Stand: 01.07.2011 14:34 Uhr

"Wir sind dazu da aufzuklären und zu helfen"

Hat Sie ein Fall mal besonders bewegt?

Brandt: Ja, der hatte den Titel: "Reha für zwei". Das war ein Film von Susann Kowatsch, die im Wechsel mit Rainer Mueller-Delin als Reporterin für die Rubrik arbeitet. Ein Mann hatte sein Kurzzeitgedächtnis verloren und seine Frau hat ihn rund um die Uhr gepflegt. Man sah ihr wirklich an, dass sie nicht mehr konnte. Dann sollte sie eine Rehabilitationsmaßnahme bekommen, aber für ihren Mann war nicht gesorgt. Doch den konnte sie ja nicht alleine lassen. Susann Kowatsch hat sich für die Frau eingesetzt und hat nicht nur eine Klinik gefunden, die die beiden aufnimmt, sondern auch noch Unterstützung von der örtlichen Bürgerhilfe organisiert, damit der Mann versorgt werden konnte. Als ich den Film den abgenommen habe, also die Endkontrolle gemacht habe, standen mir die Tränen in den Augen, so nah ging mir das.

Was unterscheidet die heutige Markt-Sendung von der aus den Anfangszeiten?

Brandt: Neben der wirtschaftspolitischen Berichterstattung bringen wir in Markt heute vor allem verbraucherorientierte Themen, denn die Welt des Verbrauchers ist nicht gerade einfacher geworden. Wir sind dazu da, zu helfen, aufzuklären und den Zuschauern Orientierung zu geben. Es ist ja mittlerweile eine wahnsinnige Aufgabe, bloß den Telefonanbieter zu wechseln und den richtigen Tarif auszusuchen.

Markt hat in den vergangenen 1.000 Sendungen zahlreiche Skandale aufgeklärt. Gibt es daneben Themen, die Ihnen ganz besonders in Erinnerung geblieben sind?

Brandt: 22 Jahre sind ja eine sehr lange Zeit. Aber es gab tatsächlich zwei Groß-Ereignisse, die uns wirklich lange beschäftig haben. Das eine war der Fall der Mauer und damit kombiniert die Problematik, wie ein sozialistisches Wirtschaftssystem in unser kapitalistisches System integriert werden konnte. Dazu haben wir ganz ganz viele Filme aus den sogenannten Neuen Bundesländern gemacht, etwa zu der ganzen Übernahmepolitik der Westunternehmen und zur Politik der "Treuhandanstalt". Das zweite war die Einführung des Euro. Der kam zwar erst 2002, aber davor hatten wir ja schon darüber berichtet, was das für den Europäischen Raum und die Wirtschaft bedeutet. Das war eine spannende Zeit.

Schafft Markt noch mal 1.000 Sendungen?

Brandt: Markt vielleicht, aber ich nicht mehr. Das hieße ja bei unserer Frequenz noch mal 22 Jahre. Im Ernst: Das ist schwer zu sagen. Ich weiß nicht, wie sich die Medienlandschaft entwickeln wird. Ich glaube, wir bleiben noch eine ganze Weile dabei.

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