Stand: 12.04.2018 09:26 Uhr

Mobbing: "Jeder kann zum Opfer werden"

von NDR Newcomernews (Ein Medienbildungsprojekt des NDR Landesfunkhauses MV mit Schülerinnen und Schülern.)

Schüler am Förderzentrum Schwerin © NDR Foto: NDR Newcomernews
Mobbing kann schwere Auswirkungen für die Opfer haben.

"Ey, hast du deine Sachen aus der Kleiderspende?" Eine Gruppe Jugendlicher kommt auf dem Schulhof auf Moritz zu. Er weicht aus, bittet die anderen, ihn in Ruhe zu lassen. "Nö! Deine Sachen sind fast so hässlich wie du!" Moritz antwortet: "Lasst das bitte!" Die anderen lachen, Moritz bekommt Angst. Er fängt an zu weinen und schafft es gerade noch, heil wegzukommen. Er ist völlig fertig und fühlt sich unendlich einsam.

VIDEO: Mobbing: "Erst fing es mit Worten an" (5 Min)

So oder so ähnlich stellen sich Jugendliche vom Mecklenburgischen Förderzentrum in Schwerin Mobbing auf dem Schulhof vor. Für das Medienbildungsprojekt NDR Newcomernews haben sie Fakten zum Thema recherchiert, Fragen gesammelt, Szenen geschrieben, Interviews geführt, gezeichnet und schließlich gedreht. Hier zeigen Moritz, Max, Chantal, Jonas, Johannes und Marie die Ergebnisse ihrer Arbeit.

Jeder dritte Schüler schikaniert

Mobbing ist der Psychoterror durch Mitschüler oder Kollegen in der Schule oder am Arbeitsplatz. Jeder dritte Jugendliche an weiterführenden Schulen wurde schon mal von Mitschülern schikaniert. Am Arbeitsplatz leiden jährlich circa 1.5 Millionen Menschen unter Mobbing. In mehr als der Hälfte der Fälle sind Vorgesetzte beteiligt. Etwa jeder siebte Berufstätige ist einer Umfrage zufolge am Arbeitsplatz schon ein Opfer von Mobbing geworden.

VIDEO: "Mobbing ist eine Art der Gewalt" (5 Min)

Cybermobbing: Opfer sozial isoliert

Cybermobbing ist das absichtliche Beleidigen, Bedrohen, Bloßstellen oder Belästigen mithilfe von Internet- und Mobiltelefondiensten über einen längeren Zeitraum hinweg. Opfer werden vom Täter mitunter so unter Druck gesetzt und sozial isoliert, dass sie oft allein keinen Ausweg mehr finden. Dann brauchen sie Hilfe.

Lösung: Tagebuch führen und um Hilfe bitten

Hilfe werde oft erst gerufen, wenn es eigentlich schon zu spät ist, erklärt Heidi Liebmann, Kriminalhauptkommissarin und Präventionsbeamtin in Schwerin. "Je schwächer das Opfer wird, desto stärker fühlt sich die Gruppe. Und irgendwann hat sie Spaß daran, das Opfer zu brechen." Wenn du merkst, dass etwas nicht stimmt, solltest du Menschen um Hilfe bitten, denen du vertraust! Es sei wichtig, erklärt die Expertin, die Ereignisse zu dokumentieren, zum Beispiel über ein Mobbingtagebuch. Es würde auch helfen, Stärke zu zeigen und das Thema in der Klasse offensiv anzusprechen - zum Beispiel indem man aufsteht und die Täter fragt: "Was habt Ihr eigentlich gegen mich? Was habe ich Euch getan?"

Schüler am Förderzentrum Schwerin © NDR Foto: NDR Newcomernews
AUDIO: Jeder dritte Schüler wurde schon einmal schikaniert (6 Min)

"Erwachsene müssen Kinder stark machen"

"Ein selbstbewusstes Kind ist schwerer angreifbar!" erklärt Präventionsbeamtin Heidi Liebmann. Eltern, Freunde, Lehrerinnen, Lehrer und Experten müssten deshalb zusammen versuchen, Kinder stark zu machen. Vor zwanzig Jahren hat es Liebmanns Erfahrung zufolge noch kein Mobbing an Grundschulen gegeben, heute sei Mobbing leider in fast jeder Klasse ein Thema. "Es wird immer immer mehr. Und es wird immer schlimmer!"

"Mobbing ist keine Straftat"

Auch unter Erwachsenen, erklärt Heidi Liebmann, kann jeder zum Opfer werden - egal ob Chef oder einfacher Arbeiter. "Mobbing an sich ist keine Straftat. Aber Körperverletzung, Verleumdung, üble Nachrede, das Zerstören von Sachen - das alles sind Straftaten. Wenn das immer wieder auf dieselben Menschen geht, dann ist das Mobbing."

Dieser Artikel ist durch Schülerinnen und Schüler im Rahmen eines Workshops des Medienbildungsprojekts NDR Newcomernews des NDR Landesfunkhauses entstanden.

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