Nachrede auf Klara Heydebreck
Montag, 08. August 2022, 00:05 bis
01:05 Uhr
Winter 1969: Am 10. März begeht Klara Heydebreck (geboren am 16.07.1896) in ihrer Wohnung in Berlin Selbstmord. 50 Jahre lang hat die 72-Jährige dort gewohnt, doch ihre Nachbarn kannten sie kaum. Was hat ihr Leben ausgemacht? Und warum hat sie es sich genommen?
Heydebreck fand nicht aus Einsamkeit und Armut heraus

Eberhard Fechner begibt sich für seinen im selben Jahr erschienen Film auf die Spurensuche nach Klara Heydebreck, die im Alter in ärmlichen Verhältnissen und vereinsamt lebte. Sie war das jüngste von sieben Kindern. Ihre zwei Jahre ältere Schwester Käthe erzählt in Fechners Film, Klara sei "als Kind schon ein richtiger Sonderling" gewesen. Klara Heydebreck hat nie geheiratet. Ab 1949 bis zum Ende ihres Lebens war sie arbeitslos und lebte isoliert.
Nüchternes Porträt aus Erinnerungsfragmenten
Nur durch Zufall stieß Eberhard Fechner auf Klara Heydebreck, als er bei Recherchen auf einer Polizeidienststelle von der Meldung ihres Selbstmordes erfuhr.
Fechner-Werkschau
Fechner recherchierte nach Freunden, Verwandten, Nachbarinnen und Nachbarn. Mit ihnen führte er für seinen Film lange Gespräche und sichtete die von Klara Heydebreck hinterlassenen Dokumente. Aus den Fragmenten montierte er nüchtern die Geschichte über die persönlichen und sozialen Verhältnisse einer vereinsamten Frau in den Wirren des Ersten und Zweiten Weltkrieges sowie der Nachkriegszeit.
"Nachrede auf Klara Heydebreck" mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet
Zur Bedeutung von "Nachrede auf Klara Heydebreck" sagte der Regisseur selbst: "So wie ihr Schicksal einzigartig ist, so ist das Schicksal jedes einzelnen Menschen unverwechselbar und einzigartig."
Fechners kunstvoller Montagestil lässt alle Befragten in einen Dialog über die Verstorbene treten. "Nachrede auf Klara Heydebreck" wurde mit dem Grimme-Preis ausgezeichnet.
Dieser Film thematisiert den Selbstmord einer Frau in den 1960er-Jahren. Welche persönlichen und gesellschaftlichen Umstände Klara Heydebreck womöglich dazu geführt haben, sich das Leben zu nehmen, war damals berichtenswert und ist es heute auch. Heute können wir aber Menschen, die unter Depressionen leiden und Suizidgedanken haben, Informationen zu Anlaufstellen geben, die Hilfe leisten.
- Redaktionsleiter/in
- Hans Brecht
- Redaktion
- Matthias Esche
- Produktionsleiter/in
- Harmurt Fischer
- Autor/in
- Eberhard Fechner
- Kamera
- Rudolf Körösi
- Schnitt
- Brigitte Kirsche
- Redaktion
- Großpietsch, Timo
