NDR Bigband feat. Norddeutsche Philharmonie Rostock
Gemeinsam mit der Norddeutschen Philharmonie Rostock, Luigi Grasso als Solist und der NDR Bigband geht es beim Volkstheatersommer in Rostock am 5. Juli mit Bigband-Sound und symphonischem Flair musikalisch nach Italien.
Jazz meets Klassik
Als ein italienischer Historiker kürzlich verkündete, dass die "Spaghetti Carbonara" zwar in Italien, nicht aber von "Mamma", sondern von amerikanischen GIs im letzten Weltkrieg erfunden wurden, war die Empörung groß: ein Verräter an der italienischen Kultur!
"Klar, wenn man Heimat darauf bezieht, wo du geboren wurdest oder den Ort der Familie, ist das etwas sehr Spezifisches", sagt Luigi Grasso, seit 2019 Baritonsaxofonist der NDR Bigband. "Aber 'Haus' bedeutet in einem poetischeren Sinn ganz viele Dinge. Ich war auf dem afrikanischen Kontinent, Paris oder New York und habe Jazz gehört, argentinischen Tango und spanischen Flamenco. Dank der Kunst können diese Dinge, die alle Teile unseres persönlichen Hauses sind, uns näher an andere Menschen oder Orte heranbringen."
Luigi Grasso nimmt seine Heimat überallhin mit - und richtet sie seinem Wohnort gemäß ein. In seiner Musik paart sich italienische Virtuosität mit französischer Eleganz und amerikanisch gefärbtem Jazz, geht Standardartiges mit Freiem und Cooles mit Heißem Hand in Hand.
Luigi Grasso: Kosmopolit aus Italien
Seine Suite "La Dimora dell‘Altrove" beschäftigt sich mit Heimweh, etwas, das die meisten Italiener und Italienerinnen nur zu gut kennen - zumindest reden sie im Ausland gerne drüber. Aber ausgerechnet dafür gibt es in der italienischen Sprache gar kein Wort.
"Ich wollte etwas schreiben, das sich mit dem Thema 'Heimweh' befasst und herausfinden, was dieses Wort für mich bedeutet", sagt Luigi Grasso. "Daher dieses Oxymoron, um zwei Gesichter einer Medaille zu beschreiben, einander entgegengesetzt, aber sich auch ergänzend. So sind daraus zwei Themen entstanden, entgegengesetzt, aber komplementär. Und viele Variationen. Dank der Solisten der NDR Bigband wird das passen wie ein schönes Kleid."
In der Fremde entdeckt man das Eigene leichter als daheim. Luigi Grasso erzählt mit seiner Musik auch viel mehr von der "Heimstatt des Anderen", wie "La Dimora dell'Altrove" am ehesten zu übersetzen wäre. Jeder Ort, an dem er lebte, zeigte ihm eine andere Facette seines Selbst. "Ein Haus, ein Raum kann ja auch etwas Symbolisches sein, ein innerer Raum, ein Raum im Herzen", sagt der Musiker dazu.
Suite Dantesca: Reise in die Vergangenheit
Reist man mit "La Dimora dell‘Altrove" durch die aktuelle Welt, geht es mit "Dantesca" auf eine Zeitreise in die Vergangenheit, zum mittelalterlichen Dichter Dante und dessen antiken Kollegen Vergil und Cato sowie dem Höllenhund Zerberus. Grassos Suite ist dabei kein Werk, in dem die Norddeutsche Philharmonie Rostock einen Solisten nebst Jazz-Rhythmusgruppe mit klassischem Streichkäse und Bläsermacht unterfüttert; es ist vielmehr ein sinfonisches Werk, in dem die Solisten der NDR Bigband zu atmosphärisch dichten Orchesterklängen, fast Filmmusik, den "Cicerone" geben, den Reiseführer in eine Vergangenheit, gesehen von heute.
Musste der Dichter Dante einst ins Exil gehen, erweitert der Musiker Grasso heute freiwillig seine Perspektiven. In seiner Musik geht man mit Luigi Grasso auf Reisen und besucht ihn doch zu Hause.
