"Bilder einer Ausstellung"
Wie würde sich ein Bild anhören, wenn es Musik wäre? Der russische Komponist Modest Mussorgsky beschäftigte sich im Jahr 1874 nicht nur mit der Vertonung eines einzelnen Gemäldes, sondern brachte gleich eine ganze Ausstellung zum Klingen - ein Musterbeispiel der Programm-Musik. In "Bilder einer Ausstellung" beschreibt er Gemälde und Zeichnungen seines einige Monate zuvor verstorbenen Freundes Viktor Hartmann. So unterschiedlich wie die Motive und Themen der Bilder klingen auch die musikalischen Umsetzungen.
Zehn Bilder und eine Ausstellung
Fröhlich, leichtfüßig und äußerst lebendig tritt das "Ballett der unausgeschlüpften Küken" auf. Düster, schwer und sehr statisch dagegen wirkt "Katakomben". Verbunden werden die zehn einzelnen Bilder durch kurze Zwischenstücke, die "Promenaden". Sie beschreiben, wie Mussorgsky durch die Ausstellungsräume flaniert, noch unter dem Eindruck des gerade gesehenen, mit der Aufmerksamkeit aber schon fast bei dem nächsten Bild.
Obwohl Mussorgsky die "Bilder einer Ausstellung" als Suite für Solo-Klavier komponiert hat, wurde das Werk erst in Maurice Ravels Bearbeitung für Orchester richtig erfolgreich - im Jahr 1922, also fast 50 Jahre nach der Fertigstellung der ursprünglichen Fassung. Nach dem französischen Impressionisten Ravel bearbeiteten zahlreiche weitere Musiker verschiedener Genres Mussorgskys Werk. Die britische Band "Emerson, Lake and Palmer" brachte 1971 mit dem Konzeptalbum "Pictures At An Exhibition" eine Progressive-Rock-Variante auf den Markt.
Mussorgsky on jazz
Es gibt Fassungen für Orchesterbesetzungen oder Einzelinstrumente, beispielsweise für Akkordeon, Harfe oder Orgel. Der frühere Chef-Dirigent der NDR Bigband, Dieter Glawischnig, hatte 2004 für seine Vertonung von "Grimms Märchen" Motive aus "Bilder einer Ausstellung" für die NDR Bigband arrangiert und aufgeführt.
Jörg Achim Keller, seit 2008 Chef-Dirigent der NDR Bigband, hat nun ein neues Arrangement geschrieben. "Anders als es in vielen anderen Bearbeitungen der Fall ist, war es mir wichtig, so nah wie möglich am Original zu bleiben, was den Rahmen und die Struktur der Stücke angeht", sagt Keller. Alles dazwischen aber sollte neu werden und musikalisch auf die Stärken der NDR Bigband zugeschnitten sein. "Fast alle Musiker der NDR Bigband kommen irgendwann solistisch zum Einsatz. Die Musik bietet so viel Raum, ist melodisch sehr stark und spricht regelrecht zum Hörer."
Natürlich seien Modest Mussorgskys Kompositionen eine ungewöhnliche Vorlage für ein Big-Band-Arrangement. Aber gerade dadurch, so Jörg Achim Keller, komme man gar nicht umhin, daraus etwas ganz Neues, Zeitgemäßes zu schaffen.
