Podcast "Feel Hamburg" mit "Tatort"-Star Mechthild Großmann

Stand: 17.04.2024 05:00 Uhr

Seit 22 Jahren gibt es den "Tatort" aus Münster, in dem Mechthild Großmann die kettenrauchende Staatsanwältin Wilhelmine Klemm spielt. Eine kleine Rolle, die ihr aber bundesweite Prominenz, ja geradezu Kult-Status verschafft hat.

"Erkannt zu werden, das ist eine sehr gemischte Sache", sagt Großmann und lacht leicht, während sie von den skurrilen Begegnungen erzählt, die sie erlebt hat. "Menschen halten einen fest, also einer hält dich fest, und der Mann fotografiert dich oder Leute tatschen dich an, manche auch im Gesicht und sagen: Ach, das sind Sie. Das passiert auch in Hamburg." Aber abgesehen von diesen teilweise seltsamen Interaktionen schätzt die Schauspielerin es sehr, dass ihr diese "Tatort"-Rolle zu solcher Prominenz verholfen hat.

Unverwechselbare Stimme

Ihr Markenzeichen, die tiefe, brummige Stimme, hat ihr viele Hörbuch-Aufträge beschert. Als Vorleserin von Thrillern und gruseligen Geschichten wird sie häufig gebucht. Aber im Bereich Kinderbücher sah das lange anders aus. "Früher bekam ich keine Aufträge zum Lesen von Jugendbüchern", erinnert sich Großmann schmunzelnd. "Da haben sie wohl gedacht, die Kinder kriegen irgendwie einen Schreck, wenn Sie mich hören." Das Blatt wendete sich, als die Schauspielerin für ein Jugendbuch einen Preis erhielt. "Da bekam ich dann nur noch Jugendbücher", fügt sie mit einem breiten Grinsen hinzu. "Ich konnte immer unterschiedliche Tiere nachmachen. In einem Stück mal 19 verschiedene. Das war nicht einfach."

Die Schauspielerin Mechthild Großmann sitzt am Mikrophon © NDR Foto: Frederike Burgdorf

Mechthild Großmann: Warum der "Tatort"-Star nie die nette Hausfrau spielt

Sendung: "Feel Hamburg" | 17.04.2024 | 05:00 Uhr | von Steinhausen, Ilka
40 Min | Verfügbar bis 17.04.2026

Seit 22 Jahren gibt es den "Tatort" aus Münster, in dem Mechthild Großmann die kettenrauchende Staatsanwältin Wilhelmine Klemm spielt. Eine kleine Rolle, die ihr aber bundesweite Prominenz, ja geradezu Kult-Status verschafft hat. Deshalb wird sie überall erkannt und angesprochen. Diese Aufmerksamkeit der Menschen erlebt die Schauspielerin mit gemischten Gefühlen. Sie erzählt von übergriffigem Verhalten und unangenehmen körperlichen Kontakten. Die meisten seien allerdings sehr nett und freundlich.
Ihre tiefe Stimme begleitet sie durch ihr ganzes Leben. Schon in ihrer Kindheit, die sie in Münster verbracht hat, fiel sie damit auf. Später als Schauspielerin wurde sie in aller Regel für böse Rollen besetzt. Gerne hätte sie auch einmal eine positive Heldin in einer Shakespeare-Komödie gespielt. Inzwischen ist Großmann 75 Jahre alt und beklagt, dass es leider nur noch sehr wenige gute Rollen für Frauen dieses Alters gebe. Reifere Moderatorinnen seien im Fernsehen mittlerweile gelegentlich zu sehen, aber eine echte Umkehr gebe es nicht. Typische Rollen, so wie Inge Meysel sie in den 60er-Jahren gespielt habe, die lebenskluge Haushälterin, wirken heute aus der Zeit gefallen. Trotzdem beklagt Großmann sich nicht. Sie ist glücklich, dass sie 34 Jahre lang eng mit der Regisseurin und Dramaturgin Pina Bausch zusammenarbeiten durfte. Bausch habe sie quasi entdeckt und immer gefördert.
Ihre ersten Schritte auf die Schauspielbühne hat Großmann in Hamburg gemacht. Sie hat als Jugendliche bei der legendären Ida Ehre vorgesprochen und die hat sie dabei unterstützt, eine Schauspielausbildung zu machen.
Rückblickend ist Großmann zufrieden mit den Rollen, die sie gespielt hat und hat keine Wünsche mehr. Dass sie immer die Böse spielen muss, damit hat sie sich längst abgefunden. Dafür darf sie häufig Krimi-Hörbücher und Gruselgeschichten lesen. Die kommen ihrer Stimme entgegen. Es hat auch lange gedauert, bis sie regelmäßig Aufträge für Jugendhörbücher bekam. Die Schauspielerin vermutet, dass die Verlage Angst hatten, dass sie die Kinder mit ihrer Stimme verschrecken würde.
Die Schauspielerin lebt in Hamburg auf der Uhlenhorst und fühlt sich hier seit vielen Jahren zu Hause. Sie hat kein Auto und ist meistens mit dem Fahrrad, dem Taxi oder der Bahn unterwegs. Deshalb kennt sie die Situation am Hauptbahnhof sehr gut. Angst hat sie dort nicht, eher Mitleid mit den elenden Gestalten, die ihr dort begegnen. Sie beklagt, dass hier zu wenig Hilfe angeboten werde.
Hier geht es zur Podcastempfehlung "Tatort. Der Podcast" in der ARD Audiothek: https://www.ardaudiothek.de/sendung/tatort-der-podcast/69452598/
Und hier geht es zum Web-Auftritt von Mechthild Großmann: https://www.mechthildgrossmann.com/

"Ich spiele eh immer die Bösen"

Bei ihren Rollen fehlt Großmann oft die Wahl. "Ich spiele eh immer die Bösen", sagt sie und zuckt mit den Schultern. "Also ich muss mir da gar nix aussuchen. Das hat sicher was mit meiner Stimme zu tun." Doch trotz ihres dunklen Leinwand-Images ist Großmann eine sehr humorvolle Frau mit klaren Überzeugungen und einer Leidenschaft für ihre Heimatstadt Hamburg. Als "Königin von Hamburg" würde sie hier gerne einige Veränderungen vornehmen. "Dann würde ich mindestens die Hälfte der Autos abschaffen", verkündet sie mit einem entschlossenen Blick. "Diese zugemüllte Stadt - warum man mit Jeeps und SUVs durch Hamburg fahren muss? Ich verstehe so was nicht. Das gehört verboten."

Bei "Feel Hamburg" spricht Mechthild Großmann mit Ilka Steinhausen auch über ihre Erlebnisse als junge Frau auf dem Hamburger Kiez, nervige Bahnreisen und die Probleme, als ältere Schauspielerin attraktive Rollen zu finden.

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Eine Frau isst ein Brötchen im Hamburger Hafen. © Getty Images | iStockphoto Foto: Jens Rother

Alle Podcastfolgen "Feel Hamburg"

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Kopfhörer liegen auf einem Tablet © Fotolia.com Foto: Maksim Kostenko

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Junge Frau liegt entspannt auf dem Bett, hat Kopfhörer im Ohr und schaut auf ein Laptop. © picture-alliance / photoshot

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | "Feel Hamburg" | 17.04.2024 | 20:00 Uhr

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