Stand: 11.04.2019 13:00 Uhr

Nachgefragt: Menno van Delft

Cembalist Menno van Delft spielt © Menno van Delft
Cembalist Menno van Delft ist auch noch Organist und Musikwissenschaftler sowie Professor für Cembalo am Amsterdamer Konservatorium und an der Hochschule für Musik und Theater Hamburg.

Ende April kommt Cembalist Menno van Delft zu einem ganz besonderen Konzert nach Hamburg: Die Reihe NDR das neue werk veranstaltet gemeinsam mit dem Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg einen Konzertabend mit Werken der Avantgarde auf den historischen Instrumenten der Museumssammlung.

Menno van Delft, wie entstand die Idee zu dem Konzert "Das Cembalo & die Avantgarde"?

Menno van Delft: Das war eine tolle Sache: Richard Armbruster (Redakteur NDR das neue werk) und Olaf Kirsch (Kurator für historische Tasteninstumente im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe) kamen mit der Idee auf mich zu, einen Teil der Sammlung alter Instrumente im Museum zum Klingen zu bringen. Und zwar diesmal mit ausschließlich ganz avantgardistischer Musik vom 16. bis zum 21. Jahrhundert für Cembalo.

Das ergab eine "Inspirationsbrücke" zwischen dem "Handwerk" der großen Meister dieser Instrumente in der Vergangenheit - und den manchmal verrückten und unerwarteten Ideen heutiger Komponisten.

Was ist das Besondere an der Musik, die für das Cembalo im späten 20. und nun auch im 21. Jahrhundert geschrieben wurde? Gibt es spannende neue Werke, die auf besonders gelungene Weise mit den Klangmöglichkeiten des Cembalos umgehen?

van Delft: Ja, unendlich viele. Eine Menge an Stilmitteln des 20. und 21. Jahrhunderts sind selbstverständlich im neueren Cembalorepertoire wiederzufinden. Das bringt ganz neue Klangmöglichkeiten und -kombinationen, die von Komponisten der Renaissance und Barock noch nicht gesehen worden waren. Vor allem auch im rhythmischen Bereich eröffnet sich eine ganz neue Welt.

Für uns Cembalisten ist es technisch eine Herausforderung, eine echte Erweiterung unserer Aufgaben. Ein schönes neues Stück von Ole Buck für Sopranino-Blockflöte und Spinett (die Instrumentation lässt eigentlich das Schlimmste vermuten), "Gymel" genannt, verwendet zum Beispiel nur die obere Hälfte der Tastatur, also die höchsten Töne. Es lässt uns aber einen unglaublich faszinierenden und auch wunderschönen, klirrenden Sound hören, der an Lebendigkeit glatt einen Frühlingsmorgen in Wald übertrifft.

Welche selten zu hörende Stücke aus dem historischen Repertoire, die ebenfalls in diesem Konzert gespielt werden, sind vielleicht zu Unrecht vergessen?

van Delft: So ganz hundertprozentig vergessen sind die Stücke nicht (in Fachkreisen). Aber manche sind für ein normales Konzert und ein allgemeines Publikum trotz ihres Alters durchaus etwas verwirrend, sozusagen. Die "Canzona francese" von Carlo Gesualdo schwankt hin und her zwischen dem, was man ungefähr erwartet von einem polyfonen Klavierwerk des späten 16. Jahrhunderts, um sich dann aber an mehreren Stellen in totalen Wahnsinn zu stürzen. Fasten your seat belts!

Die Fragen stellte die Redaktion Orchester, Chor und Konzerte.

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