Stand: 02.05.2020 09:00 Uhr

Georg Friedrich Händels "Saul"

CD-Hülle: Händels "Saul" in einer Aufnahme der Internationalen Händel Festspiele Göttingen mit dem NDR Chor © ACCENT
Damals wie heute ist Händels einzigartiges Oratorium "Saul" eine akustische Zeitreise.

Mit seinem Oratorium "Saul" beschritt Georg Friedrich Händel Neuland und ließ sich zahlreiche Effekte einfallen, um die alttestamentarische Episode über den Sturz König Sauls musikalisch in aller Pracht lebendig werden zu lassen. Die jetzt erschienene CD mit dem NDR Chor ist ein Live-Mitschnitt von den Internationalen Händel-Festspielen Göttingen 2019 unter der Leitung des britischen Alte-Musik-Spezialisten Laurence Cummings. Neben dem FestspielOrchester Göttingen wirken renommierte Solisten an der Aufnahme mit, in der Titelpartie Kammersänger Markus Brück von der Deutschen Oper Berlin.

Jubelchor als Handlungsauslöser

Es ist eine Geschichte um Neid, Liebe, Verrat und Wahnsinn. Nach Davids Sieg über den Riesen Goliath fürchtet König Saul den jungen Mann als Rivalen um die Krone - und ist zugleich gezwungen, ihn als Kriegshelden zu ehren.

Neben der dramatischen Handlung ist Händels "Saul" vor allem einzigartige Chormusik. Nach antikem Vorbild lässt der Komponist den Chor in zwei Rollen auftreten: Der Chor kommentiert als außenstehender Beobachter die sich vollziehenden Exzesse und ist als Volk Israel zugleich Teil der Handlung. Ein Jubelchor der Hebräerinnen, die den siegreichen David verherrlichen, lässt in Saul den Neid keimen und bringt die Handlung erst ins Rollen. 

Musiktheater ohne Bühne

Laurence Cummings, Dirigent und Intendant der Internationalen Händel-Festspiele Göttingen, am Pult. © Anton Säckl / Internationale Händel-Festspiele Göttingen GmbH Foto: Anton Säckl
Alte Musik ist seine Spezialität: Laurence Cummings, Dirigent und Intendant der Internationalen Händel-Festspiele Göttingen.

Nachdem die Briten der italienischen Oper überdrüssig geworden waren, suchte der Wahl-Engländer Händel nach neuen Publikumsmagneten. Als Theatermann und Konzertveranstalter wollte Händel mit dem neuen englischsprachigen Oratorium sein Londoner Publikum erneut fesseln. Eine Herausforderung, denn bei geistlichen Werken kann der Komponist nicht durch Bühnenaktion und Kostüme punkten - es liegt allein bei der Musik, die Handlung lebendig werden zu lassen.

Und so verwendete Händel viel Mühe darauf, Instrumente aufzutreiben, die bereits im 18. Jahrhundert als antik und exotisch galten, um die vergangene Musik der Hebräer fantasievoll nachzuempfinden. Eine Einladung zu einer akustisch-fantastischen Zeitreise - damals wie heute.

"Herr Händel hat zurzeit mehr denn je den Kopf voller Grillen. Gestern habe ich bei ihm zu Hause ein sehr wunderliches Instrument vorgefunden, das er Carillon (Glockenspiel) nennt und meint, dass es auch als Tubalcain bezeichnet werde. Ich nehme an, weil es in Machart und Klang an eine Reihe von Hämmern erinnert, die auf Ambosse schlagen. Es wird mit Tasten, ähnlich einem Cembalo, gespielt, und mit diesem zyklopischen Instrument will er den armen Saul völlig wahnsinnig machen." Librettist Charles Jennens (1738)

 

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Händel: Saul

Zusatzinfo:
Saul: Markus Brück | Jonathan: Benjamin Hulett | David Eric: Jurenas | Michal: Mary Bevan | Merab: Sophie Bevan | Hohepriester, Hexe: Raphael Höhn | NDR Chor | Abner: Keunhyung Lee | Doeg: Christoph Liebold | Apparition of Samuel: Fabian Kuhnen | Amalekite: Joachim Duske | Edzard Burchards: Einstudierung Chor | FestspielOrchester Göttingen | Laurence Cummings: Leitung
Label:
ACCENT
Veröffentlichungsdatum:
2. Mai 2020

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Klassik

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