Die Lebensretter von Station 67

Alltag auf der Kinderintensivstation der MHH

Mittwoch, 18. Mai 2022, 01:35 bis 02:45 Uhr

Die Station 67 in der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) ist Deutschlands größte Kinderintensivstation. Fast alle Kinder hier sind lebensbedrohlich erkrankt. Dieser Gesundheitszustand ist quasi ein Eintrittskriterium, um überhaupt einen Platz zu bekommen.

Die Station 67 in der Medizinischen Hochschule ist Deutschlands größte Kinderintensivstation. © NDR
Die Station 67 in der Medizinischen Hochschule ist Deutschlands größte Kinderintensivstation.

Der NDR Journalist Tobias Hartmann hat ein Jahr lang die Ärztinnen und Ärzte sowie die Pflegerinnen, Pfleger und Krankenschwestern bei ihrer täglichen Arbeit begleitet. Wie schafft man das, hier zu arbeiten? Auf einer Station, wo es täglich um Leben und Tod geht? Wo das Sterben genauso dazugehört wie das Leben der kleinen Patienten zu retten.

Krankenschwestern und -pfleger fehlen

Die einjährige Florentine auf dem Weg der Besserung. © NDR
Die einjährige Florentine auf dem Weg der Besserung.

Im Laufe der Dreharbeiten kann der Filmemacher hautnah beobachten, wie der allgemeine Pflegenotstand auch hier auf der Station 67 dramatische Auswirkungen hat. Ein komplettes Zimmer mit vier Betten muss geschlossen werden, obwohl genügend Ärzte da sind. Was fehlt, sind ausreichend Krankenschwestern und Krankenpfleger. So kommt es zu der absurden Situation, dass sie fast täglich anderen Kliniken mitteilen müssen, dass sie leider kein Bett frei haben. "Wir haben in diesem Jahr schon mehrere Kinder verloren, weil wir sie nicht aus anderen Kliniken übernehmen konnten", so der leitende Oberarzt Dr. Michael Sasse. 417 Kinder, so viele Kinder mussten sie im Jahr 2017 insgesamt ablehnen.

Die Ärzte und das Pflegepersonal geben einen tiefen Einblick in ihr Seelenleben und sprechen offen darüber, wie sie mit Ängsten und Überforderung umgehen. In einem speziellen Krisenbegleiterkurs trainieren sie, wie sie Eltern in einem Gespräch beibringen, dass ihr Kind sterben wird. Auch bei diesem Kurs war die Kamera dabei und dokumentiert eindrücklich, dass es selbst erfahrenen Oberärzten schwerfällt, die Wörter "Tod" oder "Sterben" offen auszusprechen.

Eine segensreiche Arbeit

Aber der Film erzählt auch die vielen glücklichen Geschichten, die sich auf der Station täglich abspielen. Zum Beispiel die von der einjährigen Florentine, die nach mehreren Wochen, in denen sie nur liegen durfte, endlich wieder zum Schmusen und Toben auf den Arm ihrer Eltern darf. Oder die vom fünfjährigen Davy, der nach einer Hirnblutung und vielen Tagen im künstlichen Koma endlich wieder zu sprechen beginnt. 98 Prozent der Kinder verlassen die Station im Jahr fast vollkommen gesund. "Insofern ist das eine total segensreiche Arbeit. Und für mich persönlich gibt´s keinen besseren Beruf", so Dr. Michael Sasse.

Auch die Klinikclowns gehören zum Stationsalltag, um den schwerkranken Kindern ein wenig Ablenkung zu verschaffen. © NDR
Auch die Klinikclowns gehören zum Stationsalltag, um den schwerkranken Kindern ein wenig Ablenkung zu verschaffen.

Die Dokumentation erzählt die Geschichte einer außergewöhnlichen Station, die nur dadurch so gut funktioniert, weil hier auch außergewöhnliche Menschen arbeiten, die fast täglich an ihre Grenzen gehen.

Leitung der Sendung
Andrea Lütke
Redaktionsleiter/in
Susanne Wachhaus
Autor/in
Tobias Hartmann
Producer
Thomas Schmidt

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