Bobby meets Chopin
Die Kraft der Improvisation
Es ist die Unmittelbarkeit der Improvisation, die sich in Frédéric Chopins Musik niederschlägt und tief in der Folklore Polens wurzelt. Seine Melodien besitzen eine gesanghafte Qualität, auch wenn im Mittelpunkt seines Oeuvres das Piano steht. Gemeinsam mit Bobby McFerrin bringt die NDR Bigband unter der Leitung von Gil Goldstein Chopin auf eine ganz neue Weise zum Singen.
Gil Goldstein ist einer der interessantesten Arrangeure unserer Zeit. Als Keyboarder sammelte er Erfahrungen in den Bands von Jim Hall, Wayne Shorter und Gil Evans, dessen legendäre Arrangements er 1991 für Miles Davis in Montreux rekonstruierte. Seit 2002 arbeitet Goldstein mit Bobby McFerrin zusammen, als Keyboarder, Akkordeonist und Produzent.
Musik als Sprache
McFerrin erzählt dem Publikum am liebsten improvisierte Geschichten ohne Worte. Den Vokalisten schlicht einen Sänger zu nennen sei so unpassend, wie den Grand Canyon als Loch zu bezeichnen, hieß es schon bei seinem Debüt, dem Solo-Album "The Voice" 1983. Inzwischen kennt man McFerrin, der seine Laufbahn als Pianist begann, als universalen Musiker, mit Duopartnern wie Chick Corea, Jack DeJohnette oder YoYo Ma, mit seinem Voicestra und als Dirigent von Orchestern wie dem St. Paul Chamber Orchestra oder den Wiener Philharmonikern.
Seine ersten Erfahrungen mit einem Jazzorchester machte er 2007 als Gast der NDR Bigband. Die Quelle seines sprudelnden Einfallsreichtums als Improvisator sieht McFerrin - wie auch Chopin - in der gesungenen "Volksmusik". So versteht er die Kompositionen des polnischen Jubilars als Teil der weltumspannenden "Sprache Musik" und als Grundlage angeregter Kommunikation mit den Musikern der NDR Bigband.
Dieser mehrstimmige Dialog ist in gleich zwei Konzerten des Schleswig-Holstein Musik Festivals zu hören. Eine "Sprach-Reise" mit zwei Konzert-Terminen nach Polen schließt sich an.
