Stand: 18.04.2018 09:21 Uhr

Umweltschule - Segen oder Last?

von NDR Newcomernews (Ein Medienbildungsprojekt des NDR Landesfunkhauses MV mit Schülerinnen und Schülern.)

Fritz-Greve-Gymnasium Malchin © NDR Foto: NDR Newcomernews
Das Fritz-Greve-Gymnasium in Malchin ist seit 14 Jahren "Umweltschule in Europa".

Seit 2004 trägt das Fritz-Greve-Gymnasium in Malchin den Titel Umweltschule im Namen. Seinerzeit nahm das Gymnasium in der idyllisch zwischen dem Malchiner und Kummerower See und am Rand der Mecklenburgischen Schweiz gelegenen Stadt erstmals an der Ausschreibung der internationalen Umweltbildungsorganisation Foundation for Environmental Education (FEE) teil - und wurde prompt ausgezeichnet. Seit 2004 reichte das Gymnasium immer wieder neue Projekte ein und bekam die begehrte Auszeichnung. 2010 produzierten die Schüler einen Umwelt-Song und gewannen einen Klimapreis.

VIDEO: Auf der Suche nach dem Schul-Biotop (3 Min)

Malchin wird Umweltschule

Für das Prädikat Umweltschule bauten Schüler auf dem Schulgelände einen Nistplatz für Störche, legten einen Bauerngarten an und analysierten die Qualität von Gewässern. Wenn es nach Schulleiterin Iris Dürfeld geht, soll der Titel Umweltschule weiterhin die Schule zieren: "Ich denke, wir werden auch in den nächsten Jahren weitermachen." In der aktuellen Ausschreibung hat die FEE das Thema Energieeffizienz vorgegeben. Die Malchiner Schule überlegt deshalb, Photovoltaikanlagen aufzustellen, um so den Schülern das Wirkungsprinzip zu erläutern und die im Unterricht verwendeten Batterien aufzuladen. "Aber dazu müssen wir auch weiter Schüler finden, die mitmachen wollen, und natürlich auch Lehrer", sagt die Schulleiterin.

Umweltschutz hat an der Schule eine lange Tradition

Fritz-Greve-Gymnasium Malchin © NDR Foto: NDR Newcomernews
Biologie-Lehrer Andreas Gahrig hat an der Schule schon viele Umweltschutz-Projekte initiiert.

Einer dieser Lehrer, die sich seit Jahren für die Umsetzung der Umwelt-Themen an der Schule einsetzt, ist Biologie-Lehrer Andreas Gahrig. Er hat schon 1991 Umwelt-Projekte an der Schule umgesetzt - lange bevor es die Umweltschul-Ausschreibung gab. So ist unter Gahrigs Regie ein Schulteich ausgehoben, ein Insektenhotel gebaut, ein grünes Klassenzimmer aus Baumstämmen errichtet, eine Obstplantage gepflanzt und eine künstliche Nistkolonie für vom Aussterben bedrohte Trauerseeschwalben angelegt worden.

Schwere Zeiten für den Umweltschutz

Doch Gahrigs Enthusiasmus hat im Laufe der Zeit einen herben Dämpfer erlitten. Denn viele der angestoßenen Projekte existieren mittlerweile nicht mehr: Der Schulteich wurde nach kurzer Zeit wieder zugeschüttet und in einen Schulgarten umgestaltet. Doch der ist heute kaum noch zu erkennen. Unkraut und Gestrüpp wuchern dort, wo einst in mühevoller Arbeit Beete für Kräuter, Stauden und Schnittpflanzen angelegt worden waren. Auch das grüne Klassenzimmer ist spurlos verschwunden. Und das Storchennest ist immer noch verwaist, obwohl in den vergangenen vier Jahren Weißstörche dort Nachwuchs bekamen.

Fritz-Greve-Gymnasium Malchin © NDR Foto: NDR Newcomernews
AUDIO: Der Schulgarten verwildert - warum? (6 Min)

"Irgendwann hatte ich die Nase voll"

Wie konnte es dazu kommen? Gahrig erzählt: Durch Vandalismus einiger Leute wurden der Garten und der Teich zweckentfremdet, "Das Dumme war bloß, dass Kinder den Teich am Wochenende oder nach der Schule als Spielplatz benutzt haben." Sie angelten und badeten darin. Dadurch wurde die Folie beschädigt und der Teich musste Jahr für Jahr erneuert werden. Das wurde Gahrig zu viel, "und irgendwann hatte ich die Nase voll."

VIDEO: Schulessen: Stimmen Preis und Qualität? (5 Min)

Viel relevanter ist aber, dass die Störche, welche sich über Jahre in Gahrigs gebauten Nestern angesiedelt haben, durch störende Geräusche verschreckt wurden. Wegen der schon Jahre zuvor vernachlässigten Pflege ist er gegen den Wiederaufbau des Schulgartens. Jugendliche rollten die Sitzgelegenheiten des grünen Klassenzimmers den danebenliegenden Hang hinunter und beim Storchennest schlugen andere mit Knüppeln gegen den Mast. "Deswegen sind die jungen Störche verhungert. Störche haben ein gutes Gedächtnis, die kommen hier nicht wieder her." Sauer ist Gahrig in erster Linie auf die Eltern, die das zugelassen haben.

Was verbessert werden könnte

Einerseits befürwortet Gahrig Projekte zum Umweltschutz. Andererseits kritisiert er aber auch, dass man keine Zeit für bestehende Projekte findet, da man sich alle zwei Jahre zusätzlich auf ein neues konzentrieren muss. Er würde es besser finden, wenn man den Titel Umweltschule auch behalten dürfte, wenn man alte Projekte immer weiter fortführt. Schulleiterin Iris Dürfeld behauptet, "es wurde schon angesprochen und versucht zu verändern, denn Kontinuität ist auch ein Wert."

Dieser Artikel ist durch Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Workshops des Medienbildungsprojekts NDR Newcomernews des NDR Landesfunkhauses entstanden.

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