldat Kronawitter hatte in Afghanistan Schulen geschützt, Gerichte, in den Frauen den Vorsitz führten, hat Polizisten und Soldaten ausgebildet. Hat er sein Leben umsonst eingesetzt?

Die Dokumentation liefert aufschlussreiche und berührende Einblicke in die Sicht deutscher Soldatinnen und Soldaten auf den verlorenen Krieg in Afghanistan.

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Menschenmengen und Verkehrschaos am Flughafen von Kabul, Afghanistan © picture alliance / AA Foto: Sayed Khodaiberdi Sadat

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Redaktionsleiter/in
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Redaktion
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Autor/in
Rita Knobel-Ulrich

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