Klaas Stok: Oratorium "AVOAHA" in St. Nikolai
Avoaha! Am 27. September entführt das NDR Vokalensemble unter Klaas Stok mit Maurice Ohanas zeitgenössischem Oratorium in die Zauberkulte der Karibik. Und Ton de Leeuw widmete seine "Cinq hymnes" der indischen Mystik.
Zyklische Tonreihen voll kosmischen Lichts
"Siehe, das ganze Weltall strahlt vor Licht. Der ganze Himmel füllt sich mit einer geheimnisvollen Musik!" - Die Verse des indischen Dichters und Mystikers Kabir bieten sich geradezu an, vertont zu werden. Ton de Leeuw konnte diesen Worten nicht widerstehen, er war ohnehin fasziniert von fremden Kulturen. Mit seinen "Cinq hymnes" stieg der 1996 verstorbene Niederländer tief in die Gedankenwelt Kabirs ein und erschuf mit seiner Komposition sakrale Beschwörungsformeln, die in zyklischen Tonreihen um sich selber kreisen.
Geheime Riten und Wassergötter
Maurice Ohana wiederum beschäftigten Zauberkulte der Karibik. Doch ob der Geist der Wassergöttin aus den karibischen Fluten aufsteigt, wenn ihre Anhänger sie mit "Yemaya" anrufen? Wir werden es nicht erfahren, auch nicht was die Worte "Iya-Ngô" bedeuten, zu denen sich die Gläubigen versammeln. Denn als Maurice Ohana die afro-kubanischen Rituale 1991 in seine eigene Tonsprache überführen wollte, musste er versprechen, den Inhalt der Gebete für sich zu behalten. Sie gelten ihren Anhängern als heilig. Der 1913 in Casablanca geborene Komponist entwickelte aus den geheimnisvollen Texten das klanggewaltige Oratorium "Avoaha". Drei Schlagwerke setzt Ohana ein, um die Urgewalten lebendig werden zu lassen, die der Ritus heraufbeschwört. Vor allem aber ist der Franzose ein Meister vokaler Stimmkunst und expressiver Mikrotonalität.
Neuschöpfung und Uraufführung: Alfred Momotenko
Für das dritte Werk des Abends gab das NDR Vokalensemble eine Neukomposition in Auftrag. Der in der heutigen Ukraine geborene russisch-niederländische Komponist Alfred Momotenko ist in seiner Musiksprache ebenfalls oftmals von spirituellen Klängen beeinflusst.
Autorin: Janna Heider
